Oberhausen. Die Hälfte der Oberhausener Grundschulen unterricht mehr Kinder, als eigentlich festgelegt. Die Gründe für die Überlastung des Systems.

Der Druck auf die Oberhausener Grundschulen bleibt hoch. Zwar gehen die Statistikexperten der Stadt davon aus, dass in diesem Jahr der Höchststand an Einschulungen erreicht wurde, aber die Zahlen gehen nur langsam zurück. Die Folgen dieses Anstiegs: An der Hälfte der Grundschulen sind die Kapazitäten überschritten. Zu viele Kinder werden in den Schulen unterrichtet.

Trauriger Spitzenreiter in der städtischen Auswertung ist die Concordiaschule an der Alleestraße. Rechnerisch können hier maximal 200 Kinder unterrichtet werden. Tatsächlich sind es 263. Auch eine zweite Innenstadt-Schule platzt aus allen Nähten: Die Brüder-Grimm-Schule unterrichtet derzeit 361 Kinder – bei einer Höchstauslastung von 300.

Erst in fünf Jahren weniger als 2000 Anmeldungen in Oberhausen

Im aktuellen Bericht über die Grundschulentwicklung, der am Donnerstag, 14. August, im Schulausschuss diskutiert wird, stechen die Wörter „enorm“, „deutlich“ und „knapp“ hervor. Zwar hat die Schulverwaltung schon Maßnahmen auf den Weg gebracht – unter anderem hat die Stadt Container aufgestellt – aber damit kann das Platzproblem nicht dauerhaft gelöst werden. Die Zahl der Einschulungen nimmt in den nächsten Jahren ab, bleibt aber hoch: Im kommenden Schuljahr gehen die Statistiker von 2097 i-Dötzchen aus, erst 2028/29 wird die 2000er Marke wieder unterschritten. In diesem Jahr wurden 2122 Kinder eingeschult. Diese Zahl hat sich auf über 2200 erhöht durch Kinder, die die erste Klasse wiederholen müssen. Das sind in Oberhausen 85. >>> Anmeldung für die Grundschule: Das müssen Eltern wissen

An neun Schulen gibt es derzeit mehr Klassen als eigentlich festgelegt: Neben der Concordiaschule und der Brüder-Grimm-Schule sind das die Hartmannschule, die Melanchthonschule, die Falkensteinschule, die Hirschkampschule, die Jacobischule, die Overbergschule und die Schule am Siedlerweg. Die Klassenstärke variiert und reicht von 23 (Wunderschule) bis 28 (Bismarckschule).

Platzmangel: Osterfeld, Alstaden und Lirich besonders betroffen

Die Schulleiter hatten schon vor einiger Zeit Alarm geschlagen, nun sieht es auch die Schulverwaltung. Besonders betroffen sind nach ihrer Darstellung die Stadtteile Osterfeld, Oberhausen-Ost und Alstaden-Lirich.

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In Alstaden und Lirich müssten in den kommenden drei Einschulungsverfahren 300 Plätze bereitgestellt werden. Die Concordiaschule als bevorzugte Schule am Bero-Zentrum könne dies allein nicht bewältigen, so dass umliegende Schulen Kinder aufnehmen müssten. Die Brüder-Grimm-Schule und die Adolf-Feld-Schule kommen dafür nicht in Frage: Sie sind jetzt schon (über-) voll. Rechnerisch gibt es hier einen Bedarf von zusammen 220 Plätzen, dabei sind nur 150 da. In Oberhausen-Ost muss deshalb nachgebessert werden. Auch müssten die Luisenschule, die Marienschule und die Landwehrschule notfalls einspringen und Kinder übernehmen. >>> Im Ruhestand: Oberhausener hilft Kindern beim Frühstück

Ein möglicher Grund: Die Prognosen stimmen nicht

Zwei Anträge der Linken

Die Links-Fraktion hat aufgrund des Raummangels einen Antrag für den Schulausschuss eingereicht. Sie will unter anderem wissen, wie das Problem zukünftig ohne Container behoben werden könnte.

In einem zweiten Antrag will sie wissen, ob alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte digitale Endgeräte, also Laptops oder Tablets, nutzen können. Da die Zahl der Schüler gestiegen sei, müssten hier Anpassungen vorgenommen werden. Dies sei auch notwendig, um eine soziale Ungleichheit zu verhindern.

In Osterfeld empfiehlt die Verwaltung, die Kapazitäten an der Erich-Kästner-Schule und der Overbergschule zu erhöhen. Dort hatten die zuständigen Service-Betriebe Oberhausen bereits Container aufgestellt. Bei der Jacobischule sei dies nicht nötig. Dort reiche die kurzfristige Container-Lösung aus.

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Warum aber sind die Grundschulen so voll und Oberhausen ist darauf nicht vorbereitet? Eine mögliche Erklärung des Schulamtes lautet, dass die Prognosen nicht schnell genug angepasst wurden. In Berechnungen von 2019 ging man davon aus, dass 2023/24 rund 2050 Kinder eingeschult würden. In Wirklichkeit lag die Zahl höher. Dies verdeutliche die „Notwendigkeit fortlaufender Aktualisierungen“, heißt es in der Vorlage.

Neben dem Zuzug nennt die Schulverwaltung noch weitere Gründe: Zum einen steigt der Bedarf an Betreuungsplätzen im Offenen Ganztag. Mittlerweile liegt die Quote der Kinder, die bis zum Nachmittag bleiben, bei 80 Prozent. Die Schulen brauchen mehr Platz und Mensen. Zum anderen können Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf allgemeine Grundschulen besuchen. Das waren im Schuljahr 2022/23 insgesamt 232 Kinder.