Oberhausen. Die Steinbrinkschule in Oberhausen wurde in das Programm des Vereins „brotZeit“ aufgenommen. Der Verein beliefert immer mehr Schulen in NRW.
- Verein von Uschi Glas kümmert sich um kostenloses Frühstück in der Schule
- Seit diesem Jahr wird auch die Concordiaschule in Sterkrade beliefert
- Schulleiterin Susanne Amrehn sieht dringenden Bedarf
Naya und ihr Bruder Sultan sitzen in der Mensa der Steinbrinkschule. Vor ihnen stehen kleine Teller mit Toastscheiben, die Gläser sind schon ausgetrunken. Gleich wird die Schulglocke ertönen, dann müssen sie in ihre Klasse. Aber jetzt haben sie Zeit. „Es ist ruhig hier, das ist schön“, sagt die achtjährige Grundschülerin. Sie esse am liebsten Toast mit Marmelade. „Und etwas Gesundes.“ Einmal habe es Schokolade gegeben, sagt sie und zeigt lachend ihre Zähne. „Aber da war ein Junge, der hat alles weggegessen.“
Kinder, die hierhin kommen, sind meistens hungrig. Seit dem Frühjahr ist die Sterkrader Grundschule im Programm der „brotZeit“. Die von Schauspielerin Uschi Glas gegründete Initiative kümmert sich mittlerweile deutschlandweit in Grundschulen um ein kostenloses Frühstück. Sie sammelt Spendengelder, von denen die Lebensmittel gekauft werden. Ein Teil stammt auch vom Discounter Lidl. Vor Ort teilen Ehrenamtler das Essen aus.
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Oberhausener engagiert sich ehrenamtlich in der Brotzeit
So wie Rolf Miltz. Der 63-Jährige hat früher bei einer Bank gearbeitet. Im wohlverdienten Ruhestand lernte der Vater dreier erwachsener Kinder die brotZeit-Initiative kennen. In seiner „Bewerbung“ schrieb er, er habe drei Kindern Frühstück gemacht und es nicht verlernt. Jetzt kümmert sich Rolf Miltz mit anderen Freiwilligen um fünfzig Kinder.
„Ich habe es nicht glauben wollen“, sagt Rolf Miltz, der mit einer sauberen Schürze in der wuseligen Mensa steht. „Für mich war es undenkbar, dass meine Kinder ohne Frühstück in die Schule gehen“. Der Rentner kann aber nicht nur Äpfel schneiden und Kakaoflecken aufwischen. Er bringt auch Zeit mit. Die Organisatoren der „brotZeit“ sehen darin eine „Win-Win-Situation“. Manchen Kindern fehlt Zeit, also das, was Ruheständler haben. Rolf Miltz zeigt auf Schülerin Johanna. Anfangs habe sie schüchtern den Raum betreten, mittlerweile blühe sie regelrecht auf. Das sei seine Motivation, entgegen seiner Gewohnheit mehrmals die Woche früh aufzustehen und zur Steinbrinkschule zu gehen. „Wenn man in die Kindergesichter schaut...“
NRW gehört zu den größten öffentlichen Geldgebern
So erging es offensichtlich auch Uschi Glas. Auf der Homepage steht, dass sie die Initiative 2009 gründete, nachdem sie hörte, wie viele Kinder hungrig im Unterricht sitzen und deshalb unter Konzentrationsschwankungen und Bauchschmerzen leiden. Ein Problem, das gerade in den Ballungsgebieten des Ruhrgebietes weit verbreitet ist. Nordrhein-Westfalen ist der größte öffentliche Förderer des Münchener Vereins. 750.000 Euro flossen 2022 in das Projekt. Mehr als 70 Schulen werden derzeit unterstützt, künftig soll die Zahl auf über 200 steigen.
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„Wir Lehrkräfte hören das, wenn der Bauch grummelt oder die Kinder über Kopfschmerzen klagen“, sagt Schulleiterin Susanne Amrehn. Die Steinbrinkschule habe sich schon seit längerem beworben und in diesem Jahr endlich die Zusage bekommen. Amrehn ist erleichtert, dass die Kinder jetzt Brot und Zeit bekommen.
Oberhausener Schulleiterin lobt die Organisation
Die Gründe sind verschieden und zumindest für Amrehn und die Organisatoren nicht wichtig. „Das Projekt soll keinen ausgrenzen, sondern dafür sorgen, dass Kinder gut frühstücken können.“ Jeder, der Lust oder Hunger habe, dürfe kommen. Eine Anmeldung gibt es nicht. „Dass es gut angenommen wird, ist Bestätigung des Projektes.“
Ehrenamtler ständig gesucht
Derzeit hat der Verein genügend Ehrenamtler für Oberhausen. Allerdings können sich Freiwillige jederzeit melden.
Der Kontakt: Nadja Frauenhofer, Projektleiterin für das Westliche Ruhrgebiet: frauenhofer@brotzeit.schule, Telefon: 0179 366 81 178
Womöglich fehle es manchen Familien an Geld. Gründe könnten aber auch auch sein, dass Eltern im Schichtdienst arbeiten und die Kinder ein hohes Maß an Selbstständigkeit haben. Sie wollen dann lieber in Gesellschaft essen, sagt Claudia Stappert, zuständig für die Region Nord. „Es wird aber auch nicht nach dem Warum gefragt.“
Rolf Miltz stimmt es gelegentlich nachdenklich, dass die Kinder nicht ausreichend frühstücken. Andererseits seien da die Gesichter der Kinder. Wie das von Naya und ihrem sechsjährigen Bruder. Einmal, erzählt Naya, sei die Oma einer Mitschülerin mitgekommen. Das muss sehr lustig gewesen sein. „Es macht einfach Spaß hier. Und ich finde es lecker“, sagt sie. Jetzt läutet die Schulglocke. Naya und Sultan stehen auf, räumen ihre Teller und Gläser weg. Rolf Miltz lächelt. Jetzt geht’s ans Aufräumen.