Oberhausen. Als Reaktion auf die Anmeldezahlen stellt die Verwaltung für fast zwei Millionen Euro Container auf. Das stößt in der Politik auf Ablehnung.
Der Ansturm auf die Oberhausener Grundschulen hat erste sichtbare Folgen. An fünf Schulstandorten sollen kurzfristig Container die Raumnot lindern. Die als „Raumzellenanlagen“ bezeichneten Aufbauten sollen nach dem Vorschlag der Verwaltung an der Jacobischule, der Overbergschule, der Melanchthonschule, der Königschule und der Schwarze-Heide-Schule entstehen. Die Links-Fraktion lehnt das Vorhaben ab und stimmte im Rat dagegen.
Die Melanchthonschule in Sterkrade hatte es in dieser Anmeldephase am härtesten getroffen. Für die Schule lagen 78 Anmeldungen vor, dabei bietet sie nur Platz für 56 neue Erstklässler. Eine Erweiterung des Gebäudes ist zwar in Planung, kann aber nicht bis zum Schulstart im August fertiggestellt werden. Die Konsequenz: Bis zum 1. August soll eine zweigeschossige „Raumzellenanlage“ installiert werden. Die Kosten betragen 323.000 Euro. Die Verwaltung bezeichnet die Kosten alarmierend als „erforderlich und unabweisbar, um die Kinder in Oberhausen beschulen zu können“.
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Container für fast zwei Millionen Euro
Dieselbe bedrohliche Aussage steht auch unter den Detail-Erklärungen für die anderen vier Standorte. An der Jacobischule in Osterfeld müssen für die zweigeschossigen Container mehr als 400.000 Euro bereitgestellt werden. An der Overbergschule sind rund 350.000 Euro für einen eingeschossigen Container nötig. Hier muss auch noch der Boden aufbereitet werden. An der Schwarze-Heide-Schule in Sterkrade ist ebenfalls eine Erweiterung angedacht, aber auch die käme zu spät. Deshalb müssen Container für 320.000 Euro her. An der Königschule werden die Räume des Offenen Ganztags in Beschlag genommen. Da diese Räume dann in der OGS fehlen, muss die Stadt kurzfristig Container aufstellen. Kostenpunkt: 450.000 Euro. Insgesamt muss die Stadt rund 1,8 Millionen Euro ausgeben, um genug Platz für die Schulkinder zu schaffen.
Der Millionen-Betrag löst kurzfristig das Platz-Problem. Die Prognosen sehen keine rasche Abnahme der Anmeldezahlen vor. Der Anstieg wird mit der Zuwanderung, dem Zuzug und den Geburtenzahlen begründet. Für junge Familien sind die vergleichsweise geringen Mietpreise in Oberhausen attraktiv. Der Kinder-Zuwachs stellt aber nicht nur die Schulen vor Herausforderungen. Auch in den Kitas fehlt es an Platz. Der Offene Ganztag klagt angesichts des hohen Bedarfs über Personalmangel.
Gewerkschaft kritisiert Container-Lösungen
Allein die Tatsache, dass die Vorlage nicht wie üblich im Ausschuss diskutiert wird, sondern direkt im Rat entscheiden wird, zeigt, wie dringend die Stadt handeln muss. Zum kommenden Schuljahr haben sich fast 2200 Kinder für die erste Klasse angemeldet. Die Gewerkschaft GEW hat die Stadt bereits für die Planungen kritisiert. Sie hätte den Anstieg früher erkennen müssen: „In Oberhausen wurden in den vergangenen Jahren mehrere Schulstandorte aufgegeben. Aufgrund des Geburtenregisters weiß die Stadtverwaltung sechs Jahre im Voraus, wie viele Plätze für die kommenden Jahrgänge benötigt werden. Doch scheint sie daraus nicht die richtigen Schlüsse zu ziehen“, schrieben die Oberhausener Vertreter in einer Stellungnahme.
Die Linke Liste trägt die Planung der Verwaltung nicht mit. Sie hatte stattdessen den Bau beziehungsweise die Wiedereröffnung von zwei Grundschulen vorgeschlagen. In ihrer Ablehnung argumentiert die Fraktion damit, dass ihr Vorschlag, die Heide-Schule wiederzueröffnen, „nicht einmal geprüft“ worden sei. Im Aufstellen von Container sehe die Linke Liste „keine dauerhaft pädagogisch sinnvolle Lösung“, erklärte Ratsmitglied Petra Marx. Sie würden zudem die Bewegungsfläche der Schülerinnen und Schüler verkleinern. „Diese Vorlage ist alles andere als ein gutes Schulentwicklungskonzept“, schließt Marx.