Oberhausen. Reggae-Wortakrobat Greeen hat in Oberhausen über Marihuana gerappt und philosophiert. Mit der Überraschung von 1000 Fans hat er nicht gerechnet.
Reggae-Rapper Greeen ist schon ein Glückskind: Im Schlosshof in Oberhausen hat der Mannheimer eines seiner seltenen Konzerte in diesem Jahr gespielt. Und 1000 Fans lassen ihm den Live-Reigen nicht unkommentiert durchgehen.
Kaum hat der 34-Jährige am Freitagabend die Bühne betreten, schon halten 1000 Fans ihrem Liebling grüne Herzen aus Papier entgegen. Die organisierten Anhänger des Musikers hatten die anerkennende Fan-Aktion vorher genau geplant. Dem Rapper fehlen beinah die Worte: „Das ist das Lustigste, das ich jemals gesehen habe.“
Greeen in Oberhausen: Fans basteln 1000 grüne Papierherzen
Die laue Sommernacht hätte zum Auftakt der Open-Air-Konzertreihe von Indie Radar Ruhr kaum besser passen können. Fünf Auftritte einer Auswahl deutschsprachiger Künstlerinnen und Künstler bringt das Konzert-Label bis zum kommenden Wochenende an die Konrad-Adenauer-Allee. 1000 Fans bei Greeen bedeutet: ausverkauft. Trotzdem kann man im Schlosshof überraschend entspannt stehen.
Direkt vor der Bühne, dort, wo die Arme kreisen und sich manchmal windmühlenartig drehen, stehen sie deutlich dichter zusammen. Sie hören die Melange aus Reggae, Rap und Pop. Greeen fühlt sich am Schloss Oberhausen, in der Nähe der Grünanlage, offenbar wohl. „Wer war schon im Tierpark nebenan? Ich liebe das!“, sagt er und meint das Tiergehege im Kaisergarten.
Hört man in die Songs hinein, hätte das Konzert auch den Soundtrack zur geplanten Legalisierung von Cannabis in Deutschland liefern können, so wie es die Ampelparteien in Berlin in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hatten. Doch weil das Eckpunkte-Papier mit EU-Recht kollidierte, musste die Regierung bekanntermaßen nachbessern. Bislang qualmt die Legalisierung vor sich hin. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums soll sich das Bundeskabinett Mitte August mit dem Gesetzentwurf zum Eigenanbau von Cannabis befassen. Kritiker lehnen das Vorhaben ab. Sie befürchten, dass Gesundheitsrisiken verharmlost würden.
Greeen, der eigentlich Pasquale Valentin Denefleh heißt, gilt als kiffender Rapper. Er singt „Stoned durch den Wald“, „THC“, „High Dude“ und „Süßes Cannabis“. Seine Alben heißen „Ach du grüne Neune“ und „Highland“. In Interviews wird er nicht müde, die Ungerechtigkeit zu betonen, dass die Gesellschaft Alkoholexzesse dulde, während Cannabis-Konsumenten kriminalisiert würde.
Greeen in Oberhausen: Cannabis-Songs als Ausdrucksform
Und so singen sie im Schlosshof: „Oh ja, oh ja, ich smoke Doja. Und lauf' stoned mit Freunden rum. Oh ja, oh ja, grins' wie Joker. Und es geht ein Joint herum.“
In seinem Song „Keine Zeit“ textet er zugleich über die negativen Auswirkungen des Cannabis-Konsums. Ein schlechtes Vorbild für die Jugend wolle er nicht sein. Er sei für mehr Aufklärung über Gefahren, aber nicht für Bestrafung. In Oberhausen sagt er beinah pädagogisch: „Ich liebe Menschen, die meine Musik hören und nicht dabei kiffen.“ In vielen seiner Songs geht es um Beziehungen, gesellschaftliche Probleme und Umweltthemen. Zugleich sind seine Cannabis-Songs jene, die am erfolgreichsten wurden.
Mitten im Konzert bittet Greeen in Oberhausen die Fans zum gemeinsamen Moshpit, eine wild tanzende Menschentraube. Der Rapper steckt dafür selbst mittendrin. Er sagt: „Heute feiern wir das Leben!“ Das kann man so stehen lassen. 100 Minuten Greeen, zuvor eine halbe Stunde Support von Junior Carl. Die Fans verlassen zufrieden den Schlosshof.
>>> Weitere Konzerte mit 1986zig, Esther Graf und Juli
Die Open-Air-Reihe von Indie Radar Ruhr wird im Schlosshof fortgesetzt. Am Freitag, 14. Juli, tritt der meist maskiert singende Popsänger 1986zig auf, der jüngst auch ein Duett mit Silbermond („Nie wieder schlafen“) aufgenommen hat.
Weiter geht es am Samstag, 15. Juli, mit der Österreicherin Esther Graf, die zwischen Pop und Hip-Hop wandelt. Am Sonntag, 16. Juli, beendet die Pop-Band Juli („Die perfekte Welle“) um Sängerin Eva Briegel die Konzert-Serie. Beginn ist jeweils 20 Uhr. Ticket pro Konzert: 35 Euro.