Mülheim. Schon wieder sei ihnen stillschweigend ein Rabatt für die Standmiete gekürzt worden, bemängeln Mülheims Marktbeschicker. Das sagt der Betreiber.

„Mülheim ist Sinnbild von organischem Wachstum“ - mit diesem Satz wirbt die Deutsche Marktgilde als Betreiberin für den Wochenmarkt auf der Schloßstraße. Für den Markt selbst dürfte diese markige Formulierung allerdings kaum gelten. Die Querelen um die Standgebühren, die die Händler - teils seit Jahrzehnten dabei - bezahlen müssen, reißen nicht ab.

Maximal acht Beschicker stehen laut Internet-Übersicht der Marktgilde auf der Schloßstraße, wenn Markttag ist - dienstags, donnerstags, freitags und samstags. An manchen Markttagen spuckt die Website für den Mülheimer Wochenmarkt nur sechs Händler aus. Einen seiner Markttage hat der alteingesessene Obst- und Gemüsestand Henninghaus bereits gestrichen.

Mancher Markthändler in Mülheim hat sich schon zurückgezogen

„Dienstags komme ich seit einigen Monaten nicht mehr nach Mülheim“, sagt Martin Henninghaus, der den Handel bereits in der dritten Generation betreibt, und schildert seine Beweggründe: „Dienstags war der Umsatz sehr wenig geworden - die Leute können ja nicht mehr als essen.“ Dementsprechend deckten sich seine Kunden an den restlichen Markttagen ein. Durch den einen Tag weniger spare er rund 500 Euro, die sonst für die Standmiete, Personal, Strom und Sprit draufgegangen wären, rechnet der Gemüsehändler vor.

Ein weiterer Auslöser war gewesen, dass Henninghaus sich über eine versteckte Gebührenerhöhung durch die Deutsche Marktgilde, die den Markt betreibt, geärgert hatte. Nach einer ersten Gebührenerhöhung im Frühjahr vergangenen Jahres habe die Marktgilde den Händlern im letzten Herbst eine weitere Preiserhöhung „untergejubelt“. Damals ging es um den Maxi-Rabatt, also um die Reduzierung der Gebühren bei flächenmäßig großen Ständen. Für Henninghaus‘ rund 80 Quadratmeter großes Verkaufsareal war der Rabatt demnach von 40 Prozent auf 20 gesenkt worden.

Mülheimer Markthändler beklagt versteckte Preiserhöhung

Jetzt flatterte dem Marktbeschicker - und nicht nur ihm - wieder Post ins Haus, die ihn verärgerte. Diesmal geht es um den Jahresbonus, den Händler erhalten, die mit der Marktgilde einen Vertrag für ein ganzes Jahr abschließen. „Bislang betrug dieser Rabatt 7,5 Prozent des Jahresbeitrages bei 90-prozentiger Belegung“, erklärt Gemüsehändler Henninghaus. Nun aber habe er auf seiner Rechnung entdeckt, dass stattdessen lediglich 3,5 Prozent Jahresbonus gewährt werden. Die Reduzierung sei „stillschweigend erfolgt, ohne uns sowie die anderen Händler darauf hingewiesen zu haben“, übt Henninghaus Kritik am Vorgehen der Marktgilde.

Gemüsehändler Martin Henninghaus betreibt in dritter Generation den Stand auf dem Wochenmarkt auf der Schloßstraße in Mülheim. Er ist nicht zufrieden mit der Organisation.
Gemüsehändler Martin Henninghaus betreibt in dritter Generation den Stand auf dem Wochenmarkt auf der Schloßstraße in Mülheim. Er ist nicht zufrieden mit der Organisation. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Auch einen Stand weiter bei Blumen Meul hat man die Änderung des Jahresbonus zähneknirschend registriert. Die Konsequenz solch versteckter Erhöhungen der Standgebühren bade er aber nicht alleine aus, sagt Norbert Vodor von Blumen Meul: „Um wirtschaftlich zu kalkulieren, müssen wir dann die Preise bei den Blumen erhöhen.“

Dabei weiß der Händler, dass es auch anders geht: „Die Wochenmärkte in Köln, auf denen wir auch stehen, sind viel günstiger. Hier in Mülheim muss ich die Fläche nach Quadratmetern bezahlen, in Köln bezahle ich meterweise nur die Länge des Standes.“ Dass Mülheim zu den kostspieligen Märkten gehört, was die Standgebühren angeht, bestätigt auch der Nussmann, Händler Swier Strobos: „In Mülheim ist es am teuersten. In Kempen etwa organisiert die Stadt den Markt, da zahle ich deutlich weniger.“

Marktgilde zu gestiegenen Standgebühren: Überall steigende Kosten

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Die Marktgilde argumentiert mit Blick auf ihren Gebührenkatalog selbst mit gestiegenen Aufwendungen. Zum gekürzten Jahresbonus heißt es: „Alle Beschicker wurden frühzeitig über die Anpassung des Jahresbonus informiert. Die Anpassung erfolgte bundesweit. Die Gründe hierfür sind neben der schwierigen Marktlage die stark steigenden Kosten.“

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Die hohen Gebühren dürften es nicht leichter machen, neue Beschicker auch für den Mülheimer Markt zu finden. Zwischenzeitlich wieder die Segel gestrichen hat der Süßwarenhändler, der im Frühjahr vergangenen Jahres erstmals seinen Stand auf dem Wochenmarkt aufgeklappt hatte. Martin Rosmiarek von der Deutschen Marktgilde kennt die Ursachen: „Er hat leider aufgehört, und zwar aus zwei Gründen: zu wenig Umsatz und Probleme beim Parken seines Lkw in der Nähe des Marktes. Nach mehreren Knöllchen ist ihm der Kragen geplatzt und er hat sich für einen anderen Markt entschieden.“ Auch der „Fischhandel Zeeland“, der vergangenen Sommer hinzugestoßen war, hat die Schloßstraße nach kurzer Zeit wieder verlassen.

Neuer Foodtruck kommt möglicherweise auf den Mülheimer Wochenmarkt

„Organisches Wachstum“, wie auf der Werbeseite für den Markt proklamiert, wäre aus Kundensicht also wünschenswert. Rosmiarek will‘s positiv sehen: „Ansonsten konnten wir trotz der anhaltenden Flaute im Einzelhandel die Stammbeschicker halten.“ Der Vertreter der Marktgilde kann sogar einen möglichen Neuzugang in Aussicht stellen: „Wir sind aktuell mit einer Firma aus Essen in Verhandlungen, die mit ihrem Foodtruck ab Mitte Juni nach Mülheim kommen möchten.“ Versprochen wird eine kulinarische Fusion zwischen deutscher und kamerunischer Küche mit frittierten Kartoffeln, Süßkartoffeln und Plantains - Kochbananen.

Von dem reduzierten Jahresbonus auf dem Mülheimer Wochenmarkt ist auch der Stand von Blumen Meul betroffen, wie Norbert Vodor berichtet.
Von dem reduzierten Jahresbonus auf dem Mülheimer Wochenmarkt ist auch der Stand von Blumen Meul betroffen, wie Norbert Vodor berichtet.

Bei einem Vor-Ort-Termin soll nach Auskunft von Martin Rosmiarek geprüft werden, ob der Foodtruck zwischen die Baumschalen passt. Die sperrigen, überdimensionierten Pflanzkübel begrenzen die mögliche Fläche für Marktstände - aus Sicht der Marktgilde zu sehr: größere Stände fänden dazwischen keinen Platz. „Zu berücksichtigen ist dabei, dass Rettungswege, Feuerwehranleitungsfläche und Flächen für die Außengastronomie wie verfügbare Marktfläche aussehen können, wir diese jedoch nicht für Marktstände nutzen dürfen“, legt Rosmiarek dar. Die Flächen, die für Marktstände zur Verfügung stünden, seien genau definiert. Die Betreiber des Foodtrucks geben sich in ihrer Bewerbung um einen Platz auf der Schloßstraße indes zuversichtlich: „Unser Truck ist speziell ausgestattet, um auch auf kleinen Märkten problemlos arbeiten zu können.“

Wegen des Feiertages Fronleichnam am Donnerstag, 30. Mai, findet der Wochenmarkt auf der Schloßstraße nicht wie gewohnt statt, darauf weist die Marktgilde hin.

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