Mülheim. Zu Wasserknappheit könnte es auch bei uns einmal kommen. Diesem Schreckensszenario will der Mülheimer Wissenschaftler Mark Oelmann vorbeugen.
Der „Wassermann“ hat eine Mission: Mark Oelmann, Professor für Wasser- und Energieökonomik an der Hochschule Ruhr West (HRW), möchte vorbeugen. Er will intelligente Strategien entwickeln, mit denen man in Deutschland auf Wasserknappheit reagieren kann. Dürreperioden wie in anderen Ländern gibt es in Deutschland zwar noch nicht wirklich, aber der Klimawandel könnte dazu führen, dass es zeitweise an Wasser mangelt. Darauf sollte man vorbereitet sein, findet der 56-jährige Wissenschaftler.
Deshalb absolviert der Studiengangsleiter für „BWL - Energie- und Wassermanagement“gerade ein Forschungssemester in einem Land, in dem man sich auskennt mit Wasserknappheit: Südafrika. An der Uni Kapstadt, am äußerst renommierten Future Water Institute, bildet er sich weiter, tauscht sich mit den dortigen Kollegen in Wasserfragen aus. Kapstadt hat er bewusst gewählt, weil dort 2018 ein unheimliches Szenario drohte, das man „Day Zero“ nannte: „Die Stadt stand kurz davor, völlig auf dem Trockenen zu liegen“, erklärt Mark Oelmann. „Nach drei, vier Jahren mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen, gab es kaum noch Wasservorräte. Die Haushalte konnten nicht mehr versorgt werden. Es sollten Zapfsäulen aufgebaut werden, an denen jede Familie pro Tag nur 25 Liter Wasser bekommen sollte“.
Vorschlag des Wissenschaftlers: Durch sparsame Wassernutzung hohe Investitionen abwenden
Doch so weit kam es nicht. „Weil man klug reagiert hat“, findet der Mülheimer Professor. Man habe am Nachfrageverhalten angesetzt, den Menschen Anreize geboten für einen sparsamen Umgang mit dem Nass. „Bei Wasserkrisen wird häufig versucht, auf der Angebotsseite Abhilfe zu schaffen. Aber eine Meerwasserentsalzungsanlage oder eine Talsperre kriegt man so schnell ja gar nicht gebaut, auch neue Grundwasserquellen zu erschließen, braucht Zeit“, erläutert Oelmann. Außerdem handele es sich um teure Investitionen, die man sich möglicherweise sparen könne, wenn man beim Nutzungsverhalten (vorübergehend) etwas verändere.
Ist das damals in Kapstadt gelungen? „Beim Verbrauch konnten 55 Prozent eingespart werden, das ist eine immense Zahl“, berichtet der Wasserexperte, und erklärt auch wie: „Man hat die Bevölkerung mitgenommen, das heißt sehr gut informiert. Leute, die viel Wasser gespart hatten, wurden öffentlich herausgestellt. Es gab aber auch Wassercitymaps (Karten), die aufzeigten, wo die größten Wasserverschwender saßen. Die arme Bevölkerung bekam weiterhin das Wasser umsonst, aber nur in bestimmten Tagesrationen. Ansonsten hat man über die Preise viel gelenkt. Sie stiegen, sobald der Wasserstand in den Talsperren weiter sank. Die Leute reduzierten daraufhin den Verbrauch.“ Auch einige Verbote habe es gegeben, aber nur wenige: Man durfte den Pool nicht befüllen oder den Rasen nicht sprengen. In der Landwirtschaft konnte man ebenso 40 Prozent Wasser einsparen, wenig ertragreiche Felder durften nicht mehr bewässert werden.
Forscher aus Mülheim: In Deutschland haben sich die Grundwasserstände gerade erholt
Ob und wie diese Maßnahmen auf Europa und auf Deutschland übertragbar sind, das wird Mark Oelmann zum Thema machen. Er will unter anderem auch mit Forschern in Spanien und England darüber diskutieren. Denn dort, ebenso wie etwa auch in Griechenland oder Südfrankreich, ist Wasserknappheit schon ein größeres Problem.. „In Deutschland haben sich die Grundwasserstände in diesem Winter erholt. Es gibt aber Regionen, etwa in Hessen oder Brandenburg, wo die Versorgung phasenweise zur Herausforderung wird. Und das mag in Zukunft zunehmen – auch anderswo. Wenn alle bei Hitze gleichzeitig Wasser haben wollen... Es ist also gut, von Anfang an breit zu denken und beste Lösungen zu finden“, meint der Speldorfer Ökonom und Völkerkundler.
Die „Wasserleute“ der HRW (neben den Wirtschaftswissenschaftlern etwa auch Messtechniker, Informatiker, Bauingenieure) kooperieren mit denen der Uni Duisburg, aber auch mit Ver- und Entsorgern, Verbänden und Behörden. „Das Ruhrgebiet ist ein El Dorado für Wasserforschung“, findet Mark Oelmann. Einige Erkenntnisse, die er nach seiner Rückkehr einbringen möchte in die Diskussion in Deutschland, kann er schon nennen: Wichtig sei eine bessere Aufklärung der Bevölkerung. Die Industrie könne beitragen zur Wassernotstands-Prävention: zum Beispiel durch Teiche auf dem Betriebsgelände. „Ich fände es gut, dynamische Preismodelle und intelligente Zähler zu entwickeln, die mehr Transparenz in die Wasserversorgung bringen und große Investitionen etwa in die Infrastruktur erübrigen würden“, so der Mülheimer. Das sind aber nur drei Ideen von vielen.
Mülheimer Professor hat seine Familie dabei: Kapstadt sei ein spannender Ort
Nach Südafrika begleitet haben ihn seine Frau und zwei seiner drei Söhne. Mit ihnen oder auch alleine reist er im Land herum, um sich Wasserversorgug und Wasserprojekte vor Ort anzuschauen. Zum Beispiel die der Kindernothilfe, zu deren Verwaltungsrat Mark Oelmann gehört. Er selbst ist ohnehin sehr auslandserfahren, war für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit schon in verschiedenen Ländern unterwegs. Kapstadt sei ein „spannender Ort“ für ein Auslandssemester, wenn auch „nicht richtig afrikanisch“ und wegen der offensichtlichen sozialen Unterschiede „nicht immer schön“, so Mark Oelmann. Probleme mit der Wasserversorgung gebe es in der Stadt aktuell nicht, dafür treffe es gerade Johannesburg hart: Das lebensnotwendige nasse Element sei dort äußerst knapp.
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