Mülheim. Das Konzept des Kulturzentrums setzt auf Leitungsteam und Gastdramaturgen. Wieso die ehemalige Geschäftsführerin gegen den Trägerverein klagt.

Der Ringlokschuppen geht neue Wege: Die Stelle der künstlerischen Leitung, die nach der Trennung von Dr. Dr. Daniele Daude (Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin) im November 2023 vakant war, wird nicht neu besetzt. Man möchte ein etwas anderes Konzept fahren, künftig im Team das Programm entwickeln. Drei Kuratorinnen und Kuratoren sollen die inhaltliche Arbeit künftig steuern, zwei werden sich Tanz, Theater und Performance widmen, eine dritte Person betreut das Angebot an Popkultur, das heißt die Reihe der Kabarett-, Konzert- und Comedyveranstaltungen.

„Die künstlerische Arbeit im Ringlokschuppen ist sehr komplex und für eine einzige Person schwer zu bewältigen. Wir haben uns mit verschiedenen Strukurmodellen beschäftigt und denken, es tut dem künstlerischen Prozess gut, wenn mehrere Menschen mit unterschiedlicher Expertise daran mitwirken. Die Entscheidungsfindung könnte dann zwar manchmal etwas schwieriger sein, aber wir absolvieren gerade ein Coaching zur Entscheidungsfindung im Team“, erklärt Leonie Arnold, kaufmänische Leiterin und seit Ende 2023 auch Geschäftsführerin des soziokulturellen Zentrums.

Mülheimer Kulturzentrum sucht Fachkraft für Führungstrio

Es sei zeitgemäß in agilen Teams zu arbeiten statt in einer Hierarchie mit Machtstrukturen, die hinderlich für Innovation sein könnten. „In den letzten Monaten haben wir schon auf diese neue Weise gearbeitet und es hat gut geklappt. Zwar hatten wir zuerst viel Mehrarbeit, aber nun nehmen die Überstunden ab und die Stimmung im Team ist gut. Wir wollen gemeinsam für Mülheim attraktive Angebote entwickeln“, so Leonie Arnold.

Dr. Dr. Daniele Daude (li.) ehemalige Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin, sowie Leonie Arnold, kaufmännische Leiterin und jetzt auch Geschäftsführerin, hatten 2022 gleichzeitig ihre Stellen im Mülheimer Ringlokschuppen angetreten.
Dr. Dr. Daniele Daude (li.) ehemalige Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin, sowie Leonie Arnold, kaufmännische Leiterin und jetzt auch Geschäftsführerin, hatten 2022 gleichzeitig ihre Stellen im Mülheimer Ringlokschuppen angetreten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Stelle einer Dramaturgin bzw. eines Dramaturgen (32 Stunden/Woche), die oder der künftig ein Kuratoren-Team mit Sebastian Brohn (Dramaturg) und Yala Pierenkemper (Kuratorin Popkultur) bilden soll, ist ausgeschrieben und soll möglichst zum 1. Juni besetzt werden. Gesucht wird eine Person, die unter anderem Berufserfahrung als Dramaturg/in in den Bereichen Tanz, Theater und Performance und vorzugsweise ein Studium der Theaterwissenschaften abgeschlossen hat. Es heißt: „Mit der Einführung eines kuratorischen Teams gehen wir neue Wege. (...) Du hast die Chance, Teil des Kernteams zu werden, das langfristig die künstlerische Arbeit des Hauses prägen und entwickeln soll.“ Der oder die Neue solle eine künstlerische Vision und Gesamtkonzeption entwickeln, Themenschwerpunkte und Programmlinien entwerfen, aber auch speziell die Programmplanung für Tanz, Theater und Performance begleiten.

Technische Leitung: Stelle muss ebenfalls neu besetzt werden

Das neue Kernteam solle „Stabilität über Jahre hinweg garantieren“, erklärt Leonie Arnold. Man wolle aber auch immer wieder neue Impulse erhalten und will daher alle zwei Jahre einen Gastdramaturgen oder eine Gastdramaturgin ans Haus holen, der oder die die Programmlinien mitgestaltet. „Das Konzept ist noch in Arbeit, wir würden den ersten Gast aber gerne zum 1. Januar 2025 begrüßen“, so die Geschäftsführerin. Da die Stelle der Künstlerischen Leitung eingespart werde, sei eine Finanzierung dieses Vorhabens möglich.

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Für Erstaunen sorgt eine weitere Ausschreibung auf der Homepage des Ringlokschuppens. Gesucht wird schon wieder eine neue technische Leitung - wie schon vor einigen Monaten. Es sei aktuell nicht einfach, Veranstaltungsfachkräfte zu finden. In der Coronazeit hätte sich viele aus er Veranstaltungsbranche umorientiert, weiß Leonie Arnold. „Wir hatten eine Person gefunden, die zum 1. Juni beginnen sollte, dann aber wegen Krankheit leider absagen musste.“ Aktuell ziehe man zwei Mal pro Woche einen externen technischen Berater zu Rate und engagiere für bestimmte Projekte freie Techniker und Technikerinnen.

Vorgängerin verklagt Mülheimer Trägerverein?

Im letzten Kulturausschuss hatte das Team des Ringlokschuppens über die neuen Entwicklungen im Hause berichtet und die Vertreter von Stadt und Land, also die größten Geldgeber, auch mit dem neuen Konzept überzeugt. „Das ist eine Herausforderung, aber ich persönlich finde es sehr spannend. Ich finde, man sollte dem Modell eine Chance geben. Auch die Idee mit der Gastdramaturgie ist sehr reizvoll“, kommentiert Kulturdezernentin Dr. Daniela Grobe. „Mein Wunsch ist, dass nun Ruhe reinkommt in den Ringlokschuppen, die Mitarbeiter waren in den letzten Monaten stark beansprucht“, so die Dezernentin. Das Kulturzentrum sei schließlich ein sehr wichtiges Produktionshaus für die freie Szene.

Einige Unruhe gibt es aber dennoch, denn die ehemalige künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin Dr. Dr. Daniele Daude hat beim Arbeitsgericht Oberhausen Klage eingereicht gegen den Trägerverein Kultur im Ringlokschuppen e.V. Ein erster Sitzungstermin ist laut Richterin Linda Horn-Nawrath für kommenden Donnerstag anberaumt. Es geht - vereinfacht ausgedrückt - um das Thema Weiter-/Wiederbeschäftigung. Gespräche über Anwälte laufen bereits seit geraumer Zeit. Der Ringlokschuppen selbst „darf“ aktuell keine Auskunft zur Sache geben. Die Stadt hat Kenntis von der juristischen Auseinandersetzung, ist aber nicht involviert. Denn Arbeitgeber ist der Trägerverein. Daniele Daude erklärte auf Anfrage unserer Zeitung, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt zum Thema gerne äußern wolle.

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