Mülheim. Das renommierte Festival startet am 4. Mai. Mit dabei sind ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger, bei den Kinderstücken aber auch Newcomer.

Lesestoff hatten die Mitglieder der beiden Auswahlgremien für die 49. Mülheimer Theatertage in den letzten Monaten zur Genüge. Mehr als 200 Stücke für Erwachsene und 30 Kinderstücke sind 2023 uraufgeführt worden, sie wurden von den Fachleuten akribisch unter die Lupe genommen. „Es gab intensive und kontroverse Diskussionen über jedes Stück, oft aber auch über einzelne Szenen“, weiß Festival-Leiterin Stephanie Steinberg. Schließlich legte man dann aber doch fest, was beim Festival (4. bis 25. Mai) in Mülheim zu sehen sein soll. Als beste deutschsprachige Werke wurden wie immer sieben Erwachsenen- und fünf Kinderstücke nominiert.

Altbekannte Autorinnen und Autoren sind zum Wettbewerb für die Erwachsenen-Stücke eingeladen. Fünf von ihnen waren sogar schon Preisträger, alle sieben konkurrierten einmal oder sogar mehrfach um den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis. Dabei sind Rainald Goetz mit „Baracke“ in einer Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin, Felicia Zeller mit „Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt“ (Inszenierung: Theater Oberhausen), Roland Schimmelpfennig mit „Laios“ (Deutsches Schauspielhaus Hamburg), Ewe Benbenek mit „Juices“ (Nationaltheater Mannheim), Falk Richter mit „The Silence“ (Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin), Thomas Köck mit „forecast:ödipus“ (Schauspiel Stuttgart) und Sivan Ben Yishai mit „Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert“ (Schauspiel Hannover).

Mülheimer Festival ist „thematisch sehr auf der Höhe der Zeit“

Das Festival sei „thematisch sehr auf der Höhe der Zeit“, erklärte Franz Wille, Sprecher des Auswahlgremiums für die Erwachsenen-Stücke. Die Vielfalt der dramatischen Formen sei groß, inhaltlich gehe es häufig um Konfliktlagen, Streitfälle und Bruchstellen. „Bruchstellen zwischen Generationen, sozialen Gruppen, Geschlechtern, politischen Einstellungen, Versionen von Wirklichkeit“, so Wille. Im Zentrum der dramatischen Texte stehen Themen wie Rechtsterrorismus, Wohlstandsgesellschaft, Homophobie, Migration, Emanzipation, häusliche Gewalt, menschliche Autonomie, Zufall und Chaos oder das Ignorieren aktueller Zukunftsfragen.

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Nicht in allen Fällen sei die Jury nach der Lektüre eines Stückes ganz glücklich mit der Umsetzung auf der Bühne gewesen (beim Wettbewerb soll laut Regeln aber lediglich der Text bewertet werden). Zwei der eingeladenen Produktionen seien „richtig fette Inszenierungen“. „Wir waren uns gar nicht sicher, ob sie hier in der Stadthalle überhaupt aufführbar sind. Es bringt das Team in Mülheim an die Kante, aber es wird wohl klappen.“

Das Kinderstück „Geschichten vom Aufstehen“ von Thomas Freyer wird beim Kinderstücke-Wettbewerb in Mülheim gezeigt.
Das Kinderstück „Geschichten vom Aufstehen“ von Thomas Freyer wird beim Kinderstücke-Wettbewerb in Mülheim gezeigt. © WAZ | Marco Prill

Kinderstücke: Alle Autorinnen und Autoren sind erstmals in Mülheim dabei

Am Wettstreit für die Kinderstücke werden ausschließlich Autorinnen und Autoren teilnehmen, die noch nie bei den „Stücken“ in Mülheim zu Gast waren. Ausgewählt wurden Thomas Freyer mit „Geschichten vom Aufstehen“ (Inszenierung: theater junge generation, Dresden), Armela Madreiter mit „südpol.windstill“ (Junges Theater Heidelberg), Marion Brasch mit „Winterkind und Herr Jeminhe“ (theater junge generation, Dresden), Henner Kallmeyer mit „Troja! Blinde Passagiere im Trojanischen Pferd“ (theaterkohlenpott, Herne) und Iona Daniel mit „Dunkelschwarz“ (Junges Theater Münster). Die Siegerin oder den Sieger erwartet hier ebenfalls ein Preisgeld von 15.000 Euro.

Man habe „ästhetisch sowie politisch hochambitionierte Texte“ zu lesen bekommen, erklärt Dr. Björn Hayer, Sprecher des Auswahlgremiums für die Kinderstücke. Darin sei es um urmenschliche Fragen wie Identitätssuche, Einsamkeit oder die Frage nach dem Tod gegangen. „Oft gab es auch einen Brückenschlag ins Politische. Beleuchtet wird etwa der gesellschaftliche Zusammenhalt, auch im Schatten des aktuellen Krieges“, so Wille. Die Texte zeugten „von der unbeirrbaren Suche nach dem trostspendenden Anderen“. Präsentiert werden in Mülheim Geschichten, bei denen es um Frustrationen und Herausforderungen geht und um die Widerstandkräfte, die die literarischen Figuren trotz allem entwickeln.

Großes Festival-Plus-Programm und drei Spielstätten in Mülheim

Die 49. Mülheimer Theatertage starten am 4. Mai in der Stadthalle mit der Ehrung der Vorjahressieger. Spielstätten sind in den kommenden drei Wochen dann die Stadthalle, das Theater an der Ruhr und der Ringlokschuppen. Die Wettbewerbe werden vom Festival-Plus-Programm begleitet. Dazu zählen unter anderem weitere Gastspiele, die Internationale Übersetzerwerkstatt, eine neue Podcast-Reihe, ein neues Online-Festivalmagazin, die Jugend-Jury, Szenische Forschung von Studenten oder auch ein VHS-Kurs, in dem alle nominierten Stücke im Vorfeld gelesen und diskutiert werden.

Der Mülheimer KinderStückePreis und der Mülheimer Dramatikpreis werden schließlich in öffentlichen Jurydebatten am 17. und 25. Mai vergeben. Mülheims Kulturdezernentin Daniela Grobe dankte Land und Bund für die finanzielle Unterstützung des Festivals, zu dem rund 350 mitwirkende Gäste erwartet werden. Die „Stücke“ seien ein Raum für geistige Auseinandersetzung. „Man kann sich austauschen und zu neuen Sichtweisen inspirieren lassen. Das kommt mir im aktuellen gesellschaflticher Diskurs häufig zu kurz“, erklärte sie.

Der Vorverkauf für alle Aufführungen hat begonnen. Alle Termine und Informationen sowie Tickets gibt es auf stuecke.de

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