Mülheim. Acht Freilaufflächen für Fiffi und Co hat Mülheim in den vergangenen Jahren eingerichtet. „Super Sache“, sagen einige. Es gibt aber Konflikte.

Genügend Auslauf mit dem eigenen Hund? Was im Mülheimer Süden nahezu vor der Tür ausreichend möglich ist, gilt längst nicht überall gleich gut. Acht Hundefreilaufflächen hat die Stadt deshalb auf bürgerlichen wie politischen Wunsch im Mülheimer Norden und Osten geschaffen. Oft nur mit einem einfachen Schild in der Mitte gekennzeichnet. Und das ist nicht allein der Grund, warum der Wau-Effekt fehlt.

Am Bedarf liegt‘s wohl nicht: Bestimmt 50 Hunde und Hundehalter besuchen das große Rasenstück an der Ludwigstraße in Heißen, schätzt Nadine Stockamp, die mit Spitz-Dame Mila unterwegs ist. „Das ist eine super Sache, die Fläche ist richtig groß“, lobt sie. Hier kann man also die Fellnase auch mal von der Leine lassen, um mit anderen Hunden herumzutollen. Oder vielmehr: „könnte“.

Nur ein Stöckchenwurf weit entfernt: Mülheims wichtige Hauptverkehrsstraße

Denn der „Hundeauslaufbereich“ liegt ausgerechnet nur einen Stöckchenwurf weit entfernt von der Essener Straße - einem der wohl stärksten Verkehrswege in und aus der Ruhrstadt. Und auch an der Ludwigstraße selbst ist schon mal viel los, wenn am Nachmittag die Eltern ihre Kinder vom nahen Kindergarten abholen.

Viel Platz für den Freilauf gibt‘s hier. Mülheim hat nach und nach acht Hundewiesen im Norden und Osten der Stadt eingerichtet.   
Viel Platz für den Freilauf gibt‘s hier. Mülheim hat nach und nach acht Hundewiesen im Norden und Osten der Stadt eingerichtet.   © Dennis Vollmer | Dennis Vollmer

Des Pudels Kern aber ist: Das Gelände ist zu beiden Straßen hin offen. „Wenn Hunde ausgelassen spielen, oder wenn mal ein Hase auftaucht, kennen gerade Jagdhunde kein Halten mehr“, befürchtet die Heißenerin. Und könnten dann blindlings auf die Straße rennen. Das wäre nicht schön für den Hund und sicher auch nicht für den Autofahrer, glaubt Stockamp.

Zäune gibt es aber derzeit nur, um das angrenzende Regenrückhaltebecken im Westen abzuschirmen und einen Sirenenmast. Um den Freilauf für Hunde dagegen sicherer zu machen, müsste der Zaun aus Stockamps Sicht nach Nordosten und Süden verlängert werden.

Die Anleinpflicht ist auf den Hundewiesen aufgehoben, doch das birgt auch die Gefahr, dass der Hund im Spiel versehentlich auf die Straße rennt.  
Die Anleinpflicht ist auf den Hundewiesen aufgehoben, doch das birgt auch die Gefahr, dass der Hund im Spiel versehentlich auf die Straße rennt.   © Dennis Vollmer | Dennis Vollmer

Umzäunung für Freilaufflächen nicht vorgesehen

Freilich: Längst nicht überall ist ein Zaun notwendig. In Sichtweite aber ist eine solche Sicherung auch dort nicht, wo sie angebracht wäre: Im Zuge der Diskussion um Hundefreilaufflächen sei in den Bezirksvertretungen von vornherein klar gewesen, dass keine Einzäunungen vorgesehen sind, heißt es auf Anfrage bei der Stadt. Mehr als die Zusage des Kämmerers, die Schilder zur Ausweisung des Bereiches finanzieren zu können, gab es zum Beschluss daher nicht.

Und noch eine Erleichterung fehlt für Fiffi: Kotbeutel - oder zumindest ein Behälter dafür, meint Stockamp. Die hat ihre „Survival“-Kombination für alle Fälle immer dabei: „Oben rein, unten raus“, zeigt sie auf ein türkises Säckchen mit Leckerlis, das mit einem Zylinder verbunden ist, in dem die bekannten schwarzen Beutelchen stecken. Für Spitz Mila ist daher alles geritzt.

„Oben rein, unten raus“, Nadine Stockamp ist mit Leckerchen und Hundekotbeutel für das Wesentliche vorbereitet.   
„Oben rein, unten raus“, Nadine Stockamp ist mit Leckerchen und Hundekotbeutel für das Wesentliche vorbereitet.    © Dennis Vollmer | Dennis Vollmer

Tippelnd durch die Tulpen: Achtung Tretminen

Doch nicht jeder Hundebesitzer führt so etwas mit sich, und schwerwiegender noch: Behält den Behälter bei sich. So landen Hassos Häufchen als Tretminen auf dem Rasen, während die menschliche Begleiterscheinung quasi zehenspitzelnd durch die Tulpen tippelt.

Und selbst die Tütchen mit verdautem Hundedarminhalt landen nicht etwa in der eigenen Mülltonne. „Manche Nachbarn haben ihre Tonnen schon mit einem Vorhängeschloss abgesperrt“, zeigt die Heißenerin auf einen Fall in der Nähe. Denn zum Leidwesen der Hundewiesen-Anwohner nehmen die fremd verklappten Kotbeutel im Viertel überhand. „Das würd mir auch ‚stinken‘“, zeigt Stockamp Verständnis für verärgerte Nachbarn.

Natürlich: Hundekot zählt als Abfall und darf vom Besitzer nicht liegengelassen werden. In Österreich regelt das Hundekot-Aufnahmegesetz die Misere, dort sei das kein Problem, weiß Stockamp. Das mag an der österreichischen Mentalität liegen, mutmaßt die Mülheimerin. Bräuchte es also in Mülheim demnächst neben Müll- auch noch pädagogische Hundekot-Detektive?

Mancher Hundebesitzer verklappt die Tütchen in den Mülltonnen der Nachbarn. Ein Anwohner hat seine Tonne deswegen mit einem Schloss abgeschlossen.   
Mancher Hundebesitzer verklappt die Tütchen in den Mülltonnen der Nachbarn. Ein Anwohner hat seine Tonne deswegen mit einem Schloss abgeschlossen.    © Dennis Vollmer | Dennis Vollmer

Hundewiesen in Mülheim sind schon seit zwei Jahrzehnten in der Diskussion

Jedenfalls scheint auch diese Situation von den gutmeinenden Machern der Hundewiesen bislang nicht bedacht worden zu sein. Obwohl die Debatte darum schon seit wenigstens 19 Jahren läuft: „Zerstörte Rasenflächen, Anleinpflicht, fehlende Hundeauslaufplätze, kaum Bußgelder, zu wenig Kontrolle, Hundekot – alles kocht in hitzigen Debatten wieder und wieder hoch, wenn das Zusammenleben von Mensch und Hund verhandelt wird“, hieß es schon 2005, als die CDU die Verwaltung damit beauftragen wollte, geeignete Hundefreilaufflächen festzulegen.

Lange Zeit blieb es bei der Hundewiese am Auberg, die zu Coronazeiten mächtig unter Druck geriet. Erst 2020 einigte sich die Politik zumindest in zwei Bezirksvertretungen auf jeweils vier Flächen - 17 hatte die Verwaltung vorgeschlagen. Und auch mit nur minimalstem Aufwand: einem Schild in der Mitte. Nur der Mülheimer Süden (BV 3) lehnte sie vorerst ab, mit Fingerzeig auf die Natur vor der Tür. Eingeführt wurden sie 2022 und 2023 nach und nach an acht Stellen in der Stadt: am Eppinghofer Bruch in der Altstadt I, am Damaschkeweg und Schildberg in Dümpten. An der Blumenthalstraße in Styrum, Mühlenstraße (Altstadt II) und Mendener Höhe. Am Lohbecker Berg in Menden-Holthausen oder eben hier an der Ludwigstraße in Heißen.

Sie alle sind jedoch als Pilotprojekte angestoßen und werden nach drei Jahren evaluiert. Ob sie bleiben werden, hängt also nicht zuletzt vom Gelingen, von der Akzeptanz der Hundebesitzer wie auch des Umfelds ab. Für Nadine Stockamp ist es klar, dass seitens der Stadt mehr getan werden müsste: „Als Hundehalterin zahlt man in Mülheim Steuern dafür, dass der Hund hier laufen und atmen darf. Man bekommt aber leider wenig geboten.“

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