Mülheim. Hauptdarsteller sind Säugetiere, Vögel, Insekten, Amphibien. Geduld war alles für Hobbyfilmer Otto Kieker. Auf den Rehbock wartete er acht Tage.
Acht Tage lang lag er mit seiner Kamera auf der Lauer, dann endlich kam der stattliche Rehbock mit dem beachtlichen Gehörn aus dem Dickicht heraus. Otto Kieker (85) filmte ihn – wie so viele andere Tiere. Denn der 85-Jährige arbeitete jahrelang mit viel Eifer und Geduld an einer Dokumentation über die Fauna und Flora in den Mülheimer Ruhrauen. Im Haus Ruhrnatur auf der Schleuseninsel wird der Film am Samstag, 16. März, um 14 Uhr gezeigt.
Alles fing vor etlichen Jahren mit dem Eisvogel an. Der Berufsjäger aus der Eifel, der schon immer gerne fotografierte und filmte, hörte davon, dass man diese prachtvollen, bunten Tierchen in Mülheim vor die Linse bekommen könne. „Ein Bekannter erzählte mir, dass einige Eisvögel immer in Kocks Loch nahe der Ruhr brüten. Da bin ich hin, und ich war nicht der einzige Interessierte. Es wimmelt dort an manchen Tagen vor Hobbyfotografen“, berichtet er. Die Eisvögel, so Otto Kieker, „bauen in den Baumwurzeltellern umgestürzter Pappeln ihre Bruthöhlen“. Er selbst kenne mittlerweile sieben solcher Brutstellen in den Ruhrauen. Dort habe er die hübschen blauen Langschnäbel entdeckt und von Weitem aufgenommen. Sein so entstandener Eisvogel-Film wurde schon mehrmals in Mülheim gezeigt.
Naturfilm ist erstmals im Haus Ruhrnatur in Mülheim zu sehen
Jetzt hat aber eine ganz neue Dokumentation des naturliebenden Rentners im Haus Ruhrnatur Premiere. „Natur zum Staunen“ lautet der Titel, gezeigt werden die vielfältigen Lebensräume von Tieren und Pflanzen entlang der Ruhr in Mülheim – und an ihren Altarmen. Hauptdarsteller sind Säugetiere, Vögel, Insekten und Amphibien, die bei der Nahrungssuche, bei Balz, Paarung und Aufzucht ihrer Jungen aufgenommen wurden.
Wie oft er von der Voreifel rund 85 Kilometer gefahren ist, um in Mülheim in der Natur zu filmen – Otto Kieker weiß es gar nicht mehr genau. „Hunderte Male, ich war in den letzten drei bis vier Jahren fast jede Woche dort, manchmal auch mehrfach“, berichtet der Rentner. Füchse, Nutrias, Graureiher, Rehe, aber auch Gänse und Enten, die permanent oder als Wintergäste nahe der Ruhr in Mülheim leben, hat er beobachtet und mit der Kamera verfolgt. „Ich war zu verschiedenen Jahreszeiten vor Ort, mein Film bildet einen Jahreszyklus ab – von Januar bis Januar“, erläutert er.
Naturliebhaber musste beim Filmen in Mülheims Natur Geduld mitbringen
Geduld musste der Naturliebhaber jede Menge mitbringen. „Ich war eben wie ein Tierfilmer unterwegs. Oft musste ich fünf, sechs Stunden warten, bis das Tier, das ich aufnehmen wollte, sich auch zeigte“, erzählt er. Manchmal klappte es auch gar nicht, aber aufgeben wollte Otto Kieker nie: „Man ist innerlich enttäuscht, sagt sich aber: Morgen pack‘ ich es!“ Sein früherer Beruf als Berufsjäger auf den Ländereien eines Herzogs in Düsseldorf kam ihm bei seinem Hobby zugute. „Ich kenne den Lebensrhythmus eines jeden Tieres“, sagt er. So konnte er erahnen, wann und wo welches Tier anzutreffen ist.
Fertigte Otto Kieker früher 16mm-Filme an, so ist er 2016 ins Digitale umgestiegen. „Aufgrund meines Alters und meines Berufs bin ich mit Computern wenig bis nie in Kontakt gekommen“, sagt er. Also suchte und fand er mit Klaus Krafft einen Mitstreiter, der ihm half, das umfangreiche Rohmaterial zu einem Film zusammenzuschneiden. Das Drehbuch und die Texte zu den Aufnahmen stammen natürlich von ihm selbst. Ein besonderer Höhepunkt der 90-Minuten-Doku ist übrigens eine Eisvogelbalz. Der Zuschauer erfährt aber auch, was dem Liebesspiel der wunderschönen Vögel folgte.
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