Mülheim. Rund 11.000 m2 Verkaufsfläche sollen es werden, Mülheims Politik hat zugestimmt. Wo das riesige Gartencenter entstehen soll und weitere Details.
Stadtverwaltung und Politik machen sich auf den Weg, um Baurecht zu schaffen für ein neues Gartencenter im XXL-Format.
Entstehen soll es an der Oberheidstraße, auf einem ehemaligen Sportplatzgelände, auf dem heute noch Holzhäuser stehen, die in den vergangenen Jahren der Flüchtlingsunterbringung gedient haben. Mit dem Beschluss unter anderem zum Bau eines neuen Flüchtlingsquartiers auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei am Hauptfriedhof in Holthausen sieht die Stadtverwaltung keine Notwendigkeit mehr, den Standort Oberheidstraße in Dümpten in Betrieb zu halten.
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2016 baute die Stadt Mülheim auf altem Sportplatz Häuser für Flüchtlinge
2016 hatte die Stadt die Holzhäuser an der Oberheidstraße errichtet, um im Zuge der starken Flüchtlingsbewegungen seinerzeit wie anderswo in der Stadt Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Schon Ende vergangenen Jahres hatte sie begonnen, die Unterkunft in Dümpten mit 184 Betten freizuräumen. Aktuell wohnen nur noch neun Menschen dort. Ende Februar sollen auch sie umgezogen sein.
Seit 2019 verfolgt die Stadt das Ziel, das Gelände anderweitig zu nutzen. Es sollte an Ort und Stelle der Gewerbeflächenknappheit begegnet werden, die Politik setzte ein Bauleitplanverfahren hierfür Ende jenes Jahres in Gang, es gab eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung. Jetzt, mehr als vier Jahre später, hat Mülheims Planungspolitik das Verfahren auf neue Füße gestellt für ein konkretes Ansiedlungsvorhaben: Schley will an Ort und Stelle, zwischen Tennis-Center Moraing und Wohnbebauung an der Mühlenstraße, ein Gartencenter bauen.
Baustart für neues Gartencenter in Mülheim schon für 2025 im Visier
Ein vorhabenbezogener Bebauungsplan soll dafür geschaffen werden. Das Grundstück, das die Stadt an Schley veräußern will, wäre als Sondergebiet einzustufen. Überrascht zeigten sich nun Teile der Politik, dass das Planungsamt das Verfahren nicht noch mal auf Start setzen will, sondern trotz geänderter Nutzung die erste Öffentlichkeitsbeteiligung aus Anfang 2020 wohl nicht zu wiederholen gedenkt.
Planungsamtschef Alexander Behringer äußerte die Hoffnung, schon Ende des Jahres die Planungen so weit vorangetrieben zu haben, dass mit allen notwendigen Gutachten ein Entwurf in die zweite, dann letztmalige Beteiligung der Öffentlichkeit geht. Dann könnten etwa auch benachbarte Anwohner der Mühlenstraße noch einmal Einwendungen formulieren. Würde bedeuten, dass Schley womöglich schon 2025 bauen könnte.
Schley‘s Blumenparadies plant mit 11.000 Quadratmetern Verkaufsfläche
Die Investorin, die am Flughafen unter „Schley‘s Blumenparadies“ schon ein Gartencenter für Kundschaft auch aus Mülheim betreibt, will in Dümpten ein Center mit rund 11.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und einem Café mit mehr als 300 Quadratmetern und Galerie im Obergeschoss bauen. Rund 260 Stellplätze sind in kreisrunder Anordnung vor einem Neubau geplant.
Die Stadt hat keine Bedenken, dass sich die Ansiedlung des Gartencenters negativ auf die Nahversorgungszentren im Umfeld auswirkt. Es gebe keinen Widerspruch zu den diesbezüglichen Festlegungen im Einzelhandelskonzept für Mülheim aus dem Jahr 2015, heißt es. Der überwiegende Teil der Verkaufsfläche im neuen Gartencenter werde „aus nicht zentren- und nahversorgungsrelevanten Sortimenten“ bestehen. Eine entsprechende gutachterliche Bestätigung dazu liege bereits vor.
Mülheimer Wege im Grünstreifen an der A40 sollen erhalten bleiben
Das Gebiet, über das der neue Bebauungsplan gelegt werden soll, ist kleiner als noch beim Startschuss in 2019. Außer dem Areal für das Gartencenter will die Stadt an der Oberheidstraße nur eine Buswendeschleife für den ÖPNV sichern und einen Standort einer Wertstoffsammelstelle. Weder ist das Tennis-Center Teil des Plans noch die benachbarte Wohnbebauung im Dreieck von Oberheid- und Mühlenstraße. Auch der Schutz umliegender Grünflächen ist entgegen der ursprünglichen Planung aus 2019 nicht mehr Bestandteil. Herausgenommen ist somit auch ein Bereich an der Straße „Im Beckerfelde“ südlich der A40.
Die Stadtverwaltung verspricht derweil, dass der bestehende, parallel zur Autobahn verlaufende Fuß- und Radweg erhalten bleiben soll. Das gelte auch für den Verbindungsweg zur Oberheidstraße, allerdings mit leicht veränderter Wegeführung. Man werde ihn als öffentliche Grünfläche sichern.
SPD fragt: Gab es keine Alternativen zu einem Gartencenter?
Die planungspolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Erd, merkte den ausbleibenden baurechtlichen Schutz umliegender Grünflächen entlang der A40 zuletzt im Planungsausschuss kritisch an, ebenso die ihr sehr hoch erscheinende Anzahl von 160 Pkw-Stellplätzen vor dem Center. Sie mahnte weniger Bodenversiegelung an, ebenso möglichst hohe Klimastandards im Bau. Oliver Willems (SPD) forderte eine genaue Verkehrs- und Immissionsanalyse zum Schutz der Nachbarn ein.
Wohl angesichts der zahlreichen und über Jahre wiederholten Klagen auch seitens der städtischen Wirtschaftsförderung, selbst Mülheimer Bestandsunternehmen fänden in der Stadt keine Expansionsflächen mehr, richtete Willems die Frage an Alexander Behringer als zuständigen Amtsleiter, ob es für die Entwicklung der Gewerbefläche nicht alternative Interessenten gegeben habe. Man sei davon ausgegangen, dass es auf der Fläche ein Angebot für Kleingewerbe geben werde. Behringer musste passen: „Mir sind keine weiteren Anfragen bekannt.“ In Gesprächen mit Schley sei man schon seit 2022, habe das Projekt wegen der Flüchtlingsunterbringung vor Ort aber nicht voranbringen können.
Petra Seidemann-Matschulla (CDU) erinnerte sich derweil daran, dass auch eine Spedition 2019 Interesse an einer Ansiedlung bekundet habe. Da könne man nun doch froh sein, dass es ein Gartencenter werden soll.
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