Mülheim. Ob es stürmt, ob es schneit oder die Sonne scheint: Die Ruhr Richtung Kettwig ist für den Kanuten Gerd Kampf ein wundervolles Stückchen Erde.
Der Himmel über der Ruhr ist grau, es ist Januar und ungemütlich draußen. Dass das Thermometer um 10 Uhr früh genau 7 Grad anzeigt, macht Gerd Kampf aber nichts aus. „Ich gehe gleich aufs Wasser, die Temperatur ist fürs Paddeln unerheblich“, sagt er. Mit seinem Seekajak namens Nanuk, das 5,30 Meter lang und rund 23 Kilogramm schwer ist, will er vom Kanusport-Verein an der Mendener Brücke bis zur Ruhrtalbrücke oder nach Kettwig fahren – und natürlich auch wieder zurück. Es ist seine Hausstrecke und auch sein Lieblingsrevier. Dreimal in der Woche ist er hier als Wanderpaddler unterwegs, genießt die Schönheit der Natur und die Ruhe auf dem Fluss. „Zwei Stunden auf der Ruhr sind wie ein Tag Urlaub“, findet er.
Die Ruhr – der Wanderwart des Kanusport-Vereins liebt sie wie so viele andere Mülheimerinnen und Mülheimer auch. „In diesem Winter konnten wir leider nicht so oft rausfahren. Es gab lange Hochwasser und die Strömung war zu stark. Ab einem gewissen Wasserstand dürfen wir nicht mehr aufs Wasser, denn dann sind wir nicht mehr versichert“, erklärt Gerd Kampf. Die Messwerte (Pegelstand, Durchfluss, Fließgeschwindigkeit) in Hattingen seien für die Mülheimer Wassersportler ausschlaggebend. Wenn diese zu hoch sind, ist es natürlich viel schwieriger, das Boot zu beherrschen und unfallfrei zu paddeln.
Mülheimer Paddler-Paar wird von Schneetreiben überrascht
Die idyllischste Stelle zwischen Mülheim und Essen – der 74-Jährige kann sich nicht festlegen, es gibt so viele. Die schönste Stimmung herrscht für ihn, wenn es im Oktober oder November knackig kalt ist, um 8 Uhr früh noch der Nebel über dem Fluss liegt, die Sonne dann aber an einigen Stellen durchbricht. „Das ist einfach wunderschön“, schwärmt Gerd Kampf. Manche Biotope im Flussverlauf dürfen zu bestimmten Zeiten nicht befahren werden, aus Naturschutzgründen. Andere Nebenarme aber schon. „Dort sieht man dann Enten, Haubentaucher, Schildkröten oder auch schon mal Nutrias“, erzählt der passionierte Wanderpaddler. Ein Mal im Jahr sorgen die Mülheimer Kanusportler auch für Ordnung im Naturparadies, fischen Müll aus dem Fluss heraus.
Kettwig können geübte Sportler in einer Dreiviertelstunde erreichen, fahren die Wanderpaddler in der Gruppe los, lassen sie sich dagegen Zeit. „Wir wollen uns etwas ansehen, Fotos machen“, sagt Gerd Kampf. Dann dauert die Hinfahrt auch mal 1 Stunde 10 und die Rückfahrt (mit der Strömung) 60 Minuten. Das Wetter spielt für die Flussfreunde keine Rolle. „Mit meiner Frau Gisela bin ich auch schon bei Minusgraden losgefahren und in Höhe der Ruhrtalbrücke sind wir dann in ein heftiges Schneetreiben geraten, das hat uns beiden richtig Spaß gemacht“, erzählt Gerd Kampf.
Wissens-Markt in Stadthalle
„Fluss ohne Ufer“ heißt der Wissensmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen, der am Samstag, 3. Februar, von 18 bis 23 Uhr in der Mülheimer Stadthalle stattfinden.
90 Expertinnen und Experten geben in Einzelgesprächen ihr Wissen über die Ruhr weiter. Wissenschaftler ebenso wie viele andere Menschen, die mit den Themen Wasser und Gewässer zu tun haben (z.B. Kanute Gerd Kampf).
Jede/r Interessierte kann spontan vorbeikommen und ein Gespräch buchen. Informationen dazu gibt es auf vier.ruhr
Vom Sauerland bis nach Müheim - eine anstrengende Paddelstrecke
Mit dem Faltboot, dem Kajak oder dem aufblasbaren Boot hat das Ehepaar, alleine oder in der Gruppe, schon viele Tripps unternommen, oft inklusive Übernachtungen „in der Wildnis“. Auf der Mosel, der Niers, der Lippe oder der Lahn waren sie unter anderem unterwegs, auf den Masurenseen in Polen und kürzlich auch auf der Ostsee. „Da sind wir vom Festland rüber nach Rügen gefahren, bei ein Meter hohen Wellen. Das war sportlich anspruchsvoll, aber ein tolles Erlebnis“, berichtet Gerd Kampf. Zuvor hatten die zwei Ruheständler allerdings auch an einem Seepaddelkursus teilgenommen.
Immer wieder aber ist es die Ruhr, durch die Gerd Kampf gleitet. Letztes Jahr ist er gen Westen gepaddelt, bis zum Rhein und dort dann Richtung Holland abgebogen. Diverse Male bewältigte er die Strecke Hattingen - Mülheim, an der es zwar keine Schleusen, aber mehrere Bootsrutschen gibt, das Kanu aber auch mal umgetragen werden muss. Gereizt hat es den Wanderwart (er organisiert die Touren für seinen Verein) aber auch, die Ruhr einmal in Gänze zu befahren. „Laut Flussführer ist das möglich, wir sind bei Neheim-Hüsten gestartet, unterwegs aber auf einige Hindernisse gestoßen. Es gab Umtragestellen, wo wir das Boot anderthalb Kilometer schleppen mussten, und ein Boot samt Zelt wiegt schon seine 45 Kilogramm.“
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Die Ruhr weckt Erinnerungen an die Kindheit in Mülheim
Die Ruhr weckt in Gerd Kampf immer wieder Kindheitserinnerungen, mit Freunden hat er an der Florabrücke, unterhalb des Wehrs, das Schwimmen gelernt. Mit dem Großvater hat er westlich der Eisenbahnbrücke Rotaugen und andere Fische geangelt. „Gleich beim ersten Mal hab ich aus Mitleid einen großen Fisch wieder reingeworfen, da war mein Opa richtig sauer“, erzählt er. Heute nutzt er den Fluss als Sportrevier und Naturoase zur Entspannung. Von seinem „Leben an der Ruhr“ (und vom monatelangen ehrenamtlichen Einsatz der Mülheimer Kanusportler im Ahrtal nach der Hochwasserkatastrophe) berichtet der Wanderpaddler beim Markt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen am Samstag, 3. Februar, 18 bis 23 Uhr, in der Stadthalle (siehe Info-Box). Der ganze Abend kreist um den Lieblingsort der Mülheimerinnen und Mülheimer – unsere schöne Ruhr.
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