Mülheim. Gut 150 Demonstranten forderten Samstag in Mülheim eine lückenlose Aufklärung zum Tod des Flüchtlings Ibrahima Barry nach einem Polizeieinsatz.
Gut 150 Menschen, darunter viele aus Mülheims afrikanischer Community, kamen am Samstag auf dem Kurt-Schumacher-Platz in Mülheims Innenstadt zusammen, um „Gerechtigkeit“ für den eine Woche zuvor nach einem Polizeieinsatz im Saarner Flüchtlingsdorf verstorbenen Guineer Ibrahima Barry einzufordern und dem jungen Mann zu gedenken. Die Demonstrantinnen und Demonstranten machten dabei ihre Zweifel deutlich, dass es eine lückenlose Aufklärung des Polizeieinsatzes und der Todesursache des jungen Afrikaners geben wird.
Immer wieder schallte „Justice for Ibrahim“ über den Platz während der knapp zweistündigen Kundgebung, zu der der Verein Makroscope, das Autonome Zenrum (AZ) sowie das Antirassismus-Telefon Essen eingeladen hatten. Schon zu Beginn brachte Cathrin Ernst (Makroscope) zum Ausdruck, dass man „bestürzt und wütend“ sei über die Vorfälle am Samstagabend des 6. Januars in der Flüchtlingsunterkunft in Saarn. Sie warf die Frage auf, wieso es der Polizei nicht gelungen sei zu deeskalieren, als die hinzugerufenen Beamten den jungen Mann („in einer psychischen Ausnahmesituation“) bei ihrer Ankunft in dessen Zimmer vorgefunden hätten.
Mülheimer Initiatoren fordern unabhängige, auch parlamentarische Aufklärung
Wie andere Teilnehmer der Kundgebung bezweifelte Ernst, dass die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei Bochum von Neutralität geprägt sind und sein werden. Ernst beklagte eine Diffamierungskampagne seitens Polizei und Stadtverwaltung gegen den jungen Guineer, es sei „keinerlei Aufklärung zu erwarten, sondern Vertuschung“. Sie forderte eine unabhängige, auch parlamentarische Aufklärung hinsichtlich der Vorgänge am 6. Januar und der Verletzungen des Guineers sowie den sofortigen Verzicht auf den Einsatz von Tasern bei Polizeieinsätzen.
Immer wieder fiel am Samstag auch das Wort „Mord“, obwohl es hierfür bislang keine belastbaren Hinweise gibt. Viele richteten diesbezüglich den Blick auch gen Dortmund, wo sich seit Januar fünf Polizisten vor Gericht verantworten müssen nach dem Tod des 16-jährigen Senegalesen Mouhamed Dramé. Dieser war am 8. August 2022 bei einem Polizeieinsatz auf einem Hinterhof der Dortmunder Nordstadt von fünf Schüssen einer Maschinenpistole getroffen worden.
Vorwurf: Afrikaner und Araber fühlten sich hier in Deutschland „behandelt wie Tiere“
„Ich kann nicht verstehen, wie sechs Polizeibeamte einen Jungen nicht überwältigen können, ohne ihn zu töten. Das ist eine Lüge, das wollen wir nicht akzeptieren“, sagte der Guineer Sow Alpha mit Blick auf den Mülheimer Todesfall. Von der Dortmunder Initiative „Justice for Mouhamed“ sprach William Dountio. Er sieht Parallelen zwischen dem Mülheimer und Dortmunder Fall, sprach von militarisierter Polizei, systematischer Diskriminierung schwarzer und arabischer Menschen durch die Polizei. Viele wiederholten das, was auch Dountio anprangerte: Afrikaner und Araber fühlten sich hier in Deutschland „behandelt wie Tiere“. An NRW-Innenminister Herbert Reul sei es zu erklären, „warum seine Polizisten so viele Menschen töten“.
Die Kundgebung, begleitet von der Polizei, blieb friedlich. Es gibt Planungen für weitere Kundgebungen am 19. und 27. Januar. Vorbereitet wird darüber hinaus ein Spendenaufruf, um eine Überführung des Leichnams von Ibrahima Barry (den Behörden sind auch andere Schreibweisen bekannt) zu seiner Familie in Guinea finanzieren zu können.
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