Mülheim. Ihre Familien sind einkommensschwach, ihr Alltag ist bestimmt vom Sparen. Wie knapp 30 Mülheimer Kinder trotzdem eine schöne Bescherung erleben.
Ihre Wunschzettel laufen nicht über, sind kurz gehalten, die Wünsche darauf: bescheiden. Denn die Kinder der Menschen, die das Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz) betreut, wissen, dass sie nicht viel erwarten können an Weihnachten. Ihre Eltern haben kein Geld für teure Geschenke, sparen sich ohnehin im Alltag manches vom Munde ab, damit es ihre Söhne und Töchter so gut wie eben möglich haben. Die finanziellen Nöte ihrer Familien sind für die Jungen und Mädchen allgegenwärtig - jetzt aber stehen sie vor einer schönen Bescherung, dank der Weihnachtswunschbaum-Aktion der AOK Regionaldirektion Ruhrgebiet. 27 Kindern, deren Eltern beim Malz in der Beratung sind, erfüllt das Christkind Wünsche.
Eine Leselampe, die man ans Bett klemmen kann „für Mädchen“, wünscht sich Arza. Die 15-Jährige will es sich mit der Klemmleuchte nicht einfach besonders gemütlich machen, sie hätte schlicht keine Möglichkeit, eine Lampe mit Fuß zu stellen. Denn in ihrem Zimmer, das sie mit ihren drei Geschwistern teilen muss, ist kein Platz für Nachttische. Und so steht auch auf dem Wunschzettel ihres jüngeren Bruders Athin, 13 Jahre alt: „Jungen-Leselampe fürs Bett mit Klemmen“. Bislang können die Jugendlichen abends nur lesen, wenn das große Licht brennt - doch das hält ihre beiden kleinen Geschwister vom Schlafen ab. Leselampen sollen hier Abhilfe schaffen, aber eben solche, die wenig Raum einnehmen.
Mülheimer Kinder stammen aus Familie, die vor dem Bürgerkrieg aus Sri Lanka geflüchtet ist
Die Eltern von Athin und Arza stammen aus Sri Lanka, sind einst vor dem Bürgerkrieg dort geflohen. Der Vater, den wir für unsere inzwischen beendete Benefiz-Aktion Jolanthe zugunsten des Malz porträtiert haben, schlug sich Jahrzehnte lang mit kräftezehrenden Hilfsjobs durch. Nun, mit Anfang 50, gilt er als chronisch krank und kann nicht mehr arbeiten. Seine Frau, die deshalb für den Lebensunterhalt sorgte und Vollzeit arbeiten ging, hat gerade das vierte Kind bekommen. Beengt sei das Zuhause der Familie, weiß Malz-Betreuerin Gabi Spitmann, die die Antonys seit Langem begleitet. Umso glücklicher werden Arza und Athin sein über die unverhofften Gaben des Christkindes, das die AOK zum Malz geschickt hat, ist sie sicher.
Auch Aymma und ihr Bruder Haris leben auf engstem Raum mit ihren Eltern, die 15-Jährige und der 13-Jährige müssen sich sogar ein Bett und einen Schreibtisch teilen, weil weder Platz noch Geld für eine andere Lösung da ist. Darüber hatten sie im Rahmen der Berichterstattung für die Jolanthe-Aktion berichtet. Auch die Wünsche von Aymma und Haris ufern nicht aus, sind mehr als bescheiden: Die 15-Jährige würde sich - ganz Teenager - über Schminke freuen. Ihr jüngerer Bruder wünscht sich einen Lederfußball und hat auf dem Wunschzettel notiert: „Bei Tedi gibt es günstige“.
Statt Spielzeug schreibt ein elfjähriger Mülheimer Junge einen warmen Schal auf den Wunschzettel
Einen Fußball fände sicher auch Karim toll, doch der Elfjährige notiert etwas anderes auf dem Zettel, dem die Mitarbeitenden der AOK Regionaldirektion Ruhrgebiet vom Wunsch zur Wirklichkeit verhelfen: „Handschuhe und warmer Schal in Schwarz.“ Der elf Jahre alte Karim ist einer der vier Söhne der Malz-Klientin Nani, die diese Redaktion Anfang des Jahres vorgestellt hat.
Sie sagt über ihren Zweitjüngsten: „Er ist wie ich und friert oft, deshalb hat er sich etwas Praktisches gewünscht.“ Dass ihr Jüngster, der Fünfjährige, als Herzenswunsch ein Auto notieren ließ auf dem Wunschzettel, wundert seine Mutter nicht: „Autos, Autos, Autos - er ist verrückt danach“, lacht Nani. Doch allzu viel von seinen Wünschen wird sie ihm nicht erfüllen können. Das Geld ist knapp, trotz mehrerer Arbeitsstellen.
Die Alleinerziehende stammt aus Ägypten, hat dort als Lehrerin gearbeitet. Weil ihr Abschluss hier aber nicht anerkannt wird, hält sie sich mit Jobs über Wasser. Auf Sozialleistungen will sie keinesfalls mehr angewiesen sein. Weil das Gehalt aus ihrer Vollzeitstelle als Integrationshelferin an einer Schule aber nicht reicht für ihre fünfköpfige Familie, hat die 42-Jährige zusätzlich einen Nebenjob: Am Wochenende arbeitet sie in der Küche eines Pflegeheims. Die Brüder, vor allem die beiden großen, helfen im Alltag, kümmern sich um die jüngeren. Nicht ohne Stolz sagt Nani über ihre Kinder: „Meine Söhne sind sehr selbstständig.“
Nicht nur die vier Jungs der alleinerziehenden Nani werden nun vom Christkind bedacht, ohne es sich jemals erträumt zu haben. „Für die Eltern ist das nicht nur eine willkommene Unterstützung, sondern viel mehr eine Wertschätzung, die sie leider in ihrem Alltag nur selten erleben“, weiß Malz-Beraterin Gabi Spitmann aus ihren Beratungsgesprächen mit den Betroffenen.
Robin Gladbach, Geschäftsstellenleiter der AOK in Mülheim, hatte eine weitere frohe Kunde im Gepäck, als er die Päckchen im Malz an der Friedrichstraße übergab: Er schließt nicht aus, dass sich Kinder von Malz-Klienten auch im kommenden Jahr wieder über gespendete Geschenke freuen können, die Mitarbeitende der AOK Regionaldirektion Ruhrgebiet anhand der Wunschzettel ausgewählt und liebevoll verpackt haben: „Die Bereitschaft, bedürftigen Familien zu einem schönen Weihnachten zu verhelfen, ist ungebrochen.“
Betroffene erzählen – weitere Berichte über das Malz:
- Nur ein Bett für Geschwister: Mülheimer Familie lebt beengt
- Verarmt und einsam: Mülheimerin sitzt Weihnachten im Dunkeln
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- 20 Jahre alleinerziehender Vater: Wie ein Mülheimer kämpfte
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