Mülheim. Sobald die Teillegalisierung kommt, will Mülheims erster Cannabis-Club starten. Der designierte Vorsitzende begann früh mit dem Kiffen - zu früh.
Spätestens seit im April die neuen Gesetzespläne zur Teillegalisierung von Cannabis veröffentlicht wurden, schossen sogenannte „Social Clubs“ deutschlandweit wie Pilze aus dem Boden. Auch in Mülheim soll es künftig eine Anbauvereinigung geben.
Patrick Wieczorek kam schon mit 13 Jahren erstmals in Kontakt mit Cannabis. Viel zu früh, wie der mittlerweile 36-Jährige heute weiß. „Ich würde es keinem vor 18 Jahren empfehlen. Du hast Probleme, dich in der Schule zu konzentrieren, und einfach keinen Bock zu lernen“, so beschreibt der Oberhausener die Folgen des Konsums. Er betont: „Man sollte schon voll entwickelt sein.“
Mülheimer Cannabis-Club steht in den Startlöchern
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Dennoch setzt sich der zweifache Vater seit zehn Jahren für die Legalisierung von Cannabis ein, nahm unter anderem an der Hanfparade in Berlin teil. Ihm geht es vor allem um die Bekämpfung des Schwarzmarktes. Im „Cannabis Social Club“ (CSC) will sich der gelernte Bürokaufmann daher auch um die Qualitätskontrolle kümmern. „Ich möchte kein gepanschtes Zeug, das auf der Straße kursiert“, stellt er klar.
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Präventionsarbeit ist ihm wichtig. „Denn es wird immer einen kleinen Schwarzmarkt geben“ - da möchte sich der 36-Jährige trotz einer möglichen Teillegalisierung keine Illusionen machen. Vor allem die Minderjährigen könnten vermehrt in den Fokus rücken. „Da ist die Polizei dann noch mehr gefordert“, meint er. Social Clubs könnten gleichzeitig Anlaufstellen für Jugendliche sein, die bei sich eine Sucht feststellen.
Mülheimer Ginko sieht viele offene Fragen
Genau in dem Punkt ist Norbert Kathagen, Berater in der Fachstelle für Suchtvorbeugung bei der Ginko-Stiftung für Prävention, skeptisch. „Als die Diskussionen aufkamen, wurde das Thema Prävention ganz groß geschrieben, aber seitdem habe ich davon nichts mehr gehört“, so der Experte.
Er wolle niemandem den guten Willen absprechen, aber dass sich ehrenamtliche Vereinsvorstände diesem Thema widmen sollen, klinge doch wenig professionell. „Das ist ein bisschen wie den Bock zum Gärtner zu machen“, so Kathagen.
Jugendschutzbeauftragte seien zwar in der Diskussion, aber: „Wer soll die ausbilden und wer soll das bezahlen?“, fragt Kathagen. Nur einige von vielen Fragestellungen, die aktuell noch offen seien. Es sei nicht an ihm, zu bewerten, ob die Gründung von Anbauvereinigungen richtig oder falsch sei. „Meine Thematik ist: Wie können wir dazu beitragen, dass die Menschen nicht in psychische und Suchtprobleme geraten?“
Ortsverein soll von CSC Deutschland unterstützt werden
Zurück zu den Plänen für einen Cannabis-Club in Mülheim. Auf den war Wieczorek durch eine Anzeige aufmerksam geworden, in der Vorstandsmitglieder für den Ruhrgebietsbereich gesucht wurden. „Ich bin dann gleich Vorstandsvorsitzender geworden“, erklärt er.
Er und sein vierköpfiges Team sind so etwas wie ein Ortsverein des CSC Deutschland. Die Dachorganisation mit Sitz in Göttingen stellt nicht nur die Expertise, stellt eine fertige Satzung zur Verfügung und regelt die Mitgliedschaften, sondern würde den örtlichen Vereinen auch das Produkt aus professionellem Anbau zur Verfügung stellen.
Schon erste Mitgliederanfragen in Mülheim
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„Wir wollen den Hobbygedanken mit Professionalität verbinden“, erklärt Nils Harbers, Mitgründer und Vorsitzender von CSC Deutschland. Deswegen setzen er und seine Mitstreiter auch auf möglichst viele Mitglieder. Bis zu 500 sollen erlaubt sein. „Das Hauptproblem für kleine Vereine sind die Auflagen und hohen Investitionskosten. Klubs mit 20 oder 30 Mitgliedern können das natürlich nicht tragen“, erklärt Harbers.
Für Mülheim gebe es bereits einige Mitgliederanfragen. „Im Vergleich zu anderen Vereinen hält sich das aber noch in Grenzen“, sagt Harbers. Wobei das Wort „Verein“ ohnehin noch mit Vorsicht zu genießen ist. Denn ins Vereinsregister eingetragen sind die CSCs noch nicht. Schließlich darf der Vereinszweck nichts sein, was gesetzlich verboten ist.
Eintragung ins Vereinsregister ist aktuell noch nicht möglich
„Insofern ist aktueller Stand derzeit, dass der Anbau von THC-haltigem Hanf, auch für den Eigenbedarf, in der Bundesrepublik Deutschland immer noch verboten ist. Das Cannabis-Gesetz ist noch nicht verabschiedet und insbesondere auch noch nicht in Kraft getreten“, teilte das zuständige Amtsgericht Duisburg mit.
Daher könnte der Zweck eines Vereins derzeit lediglich darauf gerichtet sein, sich als Interessengemeinschaft von Cannabis-Konsumenten für eine Legalisierung von Anbau und Konsum einzusetzen.
Mülheimer Social Club wartet auf das „Go“ der Politik
„Für uns ist es ganz schwer, sich auf irgendetwas vorzubereiten“, sagt auch Norbert Kathagen von der Ginko-Stiftung. DIe Legalisierung werde in der Fachwelt schon seit mehreren Jahrzehnten thematisiert. „Dennoch ist es für uns aktuell noch nicht erkennbar, in welche Richtung das geht“, sagt Kathagen. Man müsse abwarten, was konkret beschlossen wird. An erster Stelle stehe aber der Schutz von Jugendlichen vor einer Sucht.
Auch Patrick Wieczorek ist gespannt, „wie die Politik jetzt weiter agiert. Wir warten auf das Go.“ Er ergänzt: „Ich weiß eigentlich nicht, warum man dagegen sein sollte. Schließlich steigen damit auch die Steuereinnahmen, und es entstehen neue Communities.“
Clubs in Industriegebieten? „Das hat auch kein Ambiente“
Denn der soziale Aspekt spielt für ihn eine große Rolle. Daher hofft er, dass in den Social Clubs künftig auch konsumiert werden darf. Wird diese Änderung in den Gesetzesentwurf eingearbeitet, soll es auch in Mülheim oder Oberhausen ein Clubhaus geben, „damit wir da auch rauchen können“.
Die Suche gestalte sich durch die vorgesehenen strengen Abstandsregeln aber sehr schwierig. „Man darf in einem 200-Meter-Umkreis von Schulen, Kindergärten oder Spielplätzen nicht konsumieren, da bleibt kaum ein Platz übrig. Und abends im dunklen Industriegebiet? Das hat auch kein Ambiente“, findet Wieczorek.
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