Mülheim. Es nahmen so viele wie länger nicht teil: Warum das Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 2023 vielen Mülheimern ein Bedürfnis war.
85 Jahre nach der Reichspogromnacht versammelten sich auf dem Platz der ehemaligen Synagoge in der Innenstadt rund 250 Menschen, um auch der 270 Mülheimer Holocaust-Opfer zu gedenken. Das waren mehr Teilnehmende als in den Vorjahren.
Warum das so war, machte Rabbiner David Moshe Geballe deutlich, als er in sein Trauergebet auch die 1400 jüdischen Opfer einschloss, die am 7. Oktober bei einem Überfall der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas in Israel getötet worden waren.
Mülheims OB zitiert Ministerpräsident Wüst: „Nie wieder ist jetzt!“
„Seit dem Ende des Holocaust sind noch nie so viele jüdische Menschen an einem Tag ermordet worden“, schlug Oberbürgermeister Marc Buchholz eine Brücke zwischen dem 9. November 1938 und dem 7. Oktober 2023. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zitierend, stellte der Oberbürgermeister seine Rede unter das Motto: „Nie wieder ist jetzt!“
Mit Blick auf antisemitische und antiisraelische Demonstrationen sagte Buchholz: „Wer unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit auf unseren Straßen den barbarischen Terror der Hamas feiert und antisemitische Parolen schreit, dem müssen wir gemeinsam entgegentreten und deutlich machen, dass solche Menschen nicht zu uns gehören und nichts bei uns verloren haben.“ Auch wenn es bei der Gedenkveranstaltung auf dem Platz der ehemaligen Synagoge keine antisemitischen Ausschreitungen oder Provokationen gab, formulierte der OB die Hoffnung, „dass wir eines Tages eine solche Gedenkveranstaltung auch ohne Polizeischutz abhalten können.“
Mülheims Stadtdechant: Menschen sollten miteinander im Dialog bleiben
Stellvertretend für die christlichen Kirchen forderte Stadtdechant Michael Janßen im Beisein seines evangelischen Amtskollegen, Superintendent Gerald Hillebrand, die Menschen in unserer Stadt auf, miteinander im Gespräch zu bleiben und unabhängig von allen Gegensätzen immer wieder den Dialog zu suchen, um damit der Gewalt und Hass vorzubeugen.
Während der Oberbürgermeister von der „tiefen Scham“ sprach, die er angesichts der historischen Tatsache empfinde, „dass auch in unserer Stadt die demokratische Gesinnung und Zivilcourage vor 85 Jahren nicht stark genug war, um die Ausgrenzung, Misshandlung und Deportation jüdischer Menschen zu verhindern“, zitierte der Stadtdechant den von den Nazis verbotenen Schriftsteller Erich Kästner mit der Erkenntnis: „Man darf mit der Verteidigung der Freiheit nicht erst beginnen, wenn sie von ihren Feinden zum Landesverrat gemacht worden ist.“
Holocaust-Überlebender und Mülheims Ehrenbürger Jacques Marx war auch vor Ort
Bereichert wurde die Gedenkveranstaltung auch von der Anwesenheit des Holocaust-Überlebenden und Mülheimer Ehrenbürgers Jacques Marx und von der Mitwirkung der Klasse 9.3. der Gustav-Heinemann-Schule. Sie zeigten Bilder der 1938 niedergebrannten Synagoge auf dem damaligen Viktoriaplatz und trugen Gedichte und Zeitzeugenberichte vor.
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