Mülheim. Im Einkauf zahlen Krankenhäuser derzeit mindestens ein Viertel mehr für Nahrung und suchen nach Alternativen. Geht das zu Lasten der Patienten?
Es sind Vorwürfe, die aufhorchen lassen: „Das St. Marien-Hospital Mülheim an der Ruhr spart offensichtlich beim Essen für die Patienten“, wendet sich ein anonymer Leser per Mail an die Redaktion. „Es gibt keine Butter mehr, nur noch Margarine. Joghurts sind gestrichen“, heißt es unter anderem. Dabei sei das Essen häufig das Einzige, was Patienten noch bliebe, wenn sie im Krankenhaus sind, moniert der Bürger. Was aber ist an der Kritik dran: Musste die Klinik angesichts von Inflation ihr Angebot tatsächlich reduzieren?
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„Wir weisen die anonymen Vorwürfe entschieden zurück“, heißt es von Seiten des Krankenhauses auf Nachfrage. Es habe Anpassungen gegeben, keinesfalls aber Reduzierungen. Sowohl Butter als auch Joghurt gehörten unverändert zum festen Repertoire des Hauses. Täglich bestehe die Auswahl zwischen acht Wurst- und vier verschiedenen Käsesorten sowie vegetarischen Aufstrichen. Hinzukämen acht Sorten Brot und fünf süße Aufstriche. Beim Mittagsessen stünden Tag für Tag vier Gerichte zur Auswahl, Mineralwasser, Tee und Kaffe seien jederzeit verfügbar.
Mülheimer Klinik passt Nahrung an Zustand der Patienten an
Zu Abstrichen käme es nur dann, wenn Gesundheitszustand und Alter der Patientinnen und Patienten das nötig machen. „Unsere geriatrischen Patientinnen und Patienten zum Beispiel dürfen aus ernährungsphysiologischen Gründen nicht alles essen“, erklärt Unternehmenssprecherin Katharina Landorff. Durch die individuelle Auswahl für jede Patientin und jeden Patienten könne der Lebensmittelverbrauch gesenkt und die Nachhaltigkeit gesteigert werden. „Was zurückkommt, müssen wir entsorgen, auch wenn es ungeöffnet ist.“
Die zur Verfügung stehenden Mittel für die Lebensmittelversorgung werden durch eine Pauschale im DRG-System nach diagnosebezogenen Fallgruppen festgelegt. „Einen ausgewiesenen Betrag gibt es daher nicht“, erklärt Landorff. Im Einkauf mache sich die Inflation zwar bemerkbar, bliebe bislang aber ohne Auswirkungen für die Patientinnen und Patienten.
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Ähnlich ist die Lage im Evangelischen Krankenhaus. „Der Wert für die Beköstigung der Patientinnen und Patienten ist zwar leicht gestiegen, fängt aber die derzeitigen Preissteigerungen von rund 25 bis 30 Prozent bei Lebensmitteln nicht auf“, erklärt eine Krankenhaussprecherin auf Nachfrage. Die Klinik stehe daher im regelmäßigem Austausch mit Lieferanten, um nach Alternativprodukten zu suchen, „die kostengünstiger, aber qualitativ gleichwertig sind“. Somit könne es zu Veränderungen kommen, die sollten aber nicht zu Lasten der Patientinnen und Patienten gehen.