Mülheim. Wer sich für Medizin interessiert, aber es nicht studieren kann, könnte in Mülheim fündig werden. Was die Akademie für Physiotherapie ausmacht.
2021 eröffnete die „medicoreha Dr. Welsink Akademie“ ihren Standort in Mülheim-Saarn. An der staatlich anerkannten Fachschule ist es möglich, eine Ausbildung oder ein Studium zum Physiotherapeuten zu absolvieren. Joy Elkan, zweites Semester, ist von der Akademie begeistert. „Ich bin durch die Familie am Gesundheitswesen interessiert, aber Medizin wollte ich nicht studieren.“ Sie hat sich nach ihrem Abitur bewusst für das Studium zur Physiotherapeutin entschieden.
Zwei Drittel aller Bewerber beginnen an der Saarner Akademie eine Ausbildung und rund ein Drittel absolviert das Studium. Beides ist eng miteinander verbunden. Das bedeutet, alle Kurse finden gemeinsam statt, mit den selben Inhalten. „Wir versuchen, die Kurse klein zu halten und praxisnahe Sachen anzubieten“, erklärt Jörn Kantelberg, Ausbildungsleiter Physiotherapie. Die Inhalte der ersten sechs Semester sind bei beiden Ausbildungswegen fast identisch.
Mülheimer Akademie: Jedes Jahr starten 30 bis 60 junge Menschen
Für das Studium benötigt man ein Abitur oder die Fachhochschulreife, eine Ausbildung kann man auch mit einem Realschulabschluss machen. Die Ausbildung ist schulgeldfrei, beziehungsweise werden die Kosten vom Land getragen. Für das Studium fällt eine monatliche Studiengebühr in Höhe von 250 Euro an. Jedes Jahr haben hier 30 bis 60 junge Leute die Möglichkeit, eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen.
Auch wenn das durchschnittliche Eintrittsalter zwischen 18 und 25 liegt, gibt es auch Menschen, die im Alter einen neuen Berufsweg einschlagen oder sich weiterbilden wollen. „Es ist gar nicht so selten, dass jemand aus andern Bereichen zu uns kommt“, bestätigt Sabine Myller, die gemeinsam mit Helge A. Niemietz in der Geschäftsführung der Akademie ist.
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So auch der Student Cornelius Gröhe, der jetzt im fünften Semester ist. Er hat Maschinenbau studiert und beschlossen, noch einmal neu anzufangen. „Ich war länger selber Patient, deshalb habe ich begonnen, mich für diesen Beruf zu interessieren.“ Seine Entscheidung hat er nicht bereut. „Es ist genau das, was ich mir erhofft habe. Die praxisnahen Einsätze gefallen mir sehr gut. Auch das kommunikative, eine therapeutische Beziehung aufzubauen, ist sehr wichtig. Da wird hier viel Wert drauf gelegt“, so Gröhe.
„Hier herrscht eine entspannte Atmosphäre“
„Man weiß, die drei Jahre werden sehr intensiv und schwer, aber wenn alle zusammenhalten wird es einfacher“, berichtet Joy Elkan. „Hier herrscht eine entspannte Atmosphäre. Man unterhält sich viel, ist locker und aufgeschlossen.“ Die hellen und offenen Räume wirken sehr einladend und es herrscht ein freundliches Miteinander in der Akademie. Ein eigener Garten wird gerne für Pausen und zum Lernen genutzt. „An ganz heißen Tagen machen wir hier sogar Unterricht.“
Doch warum ein Studium statt der herkömmlichen Ausbildung? Viele Abiturienten sind sich noch nicht sicher, was sie nun machen wollen. Oft besteht der Wunsch nach einem Medizinstudium, doch durch den Numerus Clausus (NC) ist das nur in den seltensten Fällen zu realisieren. Wer trotzdem gerne einen Beruf im Gesundheitswesen ergreifen möchte, für den bietet das Studium für Physiotherapie eine gute Alternative.
„Das Studium vermittelt uns alle Inhalte, die wir bei einer Ausbildung bekommen, jedoch führt es noch weiter. Man erhält weitere Spezifikationen. Es öffnet mir anschließend mehr Türen, als eine Ausbildung“, erklärt Cornelius Gröhe. „Mit einem Studium wird es mir auch leichter gemacht, eine eigene Praxis zu eröffnen.“
„Zusätzlich tendieren viele Arbeitgeber bei ihrer Auswahl gerne zu den akademisch Ausgebildeten“, weiß Sabine Myller. Die Akademie Dr. Welsink steht für Weiterentwicklung der Physiotherapie. „Forschung, Entwicklung und Lehre sind wichtige Merkmale“, so die Geschäftsführerin. „Dr. Welsink, der selber einen Lehrauftrag an der Fachhochschule hat, möchte den Beruf weiter nach vorne bringen.“
Mülheimer Physio-Akademie: Neben Theorie viel Praxis
Wie sieht ein Studium an der Akademie aus? Die ersten beiden Semester finden in der Akademie statt. Neben theoretischen Grundlagen gibt es viele praktische Übungen. „Die meisten schätzen das Handwerkliche am Menschen, doch anatomische Grundlagen müssen selbstverständlich sein“, erklärt Jörn Kantelberg.
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Beim Studium kommen noch ergänzend Stunden an der Rheinischen Fachhochschule Köln und zusätzliche Prüfungen hinzu. Das dritte Semester ist ein praktisches und findet in Kliniken, Rehas und Praxen statt. 40 Stunden die Woche bekommen die Auszubildenden und Studenten so einen Einblick in das Berufsleben und es hilft ihnen, sich für eine Richtung zu entscheiden. Im vierten und fünften Semester wird in der Akademie die Theorie noch weiter aufgebaut und im sechsten geht es für alle noch einmal in die Krankenhäuser oder in eine Arztpraxis.
Die Auszubildenden schließen dann mit einer staatlichen Examensprüfung mit dem Abschluss examinierter Physiotherapeut ab. Für die Studenten steht im siebten Semester noch die Abschlussarbeit an, mit dem Abschluss Bachelor of Science (B. Sc.) Physiotherapie. Die Berufsaussichten nach abgeschlossener Ausbildung oder Studium sind laut Leitung der Akademie sehr gut. Physiotherapeuten werden dringend gesucht und auch die Vergütung habe sich verbessert.
Der nächste Ausbildungsbeginn ist der 1. September 2023. Noch gibt es freie Plätze. Wer sich noch unsicher ist kann auch einen Schnuppertag vereinbaren. Anmeldung online unter www.medicoreha-akademie.de oder telefonisch bei Jörn Kantelberg: 0208/3876470.