Mülheim. An Mülheims Ruhrstrand ist das Baden in der Ruhr offiziell noch verboten, bis die Badestelle eingerichtet ist. Nicht jeder will das abwarten.

Der Ruhrstrand in den Ruhrauen in Saarn ist ein beliebter Ort zum Baden, Grillen oder einfach zum Sonnen und Entspannen. Aufgrund der Temperaturen oder besser gesagt, trotz der Temperaturen, liegen einige am Ruhrstrand. Es wird sich jedoch in den seltensten Fällen gesonnt, die meisten retten sich in den Schatten. Manch einer sehnt sich bei solchen Temperaturen nach einer Abkühlung in der Ruhr. Doch ist das überhaupt erlaubt, bevor die offizielle Badestelle eingerichtet ist?

Wenn man den Ruhrstrand entlang läuft, fällt einem direkt ein Schild ins Auge „Baden verboten“, ein paar Meter weiter genau das gleiche Schild. Damit sich auch jeder daran hält, führt der Sicherheitsmitarbeiter Tarik Özcan von IM Guard (35) Aufsicht: „Ein paar Kandidaten versuchen, hier zu schwimmen, aber die holen wir sofort wieder raus, es sind Steine und auch andere gefährliche Gegenstände im Wasser.“ Wer trotzdem am Ruhrstrand baden gehen will, könne das ein paar Meter weiter tun, sagt der Aufseher. Dafür müsse man an den Verbotsschildern vorbei, dort kontrolliere niemand mehr.

Eine offizielle Badestelle an Mülheims „Ruhrstrand“ ist in Planung

Zusätzlich betont Sicherheitsmitarbeiter Özcan, dass sich der Ruhrstrand in den Ruhrauen befindet, also inmitten eines Naturschutzgebietes. Dementsprechend sollte darauf geachtet werden, keinen Müll liegenzulassen und den Ort sauber zu verlassen. Das wissen auch Walter Assenmacher (56) und Sven Smazek (39). Sie sind für die ausgewiesenen Grillplätze verantwortlich: „Wir gucken, dass hier anständig gegrillt wird“, sagt der 56-Jährige. Der vordere Teil des Ruhrstrandes sei zum jetzigen Zeitpunkt lediglich fürs Sonnen und Grillen gedacht, doch genau dort soll alsbald eine offizielle Badestelle entstehen.

Nicht nur Sonnenanbeter, sondern auch Kanada-Gänse finden es am Ruhrstrand in Mülheim toll.
Nicht nur Sonnenanbeter, sondern auch Kanada-Gänse finden es am Ruhrstrand in Mülheim toll. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch heute sind zahlreiche Besucher vor Ort: Familien mit Kindern und Freundesgruppen, es wird gegrillt, gesonnt und auch im Wasser Abkühlung gesucht. Zu den Gästen gehören allerdings auch Dutzende Gänse, die die Wiesen belagern. Nach einer Zeit verschwinden die Gänse ins Gewässer und fallen nicht weiter auf, doch was bleibt, ist der Gänsekot. Überall, wo man geht und steht, liegt Gänsemist auf der Wiese.

Auch die „Ruhrstege“ an Mülheims Ruhrufer sind ein beliebtes Badeziel

Wenn man auf dem Weg zum Ruhrstrand über die Mendener Brücke blickt, sieht man zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene auf den sogenannten „Ruhrstegen“ liegen – man könnte fast meinen, sie machen dem Ruhrstrand Konkurrenz. Die Stege sind privat und gehören zu der Mülheimer Rudergesellschaft. Auch hier ist das Baden offiziell verboten.

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Johanna Heckhoff (16) und Karam Al Mustafa (17) sonnen sich gerade am Ruhrstrand, auch den 17-jährigen Mülheimer zieht es oftmals auf die Ruhrstege: „Ich gehe mit meinen Freunden oft an die Stege, da kann man reinspringen. Wir sind seltener am Ruhrstrand“, berichtet Karam.

Am Mülheimer Ruhrstrand wird Babypinkeln gefeiert

Piet Steinbach weiß über die Regelung Bescheid und kommt gerade aus dem Wasser. Er ist das erste Mal am Ruhrstrand: „Es ist eine total super Anlage hier“, schwärmt der 65-Jährige. Mit dabei sind sein Sohn und dessen Freunde, heute sind sie aus einem freudigen Anlass hier: „Wir feiern, dass mein Sohn Vater wird.“

In Einklang mit der Natur: Piet Steinbach schwimmt in Sichtweite der Mendener Brücke in Mülheim in der Ruhr, während hinter ihm eine Reihe von Kanada-Gänsen vorbeizieht. Noch ist Baden in der Ruhr offiziell verboten, bis am Ruhrstrand eine gesicherte Badestelle eingerichtet wird.
In Einklang mit der Natur: Piet Steinbach schwimmt in Sichtweite der Mendener Brücke in Mülheim in der Ruhr, während hinter ihm eine Reihe von Kanada-Gänsen vorbeizieht. Noch ist Baden in der Ruhr offiziell verboten, bis am Ruhrstrand eine gesicherte Badestelle eingerichtet wird. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die drei Essener Sarah (38), David (38) und Andre (38) kommen extra für den Ruhrstrand nach Mülheim. Auch sie haben die Verbotsschilder gesehen, dennoch steht schnell fest: „Wenn die Security weg ist, geh ich halt rein“, erklärt Andre. Sie seien am Ruhrstrand, weil hier nicht so viel los sei, wie an anderen Orten. Daher halten sie von der offiziellen Badestelle nicht so viel: „Dann wird es überlaufen und wir würden nicht mehr herkommen“, erläutert Sarah. „Wir nehmen auch die Gänsescheiße in Kauf“, sagt sie.

Justus Bauersachs ist mit seinen Freunden am Ruhrstrand, er hat Verständnis für die derzeit noch geltenden Regelungen: „Das Badeverbot ist schon angebracht, es macht schon Sinn, weil den Ruhrstrand im Moment keiner überwacht.“ Dennoch wünsche er sich eine offizielle Badestelle: „Es ist ärgerlich, dass es nichts Besseres gibt.“ Dass die offizielle Badestelle kommt, steht fest – wann genau sie eröffnet wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Im Frühling kündigte die Stadt an „nach Pfingsten“ , jetzt heißt es „in Kürze.“

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