Moers. In den vergangenen Jahren räumten Größen wie Marianne Rosenberg, Mickie Krause oder DJ Antoine im Moerser PM ab. Jetzt soll ein anderes Konzept her. Die Großraum-Disko ist 18 Jahre nach ihrer Eröffnung an einer Weggabelung angekommen. Bald schließt das Herzstück für eine zweimonatige Umbauphase.
Eigentlich wollte Uli Weber nur seine Freundin besuchen, damals. Anfang der 90er war das, Deutschland gerade vereint, Techno eroberte die Clubs und Whitney Houston hauchte ihrem Bodyguard zu, sie wolle ihn für immer lieben. Dort, wo heute das PM steht, gammelte eine Ruine vor sich hin. Webers Freundin jedenfalls wohnte in Scherpenberg und immer, wenn der Diskotheken-Kaufmann aus Essen zur Autobahn rollte, tat er das über die Franz-Haniel-Straße, vorbei am ehemaligen Schacht 4. Visionen.
Heute, 20 Jahre später, sitzt Weber an einem Tisch im so genannten „PM-Classic Bereich“, dem Herzstück seiner Großraumdiscothek, und nippt an seinem Kaffee. 56 ist er jetzt, die Freundin von damals längst seine Frau und der Unternehmer angekommen in Moers. Lions, Karneval, was man so macht als erfolgreicher Geschäftsmann, der mit und von Kontakten lebt. Uli Weber ist ganz Veranstaltungsmensch. Ergrauter Dreitagebart, stylishe Brille, Schal – in der Sprache seiner Gäste nennt man das wohl „hipster“. Das wird bald anders klingen, Weber bastelt an einer neuen Publikumsstruktur. Visionen, die hat er sich bewahrt, den Blick nach vorn.
Was Neues wagen
Das PM ist 18 Jahre nach seiner Eröffnung auf diesen Zeugen Moerser Kohle-Romantik an einer Weggabelung angekommen. Weber sagt: „Es ist ein guter Zeitpunkt, etwas Neues zu wagen. Die Verbindlichkeiten laufen aus, wir müssen uns für die nächsten zehn Jahre rüsten.“ 15 Millionen Mark hatten sie einst in die Hand genommen, heuer will Weber 1,2 Millionen investieren, um das Angebot zeitgemäßer zu machen. Freizeit, tanzbare House-Musik, spezielle Events, von 25 bis „Best Age“. Am Samstag, 1. Februar, schließt „PM-Classic“ für eine zweimonatige Umbauphase. Turm und Atelier, betont Uli Weber gern, bleiben freitags und samstags geöffnet. Wer kann es sich schon erlauben, acht Wochen kein Geld zu verdienen. Was er sich da schon lieber erlaubt, ist ein Blick zurück.
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Kein romantischer, dafür ist der Betrieb einer Großraum-Diskothek, die an einem Wochenende bis zu 5000 junge Menschen aus dem gesamten Ruhrgebiet besuchen, auch nicht angetan. Dafür einer mit Augenzwinkern. Das fällt Weber nicht schwer bei diesen vielen schwierigen, besonderen und interessanten Charakteren, die er auf die PM-Bühne geholt hat.
Ballermann-Barden
Marianne Rosenberg, Roland Kaiser, Ballermann-Barden wie Mickie Krause, Olaf Henning oder Willi Herren, richtige Abräumer wie – noch ganz frisch – DJ Antoine, früher Fatman Scoop oder Black-Ikone Ryan Leslie aus den Staaten. Nachhaltig beeindruckt ist Uli Weber von einer Dame, die damals noch Feldbusch hieß. „Sie hatte sich gerade von Dieter Bohlen getrennt und hier für uns eine Scheidungsparty moderiert. Großartig, mit dieser bekannten Dümmlichkeit. Die war wie weggeblasen, als sie die Bürotür hinter sich zugemacht hatte. Sie hat den Hebel einfach umgelegt.“
Stolz ist Weber auf eine Charity-Aktion zugunsten der Opfer der ersten großen Flutkatastrophe im Osten, die von einer Menge Doku-Soap-Stars unterstützt wurde. „25 000 Euro kamen zusammen.“ Oder die Musical-Revues, die ganze Touri-Busse nach Moers gelockt haben. „Im Anschluss startete immer der Disko-Betrieb, da hatten wir hier ab 23 Uhr teilweise drei Generationen am Start. Ach ja, und dann war da noch der Herr Wendler. „Der hat aber nie hier gesungen“, meint Weber fast entschuldigend. „Der kam mit seinem Papa, um für seine erste Platte hier Fotos zu machen.“ Soll auch reichen. „Ich habe den Mann so in Erinnerung, wie er sich in diesen Tagen darstellt.“
Nach Samstag tut es Uli Weber Verona Pooth dann gleich, er legt den Hebel um. Und versteigert zwischendurch noch große Teile des Inventars. Straßenlaternen, Spiegel, Tische, sogar die großen Kunstbäume. Zugunsten des Vereins „Klartext für Kinder - Aktiv gegen Kinderarmut!“ Der Mann ist, wie gesagt, angekommen in Moers.