Moers/Sonsbeck/Voerde. . Morgens brachte sie ihren Sohn noch in den Kindergarten, dann machte sich eine 30-jährige Moerserin auf den Weg nach Rotterdam, um Drogen zu kaufen. Mit ihrer Komplizin baute die Frau sogar einen Heroin-Lieferservice auf. Nun müssen sich die beiden wegen Rauschgifthandel vor Gericht verantworten.

Morgens brachte die Frau ihren fünfjährigen Sohn in den Kindergarten. Dann setzte sie sich in ihren Audi TT und fuhr nach Rotterdam, um bis zu zwei Kilogramm Heroin für ihre Kunden in Moers, Sonsbeck und Rheinberg zu kaufen. Am Montag musste sich die 30-Jährige im Amtsgericht Moers vor der großen Strafkammer für diesen schwunghaften Rauschgifthandel verantworten.

Neun Fälle der unerlaubten Einfuhr von Betäubungsmittel ab November 2011 stehen zur Anklage. Die Sonsbeckerin ist im vollen Umfang geständig, aber noch nicht verurteilt. Vor dem Urteil, das am Dienstag erwartet wird, haben sie und ihre Mitangeklagten als unschuldig zu gelten.

Lieferdienst wie beim Pizza-Taxi

Im Fokus der Staatsanwaltschaft steht die Sonsbeckerin und ihre beste Freundin, eine 26-Jährige aus Voerde, die beim Schmuggel des Heroins und Kokains aus den Niederlanden und beim Verkauf am Niederrhein half. Ihren Kunden boten die Freundinnen einen Service mit Lieferdienst, der an ein Pizza-Taxi erinnert. Wenn eine Bestellung über Handy in Sonsbeck einging („Ich brauche 20 Gramm“), setzte sich sofort ein unauffälliger Ford Escort in Bewegung, und eine der Angeklagten brachte die gewünschte Menge Heroin zur Wohnungstüre.

Binnen kürzester Zeit hatte das Heroin-Taxi in Junkie-Kreisen einen Ruf wie Donnerhall: Die Qualität stimmte, der Preis von 20 Euro pro Gramm war handelsüblich und geliefert wurde bis an die Haustüre. Der Gewinn habe nach den Berechnungen des Gerichtes bis zu 5000 Euro netto betragen – pro Woche.

Polizei bekam einen Tipp

Selbst die einschlägig bekannten Dealer im Bereich des Moerser Bahnhofes spürten die Konkurrenz. Irgend jemand muss der Polizei einen Tipp gegeben haben. Als die beiden Frauen, deren Namen jeder in der Szene kennt, am 6. Januar aus Rotterdam kamen, schnappte die Falle zu: Die Polizei fand 1362 Gramm Heroin im Audi TT. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung wurden kleinere Mengen in der Wohnung der Sonsbeckerin entdeckt. Ein Depot fand die Polizei auch in Alpen. Hier hatte die 30-jährige Hauptangeklagte einen Container an der Weseler Straße angemietet, den sie als Zwischenlager für das geschmuggelte Heroin aus Rotterdam brauchte.

Ebenfalls angeklagt ist ein 43-jähriger drogenabhängiger Mann aus Rheinberg, der Kunde des Sonsbecker Herointaxis war. Am Montag gab er außerdem den Handel mit dem weißen Pulver zu. Das Urteil gegen das Trio wird am Mittwoch erwartet.