Kamp-Lintfort. . Sylvia und Armin Joos sind leidenschaftliche Gärtner. Bei ihnen ist indes alles etwas größer und dauert etwas länger – das Schneiden der Hecken zum Beispiel vier Tage.
Wer den Garten von Sylvia und Armin Joss abschreiten will, sollte gut zu Fuß sein. Denn deren Ländereien sind ein kleines bisschen größer als der Reihenhaus-Durchschnittsgarten. Auf 1,7 Hektar (also schlappen 17 000 Quadratmetern) grünt und blüht es. „Soviel wollten wir eigentlich gar nicht, aber es hieß halt, ganz oder gar nicht“, lacht Sylvia Joos. Dann also ganz.
Eindeutig kein Fall für das modische Lazy Gardening, das faule Gärtnern. Ein bisschen schräg muss das Paar wohl drauf sein: Richtet in jedem der Gartenzimmer, in die das Riesengelände unterteilt ist, lauschige und urgemütliche Sitzecken ein – doch viele der Stühle dürften noch jungfräulich sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Hobby-Gärtner mit Profi-Pensum da auch wirklich mal müßig hocken, ist eher gering.
Nur mal so ein paar Hausnummern: Rasenmähen braucht drei Stunden, mit dem Aufsitzrasenmäher selbstverständlich, der sich hier nun wirklich lohnt. Täglich auf den Schnitt gerechnet buddeln die beiden pensionierten Biologie-Lehrer vier bis fünf Stunden in den Beeten. Heckenschneiden, vorsichtig geschätzt, dauert vier Tage. „Aber wir machen das gerne“, sagt Sylvia Joos, „dann machen wir die Hausarbeit in aller Eile, damit wir in den Garten können.“ Muss das schön sein.
Ist es auch. Im Stile eines englischen Landschaftsgartens angelegt, blühen gerade jetzt unzählige Rosensorten. Eine Leidenschaft Sylvia Joos’, wie sie erst kürzlich festgestellt hat: „Vor allem die historischen Rosensorten haben es mir angetan.“ Und ja, hier duften Rosen noch.
Ein anderes Beet empfindet – angeregt durch die Monet-Ausstellung im Folkwang-Museum – die Farben eines Bildes des Künstlers nach. Es gibt einen Japangarten und einen Ginko-Garten, es gibt einen großen Teich, in dem ganze Reihenhaus-Gärten abtauchen könnten, und zwei kleinere. Da ist eine Streuobstwiese. Nur bei einem halten die beiden sich zurück: Beim Nutzgarten. „Ein paar Kartoffeln, paar Erdbeeren, Salat, Zucchini. Für den Eigenbedarf. Aber eigentlich geht es uns eher um Ästhetik beim Gärtnern“, erklärt die Hoerstgenerin.
Bienchen und Blümchen
Und um die Ökologie. Hier wird nicht gespritzt und nicht gedüngt. Wenn der Pfirsichbaum die Kräuselkrankheit hat, dann muss er eben da durch. Brennnesseln dürfen stehen bleiben, Löwenzahn und Gänseblümchen sind auf der Wiese willkommen. Und jetzt, bei der Trockenheit, darf die Wiese schon mal ein fades braungrün annehmen. Die Imkerei, die Armin Joos betreibt, tut ihr Übriges, wegen der Bienchen und der Blümchen. Und bei soviel Flora kommt dann die Fauna von ganz allein: „Wir haben hier Distelfinken, Fliegenschnapper, Fasane und Rebhühner“, hat Armin Joos beobachtet. In der Tat zwitschert und summt und quakt es überall. „Der Nachbar ist Biobauer, das kommt uns bei dem ökologischen Gedanken entgegen“, sagt Armin Joos.
Ein Leben in einer Etagenwohnung kann sich das Ehepaar nicht vorstellen. Zumal am Wohnhaus noch mal 500 Quadratmeter Grün in Schuss zu halten sind.
Wer soviel Platz hat, der kann auch leicht teilen: „Wir wollen hier nicht nur ganz alleine sein. Wir sind da ganz offen für kleine, feine Veranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen oder Musik“, erklärt Sylvia Joos. Außerdem machen die beiden immer bei den Tagen der offenen Gartenpforte mit. So auch am 11 und 12. Juli sowie am 12. und 13. September. Dass die XXL-Gärtner Feuer und Flamme sind für die Bewerbung der Stadt Kamp-Lintfort für die Landesgartenschau 2020, liegt auf der Hand. Sie sind im Förderkreis und engagieren sich im Arbeitskreis „offene Gartenpforte“. Am 1. und 2. August wollen die Hoerstgener – wie viele andere Kamp-Lintforter – ein weiteres Mal ihren Garten der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das ist im Falle des idyllischen Gartens an der Dorfstraße schon mal eine Landesgartenschau im Kleinen.