Moers. Die FDP Kreis Wesel hatte zum Wahlkampftreff nach Moers eingeladen. Es gab Protest gegen die Hauptrednerin. Und die Story mit einer Kaffeebohne.
Wenn man sich dieser Tage die FDP-Spitzenkandidatin zur Europawahl, Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann einlädt, dürfte schon vor Beginn der Veranstaltung klar sein, dass es Menschen gibt, die sich über den Besuch der streitbaren Politikerin nicht freuen. Und so hatten sich am Mittwochabend auch in Moers rund 120 Menschen zur Gegendemo auf den Weg vor das Restaurant Jedermann gemacht, wo sich im Biergarten die FDP im Kreis Wesel mit der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses auf die bevorstehende Europawahl einstimmte.
Gegen die Pfiffe von draußen musste sich – redefolgebedingt – später allerdings mehr der hiesige Europa-Kandidat Michael Terwiesche herumschlagen. Und der reagierte souverän. „Ich bin froh darüber, dass diese Menschen ihre Meinung sagen dürfen, auch gegen die FDP“, rief er ins Mikrofon. Das macht eine Demokratie auch aus, die Meinungsfreiheit. Und während von draußen immer wieder „Kriegstreiberin“ skandiert wurde, erinnerte er in aller Kürze an die Vorteile von Europa und erklärte den anwesenden Gästen, dass der „Krieg gegen die Ukraine auch ein Krieg gegen die Grundrechte“ sei.
In Moers ging es um Lieferketten, die Ukraine und dergleichen mehr
Zuvor hatte Strack-Zimmermann eine halbe Stunde freisprechend und druckreif ihre Positionen deutlich gemacht. Es sei „unerträglich“, wenn Menschen angepöbelt werden, die sich politisch engagieren. Dass man nicht mehr in früherer Gelöstheit Wahl-Plakate aufhängt, war am Rande des Treffens auch von einzelnen Liberalen zu hören. Strack-Zimmermann holte weit aus und fing beim Zweiten Weltkrieg an. Immerhin fand die Veranstaltung am Jahrestag des Kriegsendes statt.
„Stellen Sie sich vor, Sie laden 27 Verwandte ein und müssen etwas auf den Weg bringen“, setzte die Politikerin an, um der Gästeschar die Herausforderungen der EU beispielhaft aufzuzeigen. Jahrzehnte des Aufbaus lägen hinter den Menschen und nun gebe es Parteien, die Deutschland aus diesem Zusammenschluss befördern möchten. Hier nannte die Bundespolitikerin die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht. „Das wäre für Deutschland eine Katastrophe“, sagte sie mit ruhiger Stimme.
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Europa bezeichnete sie als „größtes Friedensprojekt, seit die Leute vom Baum geklettert sind“. Marie-Agnes Strack-Zimmermann sparte nicht an Kritik am Lieferkettengesetz, das sie als „absurd“ bezeichnete, weil man eine solche Kette eben nicht bis auf die letzte Kaffeebohne herunterbrechen könne.
Strack-Zimmernann macht in Moers ihren Standpunkt deutlich
Von der Wirtschaft zur Ukraine: Der Krieg sei mit Ansage ausgebrochen, unterstrich Strack-Zimmermann mit Blick auf die Annexion der Krim 2014. „Die Reaktion war dröhnendes Schweigen“, so selbstkritisch müsse man sein. „Wir müssen alarmiert sein“, setzte sie an dem Punkt fort, der für so manche Beobachter des weltpolitischen Geschehens mit Blick auf Ressourcen und Konsequenzen kaum zu ertragen ist. Die Bundestagsabgeordnete machte in Moers erneut ihren Standpunkt klar, dass und warum die Ukraine den Krieg nicht verlieren dürfe.
Den Ritt durch die Weltpolitik garnierte die 66-Jährige hier und da mit ironischen Zwischenbemerkungen und versorgte ihre kratzende Kehle mit Cola, „aber nur mit Zitrone“, um abschließend zu werben, keine radikale Partei zu unterstützen. Beim späteren Gang zu ihrer vor der Tür wartenden schwarzen Limousine wurde es von gegenüber– vom Bündnis „Montags in Moers“ und dem Friedensbündnis NRW – dann noch einmal laut.