Dinslaken/Kreis Wesel. Dr. Michael Terwiesche tritt nach 2019 zum zweiten Mal für die FDP bei der Europawahl an. Warum er von der europäischen Idee begeistert ist.

Mit Zuckertütchen, die man in einem Café bekommt, muss sich nicht unbedingt das Europäische Parlament beschäftigen. Das tut es zurzeit aber noch. Das soll sich ändern. Dr. Michael Terwiesche ist ein begeisterter Europäer. Einen Teil seiner Ausbildung hat er im europäischen Ausland verbracht, er hat in London geheiratet. Jetzt setzt er sich dafür ein, die Europäische Union zu verteidigen, sie zu verändern. Deshalb tritt der 60-jährige Moerser für die FDP bei der Europawahl an.

Es geht dem Rechtsanwalt nicht in erster Linie um die Zuckertütchen. Bei dieser Wahl geht es auch darum, die europäische Idee zu verteidigen. Denn es gibt Bestrebungen, die EU abzuschaffen, es treten Parteien an, die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen, wie es Terwiesche bei seinem Besuch der FDP-Dinslaken umschreibt. Das Bündnis europäischer Staaten sei auf den Trümmern zweier Weltkriege entstanden. Damit habe man den Nationalismus überwunden. Nun gebe es aber Parteien, die Europa von innen heraus abschaffen wollen.

Das hat Europa den Menschen gebracht

In den Wochen vor der Wahl, die am 9. Juni stattfindet, müsse klargemacht werden, was das bedeuten würde, wenn man in die Zeit der Nationalstaaten zurückfallen würde. Die Europäische Union habe Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht. Erinnert wird von Terwiesche an die Freizügigkeit, an die Währungsunion. Aber nicht nur. Europa biete die Chance, sich überall ausbilden zu lassen, und die erworbenen Abschlüsse und Qualifikationen würden überall anerkannt.

Bei der Wahl im Juni gehe es darum, die europafreundlichen Kräfte zu stärken. Terwiesche betont, dass Europa verbessert werden könne. Eine seiner Ideen für eine bessere EU ist die Stärkung der Basis-Demokratie. Das könnte durch die direkte Wahl des Kommissionspräsidenten erreicht werden, so der Moerser, der viele Jahre die FDP-Fraktion im Weseler Kreistag geleitet hat. Die Zeit, in der die Besetzung des Präsidentenamts von Regierungschefs in einem Hinterzimmer ausgekungelt werde, müsse vorbei sein. Eine moderne EU dürfe auch nicht das Leben der Menschen und das Wirtschaften der Unternehmen erschweren. Mit der neuen Lieferkettenrichtlinie tue man das aber, so Terwiesche.

Die Ukraine muss weiter unterstützt werden

Es gehe aber nicht nur um Angriffe von Innen. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagt Terwiesche, der Angriff von Putin richte sich auch gegen zentrale europäische Werte. „Deswegen ist es richtig und wichtig, die Ukraine weiter zu unterstützen“, so Terwiesche. Und: „Wäre die Ukraine Mitglied der Europäischen Union, hätte sie Putin nicht angegriffen.“

Die zweite Kandidatur

Bereits bei der Europawahl 2019 ist Michael Terwiesche für die FDP angetreten. Nach seinem Jura-Studium arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum. Anschließend war er als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht tätig.

Michael Terwiesche war Bezirksvorsitzender der Jungen Liberalen Niederrhein, 1998 wurde er Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Wesel und war ab 1999 mehrere Jahre im Kreistag. 2005 gehört er für eine kurze Zeit dem Bundestag an. Seit Januar 2023 ist der heute 60-Jährige stellvertretender NRW-Landesvorsitzender. Er lebt mit seiner Frau in Moers.

Bei einigen Podiumsdiskussionen sei er schon dabei gewesen, berichtet der FDP-Kandidat. Dabei habe ihm imponiert, wie engagiert die Jugendlichen und jungen Erwachsene diskutieren. „Ich finde es gut, dass junge Leute bei der Wahl mitmachen“, fügt er hinzu. Von der Wahl könne ein Zeichen ausgehen, die Europäische Union gestärkt hervorgehen. Doch eines müsse trotzdem überdacht, geändert werden. Bei wesentlichen Fragen sollte nicht mehr das Prinzip der Einstimmigkeit angewendet werden. Bei wesentlichen Fragen müsse es zu einer mehrheitlichen Entscheidung kommen. Die Änderung müsse kommen, auch mit Blick auf eine baldige Erweiterung der Union.

Für Gerald Schädlich, den Vorsitzenden der FDP Dinslaken, ist die Europawahl auch mit Blick auf Dinslaken wichtig. Im Europaparlament würden die Weichen für die Zukunft gestellt. Als grenznahe Region habe man ein großes Interesse, dass Europa gestärkt werde. Was er nicht möchte, ist, dass die „wahnsinnige Regelungswut“ fortgesetzt wird.