Kamp-Lintfort. Nach Ärger um den Rückbau von Dachfenstern in der Bergarbeitersiedlung hat die Verwaltung die Vorschriften überarbeitet. Was sich ändern könnte.

Anfang des vergangenen Jahres gab es dicke Luft in der Altsiedlung. 63 Anwohner waren aufgefordert, ihre Dachfenster zurückzubauen. Grundlage: die Gestaltungssatzung für die Siedlung. Nach einigem Hin und Her und der Feststellung, dass diese Satzung in Teilen nicht mehr zeitgemäß sei, erhielt die Verwaltung von der Politik den Auftrag, die Vorschriften zu überarbeiten.

Am Dienstag, 30. April, wird sich der Stadtentwicklungsausschuss (15 Uhr, Stadthalle) mit einem Entwurf einer Neufassung beschäftigen: „Jede Regelung wurde hinsichtlich ihrer Bedeutung, Aussagekraft und ihrer aktuellen Gültigkeit überprüft“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Grundsätzlich allerdings sollen wesentliche Vorschriften wie etwa zu Fassaden, Haustüren oder Einfriedungen erhalten bleiben, erklärt die Verwaltung ein wesentliches Ziel. Die Gestaltungssatzung war seinerzeit favorisiert worden, um zu verhindern, dass die Bergarbeitersiedlung unter Denkmalschutz gestellt wird.

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Ein wichtiger Punkt: Im Gegensatz zur alten Fassung wurden nun weitere Regelungen aufgenommen, um energetische Sanierungen oder die Nutzung einer Wärmepumpe nicht zu erschweren. Auch sollen die Regelungen zu Mülltonnenstandplätzen und zu Satellitenantennen entfallen. Am Erhalt bestehe „kein städtebaulicher Bedarf mehr“. Die Anlagen trügen nur „untergeordnet zum Erscheinungsbild der Siedlung bei“. Weiter sollen die Eigentümer in der Altsiedlung mehr Freiheit bei der Auswahl der Baustoffe etwa bei Haustüren, Klappläden, Fenstern oder Dächern erhalten - sofern sie „das Stadtbild nicht anders prägen als die ursprünglichen Materialien“.

Eine Informationsveranstaltung im Mai des vergangenen Jahres zum Thema Gestaltungssatzung stieß auf reges Interesse.
Eine Informationsveranstaltung im Mai des vergangenen Jahres zum Thema Gestaltungssatzung stieß auf reges Interesse. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Für so einige eine gute Nachricht: Die Möglichkeiten, sein Auto auf dem Grundstück abzustellen, werden erweitert. Letztlich diene das auch dazu, den öffentlichen Straßenraum nicht weiter zur belasten. Und nicht zuletzt wird Oxidrot in die Farbskala für Fensterbänke, Sockel etc. aufgenommen. Die Farbe füge sich harmonisch ein und sei bereits vielfach verwendet worden. Weitere Farben aufzunehmen, sieht die Verwaltung kritisch. Selbst bei der Farbe betongrau oder anthrazit bestehe aus Verwaltungssicht noch Redebedarf.

Sollte der Ausschuss am Dienstag dem Entwurf zustimmen, könne er danach mit interessierten Bewohnerinnen und Bewohnern der Altsiedlung weiter erörtert werden.

Sogar die Opposition zeigt sich einigermaßen versöhnt

Schon vor der Sitzung zeigt sich die CDU-Fraktion in einer Pressemitteilung durchaus angetan von diesem ersten Aufschlag der Verwaltung: „Endlich kommt Bewegung in das Thema“, heißt es dort. Dass es zu einer Neufassung kommen soll, heften sich die Christdemokraten ans Revers: „Erst auf Initiative der CDU vor über einem Jahr ist die Thematik auch bei den anderen Parteien im Rat und der Verwaltungsspitze angekommen.“ Sie beziehen sich dabei auf einen Antrag aus 2023, bei der es um das Spannungsfeld Wohnen im 21. Jahrhundert und schützenswerte Gestaltung gehe. „Die CDU wird den Entwurf als Grundlage gewissenhaft prüfen. Für uns ist maßgeblich, dass die vorgeschlagenen Änderungen bürgerfreundlich und sinnvoll umsetzbar sind“, heißt es in der Mitteilung weiter. Weiter begrüße es die CDU, dass die Öffentlichkeit ins weitere Vorgehen einbezogen werden soll.