Moers/Neukirchen-Vluyn. Mit dem Bauern-Protest rückt das Thema Subventionen in den Vordergrund. Teilweise wird es kritisiert. Was zwei Landwirte stattdessen fordern.
Die Bauern protestieren. Vielerorts haben sie die Mehrheit der Bürger auf ihrer Seite. „Wenn wir mit unseren Treckern unterwegs sind, um gegen die Kürzung der Förderungen zu protestieren, hupen uns oft Autofahrer aufmunternd zu. Andere zeigen den Daumen hoch“, berichtet Heinz-Peter Leimkühler, Vorsitzender der Bauernschaft Moers-Repelen sowie Ortslandwirt für Moers. Trotzdem weist auch mancher kritisch auf die Subventionen für Landwirte hin. Leimkühler hört das Wort nicht gerne. Aber er erklärt, wofür die öffentliche Hand die Zahlungen leistet
Heinz-Peter Leimkühler betreibt auf seinem Hof an der Wefortstraße konventionellen Ackerbau. Er baut auf 40 Hektar Land verschiedene Getreidesorten für Futtermittel an. Weitere 43 Hektar dienen der Grünlandbewirtschaftung unter anderem für Futter-Heu. Alle Flächen sind angepachtet. Das ist am Niederrhein nicht ungewöhnlich.
Landwirt aus Neukirchen-Vluyn sagt: 250 jährlich sind nur ein kleiner Teil
Thema Flächen: Da ist augenblicklich viel die Rede von 250 Euro an EU-Subventionen pro Hektar bewirtschaftetem Land im Jahr. Diethelm Keesen, Ortslandwirt und landwirtschaftlicher Lohnunternehmer in Neukirchen-Vluyn weiß dazu: „Die Landwirte haben im Schnitt 70 bis 90 Prozent ihrer Wirtschaftsflächen gepachtet; dies pro Hektar für 400 bis 600 Euro und weit mehr im Jahr.“ Die 250 Euro pro Hektar jährlich glichen da nur einen kleinen Teil aus. Die EU zahle das Geld zudem, um Wettbewerbsnachteile der Bauern mit dem Weltmarkt auszugleichen. Leimkühler weiß: „Beispielsweise das gute Back-Getreide wächst häufig im Ausland, in Russland, in der Ukraine, in Polen und anderswo. Aber mit welch fragwürdigen Mitteln dort produziert wird, interessiert hier keinen.“
Beispiel Diesel: „Wir zahlen die gleichen Preise wie jeder andere, erhalten aber rund 21 Cent pro Liter über das Zollamt zurück“, berichtet der Moerser Ortslandwirt. Was unterm Strich im Jahr schnell mal 3000 bis 4000 Euro an Erleichterung ausmache. Denn die PS-starken Landmaschinen fräßen Tausende Liter Sprit im Jahr. „Wir bekamen die 21 Cent bisher wegen der Wettbewerbsverzerrungen“, erklärt der Bauer. In Frankreich beispielsweise dürfe der Bauer seine Schlepper mit billigem Heizöl betanken.
Bauer aus Moers erklärt: Fördermittel oft an Bedingungen geknüpft
Denn: „Jedes Land hat seine eigenen Regeln. Und wir haben fast immer die strengsten.“ Wie die Düngeverordnung: „Fast alle Flächen in den Kreisen Wesel und Kleve liegen in den so genannten roten, nitratbelasteten Gebieten“, weiß Leimkühler. Das bedeute, der Bauer dürfe nur 140 Kilo stickstoffhaltigen Dünger pro Hektar ausbringen. „Das ist aber deutlich unter dem, was der Weizen braucht, um später Backqualität zu haben. Daher können wir nur Futterweizen produzieren, und der wird rund 30 Prozent schlechter bezahlt.“ Am Rande: „Die örtlichen Bauern arbeiten in den Wasserschutzgebieten eng mit der Enni zusammen. Daher hat das Trinkwasser in Moers nachgewiesenermaßen hervorragende Qualität“, unterstreicht der Ortsbauer.
Die Fördermittel der Bundesregierung seien außerdem oft an Bedingungen geknüpft: „Ganz aktuell müssen wir Bauern 4 Prozent unserer Flächen stilllegen, sie aber weiter pflegen, und auch noch die teure Pacht dafür zahlen“, erläutert Heinz-Peter Leimkühler. Obendrein stiegen die Kosten ständig. Kein Wunder, wenn immer mehr kleinere Betriebe dicht machten, und wenn größere kaum noch Nachfolger fänden. Leimkühler ist sich mit Diethelm Keesen einig: „Wir wollen ja keine Subventionen. Wir wollen gute Lebensmittel zu ordentlichen Preisen produzieren.“
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