Moers. Auf ihrer Winterversammlung sprachen die Moerser Landwirte unbequeme Themen an. Wie der Bürgermeister mit dem Konfliktstoff umgehen will.

Von Zielkonflikten sprach Bürgermeister Christoph Fleischhauer anlässlich der Winterversammlung der Ortsbauernschaften Repelen, Kapellen-Hülsdonk und Schwafheim. Immer mehr Flächen auch für erneuerbare Energien tangierten die Landwirtschaft. Die Diskussion mit Fleischhauer war ein zentraler Punkt des gut besuchten Treffens im Hause Ueltgesforth in Vinn.

Hendrik Fechner, Ortslandwirt in Schwafheim, führte durch die Sitzung. Gleich zu Beginn stand Fleischhauer den Bauern Rede und Antwort, diesmal ausschließlich zu unbequemen Themen. Unter anderem wolle die Stadt für den Klimaschutz 450 Bäume pro Jahr pflanzen. Worauf Heinz-Peter Leimkühler, Ortslandwirt Repelen, einwarf, ob diese wohl auf Ackerflächen gepflanzt würden. Martin Dabrock, Fachbereichsleiter bei der Stadt, räumte ein, dass man jetzt zunehmend auch Waldvermehrung betreiben wolle. Dazu blieben nur landwirtschaftliche Flächen. Dies sei aber eine Entscheidung der Stadt.

Der Zustand der Wirtschaftswege, so Fleischhauer weiter, werde künftig wohl so bleiben. Will heißen: Es gibt kein Geld, schlechte Wege zu sanieren. An Radwegen versuche man zu arbeiten. Wobei Dr. Herbert Meiwes, Ortslandwirt in Kapellen-Hülsdonk, bemerkte, bestimmte Wege wie der Niederfeldweg müssten unbedingt erneuert werden. „Die Situation ist schwierig. Es ist aber unendlich teuer, so etwas zu machen“, meinte der Bürgermeister.

Brisantes Thema: Erneuerbare Energien

Für die Bauern ein höchst brisantes Thema: erneuerbare Energien und wo sie platziert werden sollen. Nachdem es neue gesetzliche Regelungen für Photovoltaik bevorzugt an Autobahnen und Bahntrassen gebe, so Dabrock, treffe dies landwirtschaftliche Flächen. Hintergrund: Viele Eigentümer haben ihr Land auch entlang der Autobahnen zumeist an Bauern zur Bewirtschaftung verpachtet. Sie bekommen von der Photovoltaik-Industrie aber ein Vielfaches an Pacht. Die Bauern hingegen sind ohnehin schon in Nöten, was benötigte Wirtschaftsflächen angeht. Der enorme, fortschreitende Flächenverbrauch setze ihnen stark zu, wie auch Kreisbauernschafts-Vorsitzender Johannes Leuchtenberg wusste.

Die Tatsache, dass im Rathaus schon 16 bis 18 Anträge für „sehr große Photovoltaikanlagen“ von Landbesitzern vorliegen, so Fleischhauer unverblümt, ließ viele Anwesende aufhorchen. Dabrock: „Das kann große landwirtschaftliche Flächen betreffen.“ Der Vorschlag aus der Versammlung, diese Anlagen vielleicht parallel z.B. für Beerenanbau zu nutzen, fiel mangels Durchführbarkeit bei den Landwirten durch. „Dazu braucht man Wasser und Sonne, wo sollen die unter der Anlage denn herkommen?“ so ein Einwurf. Und wo bleibe der Landschaftsschutz. Und: „Wir verlieren hier große Flächen für die Nahrungsmittelproduktion“, wie Matthias Platzen von der Kreisbauernschaft unterstrich.

Kampf gegen Kiesabbau bislang entmutigend

Diese Anregungen wolle man mit ins Rathaus nehmen, so Fleischhauer. „Wir kriegen die Quoten und müssen sehen, wie wir sie in unserer Großstadt umsetzen.“ Wenig Trost für die Bauern: „Wir wollen keine Trecker vor dem Rathaus“, unterstrich der Bürgermeister.

Daneben sprach Leuchtenberg über die Arbeit der Kreisbauernschaft. Dabei gehe es unter anderem um den bisher eher entmutigenden Kampf gegen den Kiesabbau. Auch hier würden riesige Flächen Ackerland vernichtet: „Wir müssen mehr an die Öffentlichkeit. Keiner spricht davon, dass wir auch Lebensmittel brauchen!“ so sein Appell. Andre Kohn von der Landwirtschaftskammer berichtete, dass die Nitratbelastung des Grundwassers in Moers lediglich in einigen nördlichen Gebieten zu hoch sei. Daher dürften Landwirte dort weniger Dünger ausbringen.