Moers. Für junge Autorinnen und Autoren bietet der Moerser Literaturpreis attraktive Preisgelder und Karrierechancen. So überzeugten die Siegerinnen.

„Wider Willen“ hieß das Thema, das in diesem Jahr jungen Autorinnen und Autoren vorgegeben wurde, um es literarisch auszuarbeiten. Ganz unterschiedlich näherten sich die drei Preisträgerinnen der Vorgabe an. Eine Gewinnerin des 26. Moerser Literaturpreises ging ganz strukturiert, handfest und nachvollziehbar mit dem Thema um, die beiden anderen wiederum ließen viel Spielraum für die eigene Fantasie. In feierlichem Rahmen wurden am Sonntag im Kammermusiksaal der Musikschule in Moers die drei Preisträgerinnen geehrt.

Katrin Kluwe, leidenschaftliche Hobby-Texterin aus Dinslaken, die den dritten Preis holte, beschäftigt sich mit den Abhängigkeiten, die jeder Mensch kennt. Man kann abhängig von einem Arbeitgeber sein oder von einem Partner. Viele Strukturen führen dazu, dass man in Zwangsjacken steckt, die man nicht ausziehen kann. „Von Demut bis zum Überdruss, sie verkümmerte mehr und mehr zur Assistentin seines Lebens“, schreibt die 31-Jährige in ihrem Stück „Es ist nur ein Wort“. Weil man eben immer den Weg des geringsten Widerstandes gehe. Dann fragt sie sich, ob sie ihn heiraten will. Die Antwort ist Nein. Steht sie hinter dem Versprechen „Bis dass der Tod euch scheidet.“ Die Antwort ist wiederum Nein. „Nein zu sagen, ist gar nicht so schwer“, stellt sie in ihrem Stück fest und macht deutlich, was man alles wider Willen erduldet und erträgt, obwohl man eigentlich raus möchte aus der Situation. Szenen, die jeder kennt.

Moerser Autorin Helena Ritgens erhält Literaturpreis mit nur 21 Jahren

Die zweite Preisträgerin ist gerade 21 Jahre alt, sehr jung, um so einen Preis verliehen zu bekommen. Sie freut sich riesig, ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Moers einen Literaturpreis zu bekommen. „Wolkenschwer“ heißt der Text von Helena Ritgens, in dem die Natur eine große Rolle spielt. Wie ein Baum sei das Leben, schildert sie. Man habe die Wahl, der eigene Wille zähle. Widerstände müssen überwunden werden, auch wenn tonnenschwer Lasten auf dem Menschen liegen, der einzelne muss entscheiden, wie er damit umgeht.

Schwierig sei es gewesen, sich in das Thema einzuarbeiten. Sie habe lange gebraucht, um einen Ansatz zu finden. „Als ich es dann aber hatte, hat es mich nicht mehr losgelassen“, erzählt die Psychologiestudentin, die 2020 ihr Abitur machte. Wann genau sie das Schreiben gepackt hat, kann sie gar nicht mehr sagen. Sie sei in der fünften oder sechsten Klasse gewesen, als sie Literatur und Schreiben für sich entdeckte.

Moerser Literaturpreis 2023: Siegerin darf sich über attraktives Preisgeld freuen

Mit dem ersten Preis wurde Inga Hanka aus Kempen bedacht. Sie arbeitet in einer Agentur und hat schon das Buch „König der Sonne“ zusammen mit Christian Eloundou herausgebracht, eine Autobiografie über Flucht vor seiner Heimat aus Kamerun. Zurzeit schreibt sie an einem Roman. „Das Wiedersehen“ hat sie den Text genannt, der ihr den ersten Preis einbrachte. Es geht um sexuellen Missbrauch. Der Mann, der sich zu ihr ins Bett legt, ist ihr Vater und ihr Kind ist ihr Bruder, wie sich später herausstellt.

Über 20 Einsendungen hat es in diesem Jahr gegeben, die Autoren mussten zwischen 18 und 40 Jahre alt sein. Den feierlichen Rahmen der Preisverleihung rundete der Chor Joyful Voices ab. Zum 26. Mal konnte die Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens den Literaturpreis vergeben. Die Idee stammt ursprünglich von der Volksbank Niederrhein, die in der 1996 gegründeten Moerser Gesellschaft den optimalen Partner fand. In der Region Niederrhein und dem niederländischen Teil der Euregio fördert der Wettbewerb Beiträge junger Autorinnen und Autoren. Der 1. Preis ist mit 1500 Euro dotiert, der 2. mit 1000 Euro und der dritte mit 750 Euro. Seit Beginn der Ausschreibung haben einige Preisträgerinnen und Preisträger namhafte Verlage für ihre Literatur gefunden.