Neukirchen-Vluyn/Rheurdt/Moers. Thomas Springer hat durch eine Krankheit seine Leidenschaft gefunden. Über die Wälder in Moers und Neukirchen-Vluyn kennt er spannende Details.

Wir gehen vorbei am Ausflugslokal Samannshof, dann links über die Kuhlenbrücke und weiter geradeaus, wo ein Pfad in den Wald, in die Littard führt. Es ist still und regennass, der Waldboden duftet. „Hier starten wir unsere Runde üblicherweise“, sagt Thomas Springer (56). Seit Februar nimmt er Menschen mit in den Wald, er ist Waldführer. Dass die Leute diesen Lebensraum wieder schätzen und lieben lernen – für ihn ganz klar eine Herzensangelegenheit.

Frische Buchenknospen schmecken nussig, alte Bäume erziehen die jungen, Wurzelteller sind doppelt so groß wie die Kronen, Pilze sind das Internet des Waldes, Rehe legen sich in Betten… Diese und viele andere erstaunliche Infos gibt es auf dem Rundgang mit dem Führer. Unterhaltsam, informativ und ohne erhobenen Zeigefinger. „Die Leute haben die Krisen satt“, stellt der Wahl-Moerser mit Blick auf Corona, Klimawandel, Krieg und Katastrophen fest. Die Waldführung müsse auch Spaß machen, weiß Springer, beruflich als Sozialpädagoge und Sportlehrer beim Neukirchener Erziehungsverein aktiv.

Waldführer aus Moers: Kurse über Vogelgeräusche und Baumrinde ertasten

So gibt es an den zehn Stationen jeder Runde Aktionen wie das Ertasten und Erkennen von Bäumen an der Rinde. „Oder alle setzen sich weit auseinander, jeder mit Zettel und Stift. Dann zeichnen wir zehn Minuten lang jedes Geräusch beispielsweise Vogelrufe auf den Zetteln auf.“ So mancher habe heute verlernt, in die Stille zu horchen.

Die Ausbildung zum Waldführer absolvierte Thomas Springer in der Eifel an der Waldakademie des medienbekannten Försters Peter Wohlleben. „Das sind zwei Wochen intensiven Coachings“, berichtet Springer. Dass Wohllebens Thesen für die einen hochinteressant, für andere teils auch umstritten seien, wisse er. „Aber ich denke, wir alle sollten uns mit unseren Meinungen in der Mitte treffen. Man muss auch andere Ansichten gelten lassen können.“

Moers: Der Wald half Thomas Springer durch Krankheit – „Das tat mir so gut“

Was ihn dazu treibe, Leute in den Wald zu bringen: „Ich war vor einiger Zeit ziemlich krank“, schildert Springer. Als „Dorfkind“ und gebürtiger Rheurdter kenne er die Littard wie seine Westentasche: „Um mich zu erholen, ging ich jeden Tag in den Wald. Das tat mir so gut. Nach meiner Genesung wollte ich dem Wald gewissermaßen etwas zurückgeben.“

Thomas Springer aus Moers möchte dem Wald etwas zurückgeben – mit Führungen durch Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort oder Rheurdt.
Thomas Springer aus Moers möchte dem Wald etwas zurückgeben – mit Führungen durch Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort oder Rheurdt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Seit Februar gab es bereits einige Führungen. „Unlängst ging das Personal eines Kindergartens mit mir in den Wald“, sagt er. Viel Wert lege er dabei auf die Aha-Erlebnisse für seine Schützlinge. „Am Ende sollen sie ja begeistert aus dem Wald kommen.“ Langweilig scheint es den Teilnehmern nicht zu werden: „Bisher hat noch keiner während der Führung aufs Handy geschaut“, erzählt Thomas Springer.

Thomas Springer macht Waldführungen in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn

Nicht erst seit dem Lehrgang an der Waldakademie sagt er voller Überzeugung: „Der Wald ist ein großes, lebendiges Ökosystem; und es scheint, als hätten wir alle eine Art Wald-Gen in der DNA.“ Denn er stellte fest: „Selbst Kinder aus der tiefsten Großstadt sind begeistert im Wald. Und sobald sie in den Wald kommen, suchen sich alle erst mal einen Stock“, lächelt Springer. In den Kindern die Liebe zur Natur zu wecken, sei sehr wichtig, weiß der Waldführer.

Die nächsten Führungen für Privatleute und Gruppen aller Art (auch im Raum Moers und Kamp-Lintfort) starten im August wieder. Pro Rundgang können sechs bis 14 Interessierte teilnehmen. Gebühr: 20 Euro. Infos dazu gibt es unter kontakt@waldführungen-niederrhein.de, 0177/32 49 342.