Moers. Wer in Moers im Solimare oder Bettenkamper Meer schwimmen möchte, soll sich online registrieren. Betreiber Enni erklärt, was dahinter steckt.
Wenn die Temperaturanzeige nach oben klettert, herrscht im Solimare-Freibad und am Bettenkamper Meer in Moers sowie im Freizeitbad Neukirchen-Vluyn für gewöhnlich Hochbetrieb. Wer sich dann einen Zugang zum Badevergnügen sichern möchte, muss früh dran sein. Denn besonders an Wochenenden mit gutem Wetter sind viele Tickets über das Online-System der Enni bereits im Vorfeld vergriffen. Dieser Umstand sorgt für Unverständnis in Teilen der Politik.
Die Wählergruppe „Für Moers“ äußert in einem Schreiben scharfe Kritik an dem Modell. „Vor der Pandemie gab es keine Vorgabe, sich im Vorfeld des Besuches registrieren zu müssen“, betont deren Vorsitzender Rainer Döge mit Blick auf das längst erfolgte Ende der Corona-Maßnahmen. Für den Lokalpolitiker stellt sich die Frage nach der Datenschutzkonformität. „Wen geht es etwas an, wann und mit wem ich das Bettenkamper Meer aufsuchen möchte?“, fragt Döge exemplarisch und fordert die Möglichkeit einer anonymen Anmeldung.
Moerser Schwimmbäder: Enni erklärt Online-Registrierung mit Personalknappheit
Ein weiterer Dorn im Auge des „Für Moers“-Vorsitzenden ist das aktuelle Bezahlsystem. Zwar ist es mittlerweile möglich, direkt am Automaten bar und mit Karte zu zahlen. „Allerdings besteht hier die Gefahr, dass man keinen Einlass bekommt, da bereits die Obergrenze an Besuchern erreicht ist“, sagt Döge. Er appelliert an die soziale Verantwortung der Enni gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Das aktuelle System könne Kinder und Jugendliche überfordern, so Döge.
Der Grund dafür, dass Schwimmzeiten in Moers weiter online reserviert werden sollten, liegt jedoch nicht darin, dass das Pandemie-Ende verschlafen wurde. „Die Enni Sport & Bäder hält auch zur besseren Planung immer knapperer Personalressourcen in Bädern und der Eishalle an diesem bewährten System fest“, erklärt Pressesprecher Herbert Hornung auf Nachfrage dieser Redaktion. Wie viele Rettungsschwimmer vor Ort sein müssen, hängt direkt von der Besucherzahl ab – bei 1500 Badegästen etwa seien es mindestens sieben. Deren Einsatz müsse spätestens eine Woche im Vorfeld geplant werden, da Schwimmbadleitungen bei der Flexibilität von Teilzeitkräften „oft an Grenzen stoßen und nur aus einem begrenzten Mitarbeiterpool schöpfen können“.
Enni: Schwimmbäder in Moers sind Zuschussgeschäft – Seitenhieb an Freibad Homberg
Daher empfiehlt die Enni weiterhin, wenn möglich ein Ticket rechtzeitig über das Internet zu buchen. So könne man vermeiden, vor geschlossenen Freibadtüren zu stehen. Bis 2024 plant das Unternehmen als zusätzliche Verbesserung, Ein- und Ausgänge über die Drehkreuze automatisiert zu erfassen. So kann an ausverkauften Tagen genau überprüft werden, wie viele Gäste aktuell im Bad sind. Derzeit erfolgt diese Erfassung noch manuell. Unverändert soll es dagegen möglich bleiben, am Einlass wie auch am Speisen- und Getränkestand auch bar zahlen zu können, wenngleich dies die Ausnahme bleiben sollte. Das Online-Ticket nutzen rund 80 Prozent der Moerser Badegäste, etwa 55.000 Kundinnen und Kunden sind derzeit im System registriert, schildert Hornung.
Angesprochen auf die Kritik an ihrem sozialen Auftrag betont der Enni-Sprecher zudem, dass der Betrieb der Bäder und Eishalle in Moers ein Zuschussgeschäft sei, das Ziel sei es, das Minus für dieses Jahr unter sechs Millionen Euro zu halten. Und das von der Partei „Für Moers“ kritisierte System habe dafür gesorgt, dass der Badbetrieb in Moers „anders als in vielen anderen Kommunen – in unserer Nachbarschaft bis vor wenigen Tagen im Freibad Duisburg-Homberg“ so durchweg gewährleistet werden konnte.