Moers. In Vogelhäusern von Waltraud Holzum nisten eigentlich Meisen. Nun hat ein Eichhörnchen den Brutplatz für sich entdeckt. Wie ungewöhnlich ist das?

Dass sich Tiere in ihrem Garten einnisten, ist für Waltraud Holzum nichts Neues. Unter einem Freisitz in ihrem Garten, hinter Windlichtern und Krügen, brüten Rotkehlchen und in ihrem Naturteich habe sie sogar bereits Salamander entdeckt – wenn auch nur „ganz selten“, wie sie betont. Doch das Tierschauspiel, das sich ihr derzeit bietet, habe sie selbst noch nicht erlebt. In ihrem Garten Im Boschfeld, wo sie seit 50 Jahren lebt, habe sie stets fünf voll besetzte Meisenhäuschen. „Nachdem die Brut flügge und ausgeflogen war, erschien es einem der drei ständig hier herum sausenden Eichhörnchen ideal als Baby-Kobel, regen- und windgeschützt“, berichtet Holzum in einem Schreiben an die Redaktion von ihrer Entdeckung.

In Vogelhäusern im Garten von Moerserin Waltraud Holzum nisten eigentlich Meisen. Nun hat ein Eichhörnchen den Brutplatz für sich entdeckt.
In Vogelhäusern im Garten von Moerserin Waltraud Holzum nisten eigentlich Meisen. Nun hat ein Eichhörnchen den Brutplatz für sich entdeckt. © Waltraud Holzum | Waltraud Holzum

Es sei das erste Mal, dass ein Eichhörnchen eines der Meisenhäuschen nutzt. Früher hätten sich die kleinen Nagetiere oft in die auf dem Nachbargrundstück stehende Kiefer eingenistet. Doch diese sei vor zwei Jahren gefällt worden. Scheinbar seien sie also auf der Suche nach einer neuen Nest-Möglichkeit für ihren Nachwuchs gewesen. „Schon vorher hatten Eichhörnchen einen Versuch eines Kobels an meinem Schlafzimmerfenster gestartet, aber ich hätte das Fenster nicht mehr öffnen können und so musste ich leider den Versuch beenden“, erklärt die Moerserin.

Bei Moerserin im Garten: Reichlich Nahrungsangebot für Eichhörnchen

Dennoch lege sie großen Wert darauf, dass sich auch die eigenmächtigen Hausbesetzer in ihrem Garten wohlfühlen: Sie legt extra Walnüsse aus, weil sich in ihrem Walnussbaum Fruchtfliegen eingenistet haben und die Nüsse dort teils faul sind. „Da sich auch eine Tanne und eine Zeder im Garten befinden, können die kleinen Hörnchen sich an frischen Trieben und dem Samen satt fressen. Auch ein Haselnussstrauch ist im Angebot. Neben heimischen Sträuchern und Beeren ist reichlich Nahrungsangebot da“, begründet sie, warum sich die kleinen Nager in ihrem Garten scheinbar so wohlfühlen.

Doch so kurios wie es sich anhören mag, dass Eichhörnchen in einem Vogelhaus ihre Babys zur Welt bringen, so ungewöhnlich ist es gar nicht, sagt Harald Fielenbach. Er ist Leiter und Sprecher der Nabu-Ortsgruppe Moers/Neukirchen-Vluyn und berichtet: „Eichhörnchen sind beim Nestbau nicht wählerisch.“ Häufig nutzten sie auch Eulenkästen zum Nisten. Ihn wundere nur, dass sich das Hörnchen in Holzums Garten ein Meisenhäuschen ausgesucht habe, so seien die Einschlupflöcher bei Nistkästen für Stare deutlich größer und somit auch für Eichhörnchen leichter zum Hineinklettern. Holzum habe das Tierschauspiel genau beobachtet und kann eine Erklärung liefern, die auch Fielenbach vermutet hat: Die Öffnung sei durch das Tier etwas verbreitert worden „und das Bett war fertig, clever“, findet die Moerserin.