Dinslaken. Die Nistkästen an Straßenschildern können laut Nabu zur Todesfalle für Vögel werden. Der Initiator der Aktion nimmt die meisten Häuschen nun ab.
Die niedlichen Nistkästen, die seit Anfang März das Dinslakener Stadtbild zieren, sind ein echter Hingucker: 101 kleine Vogelhäuschen hängen meist an Straßenschildern, alle mit Hausnummer und einem eigenen Paten. Nun aber schlägt der Nabu Alarm. Die Nistkästen der Aktion „City Bird“ können zur Todesfalle für die Jungvögel werden, so Peter Malzbender, Vorsitzender des Nabu im Kreis Wesel. Er fordert die Stadt Dinslaken auf, die Nistkästen, die noch nicht von Vögeln bezogen wurden, auf der Stelle abzunehmen.
Das ist das Problem
Die Dinslakener Nabu-Ortsgruppe habe ihn gebeten, sich die Nisthilfen in der Dinslakener Innenstadt vor Ort anzusehen, so Malzbender. Der Nabu-Chef folgte der Aufforderung – und war entsetzt. Die Nistkästen, die er gesehen hat, hingen allesamt ungeschützt in der prallen Sonne. Sollten sie bezogen werden und Vögel darin brüten, würden die Jungvögel „gebrutzelt“, so der Kreis Weseler Nabu-Chef. „Zwei bis drei Stunden“ Sonne vertrage ein Nistkasten – aber keinesfalls länger.
Außerdem, so Malzbender, seien die Nisthilfen meist an Straßen angebracht. Sollten Jungvögel schlüpfen, würden diese beim ersten Flugversuch auf dem Asphalt landen – und im schlimmsten Fall überfahren. Die Tiere würden einen Zwischenlandeplatz in der Nähe benötigen, die Kästen müssen beschattet sein. Außerdem seien die Vogelhäuschen nicht tief genug, so Malzbender. Zwar würden Meisen auch in kleineren Baumhöhlen brüten „ die haben dann aber ein anderes Klima“.
Das sagt der Initiator
Initiiert wurde die Aktion „City Bird“ von Andreas Eickhoff, Inhaber des Firma „Holzschriftart“ und Vorsitzender des Stadtmarketingvereins. Bei einem Besuch in Neuseeland vor sieben Jahren seien ihm Nistkästen aufgefallen, die dort „an den unmöglichsten Stellen wie Schildern, Lampen, Ampeln, Masten“ aufgehängt waren. Das habe das Stadtbild „freundlicher“ gemacht und auch die Vögel hätten die Unterkünfte gerne angenommen.
Natürlich habe er bei der entsprechenden Aktion in Dinslaken „alles richtig“ machen wollen, es habe unzählige Vorlagen für die Häuschen gegeben, bis die richtige gefunden war und er habe nicht nur mit der Stadt sondern auch mit einer Dame des Nabu Kontakt aufgenommen, so Eickhoff. Der Nabu habe die Aktion „toll“ gefunden. „Wir sollten nur auf die richtige Ausrichtung Ost-Süd achten“, so Eickhoff. Mit dem Nabu-Kreisverband habe er aber – trotz Anraten der Dame – nicht gesprochen.
Die Häuschen wurden nach seinem Entwurf von den Albert-Schweitzer-Werkstätten gefertigt. Die vorderen Klappen der Häuschen hätten extra einen Lüftungsschlitz. Vögel nisten oft an den „unmöglichsten Orten und in den kuriosesten Stellen wie Briefkasten“, so Eickhoff. Zudem sei es in Neuseeland „noch viel heißer und hat dort prima funktioniert.“ Auch andere Städte hätten bereits Interesse bekundet.
So geht es weiter
Die Nistkasten-Aktion sei gut gemeint – aber kontraproduktiv, findet Malzbender. „Die Stadt muss die nicht bewohnten Häuschen sofort entfernen“, fordert der Nabu-Chef. Andreas Eickhoff, der von der harschen Kritik des Nabu sehr enttäuscht ist, kommt dieser Aufforderung nun zuvor. Von den 101 Häuschen seien seinen Erkenntnissen nach nur zwei bewohnt. Die anderen 99 Häuschen nimmt er nun ab und übergibt sie den Paten.
>> Hintergrund: Die richtige Nisthilfe für Meisen
Nisthilfen für Meisen sollen laut Nabu mindestens zwölf mal zwölf Zentimeter Bodenfläche bieten. Die Lochunterkante sollte sich mindestens 17 Zentimeter über dem Kastenboden befinden, der Überstand des Daches möglichst groß sein, um Beutejägern möglichst wenig Chancen zu geben, von oben in das Flugloch hineinzugreifen. Auf eine Ansitzstange unter dem Flugloch soll laut Nabu verzichtet werden. Auch sie würde den Zugang für Fressfeinde erleichtern. Das Einflugloch sollte für Meisen 32 Millimeter groß sein.
Die Kästen sollen in zwei bis drei Metern Höhe aufgehängt werden. Das Einflugloch sollte weder zur Wetterseite (Westen) zeigen, noch sollte der Kasten längere Zeit der prallen Sonne ausgesetzt sein (Süden). Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten sei ideal. Damit kein Regen eindringen kann, sollten Nistkästen nie nach hinten, eher nach vorne überhängen. Weitere Infos: nabu.de.