Moers. 24 Jahre haben Heike und Peter Schmidt ihre Gerüstbaufirma betrieben. Nun haben die Söhne übernommen. Warum sie die Firma weiterführen wollen.

Der Fachkräftemangel macht es vielen Unternehmern, die kurz vor der Rente stehen schwer, einen Nachfolger für den eigenen Betrieb zu finden. Auch die eigenen Kinder wollen nicht immer in die Fußstapfen der Eltern treten. Nicht so bei der Moerser Gerüstbaufirma Schmidt. Hier führen seit einiger Zeit Jörg und Marc, die Söhne des Unternehmensgründers Peter Schmidt, die Geschicke des Familienbetriebs. Abgesehen von geeigneten Kandidaten wäre es dem 64-Jährigen auch schwer gefallen, das eigene Unternehmen an einen Fremden abzugeben, gesteht er: „Natürlich ist es schöner, wenn die zwei das machen.“ Doch sei das von den Eltern „nie verlangt“ worden, ergänzt Ehefrau Heike.

Familie Schmidt arbeitet Seite an Seite in dem gemeinsamen Unternehmen in Moers.
Familie Schmidt arbeitet Seite an Seite in dem gemeinsamen Unternehmen in Moers. © FUNKE Foto Services | Beatriz Huélamo

Sie selbst kommt aus einer Gerüstbauerfamilie, ihre Eltern hatten ebenfalls einen eigenen Betrieb. „So haben wir uns damals auch kennengelernt“, sagt sie. Am 1. April 1999 gründete das Ehepaar dann sein eigenes Unternehmen, damals noch mit Sitz an der Arnulfstraße in Moers. Erst seit diesem Jahr ist die Firma mit ihrem Büro an der Schulze-Delitzsch-Straße ansässig. „Damals war es sehr schwer für uns, wir mussten uns ja erst einmal einen Namen machen“, erinnert sich Heike Schmidt an die Anfänge. Während sie anfallende Büroarbeiten erledigte, arbeiteten ihr Mann und ihr Schwager gemeinsam draußen auf den Baustellen. Angefangen zu dritt zählen zu dem Familienunternehmen mittlerweile insgesamt zwölf Mitarbeiter plus ein Azubi.

Moerser Unternehmer: „Mitarbeiter zu finden ist wegen des Fachkräftemangels schwer“

Mitarbeiter zu finden ist wegen des Fachkräftemangels schon immer schwer gewesen“, berichtet Peter Schmidt aus seinen Erfahrungen. In den ersten vier Jahren habe es zahlreiche Wechsel gegeben. Doch mittlerweile gebe es Mitarbeiter, die dem Familienbetrieb seit 20 Jahren treu sind. „Es ist halt ein Beruf, in dem man auch mal dreckig wird und der körperlich anstrengend ist“, räumt Sohn Marc ein. Er meint: „Hätte ich durch meine Eltern diesen Job nicht kennengelernt, hätte ich ihn vielleicht auch nie gelernt.“ Was er am meisten an seinem Beruf mag? „Wir finden beide das Handwerk an sich schön. Außerdem ist man viel an der frischen Luft, es ist abwechslungsreich und man arbeitet eng im Team zusammen.“

Ein Blick in die Lagerhalle des Familienunternehmens an der Schulze-Delitzsch-Straße in Moers. Am 1. April 1999 gründete das Ehepaar Schmidt sein eigenes Unternehmen, damals noch mit Sitz an der Arnulfstraße in Moers.
Ein Blick in die Lagerhalle des Familienunternehmens an der Schulze-Delitzsch-Straße in Moers. Am 1. April 1999 gründete das Ehepaar Schmidt sein eigenes Unternehmen, damals noch mit Sitz an der Arnulfstraße in Moers. © FUNKE Foto Services | Beatriz Huélamo

Genauso wie sein Bruder Jörg war auch für den heute 24-Jährigen schnell klar, dass er nach dem Abi in den elterlichen Betrieb einsteigen möchte. Nach einer Ausbildung als Gerüstbauer machten die beiden ihren Meister und arbeiten seitdem Seite an Seite als Gerüstbauer und nun Geschäftspartner im Familienunternehmen. „Ich bin froh, dass wir zu zweit den Betrieb leiten“, erklärt der 30-jährige Jörg. Sie arbeiteten gerne und gut zusammen. Gemeinsam haben sie bereits den Bau des Enni-Gebäudes am Jostenhof begleitet und sind derzeit an einem größeren Projekt mit dem Lieferdienst Picknick in Oberhausen beteiligt. Immer mit dabei ist auch Vater Peter. Sich zur Ruhe zu setzen, kommt für den 64-Jährigen noch lange nicht in Frage, doch er räumt lachend ein: „Es ist schön, dass mein Handy jetzt weniger klingelt.“ Sohn Marc erinnert sich: „Genau, wenn früher andere Familien zusammen Fernsehen geschaut haben, wurde bei uns noch über Kunden gesprochen.“

Junge Moerser Unternehmer wollen Privates und Geschäftliches mehr trennen

Die beiden Brüder wollen Privates und Geschäftliches mehr trennen. Das funktioniere deswegen auch, weil der Firmensitz der Familie seit diesem Jahr räumlich vom Privathaus getrennt ist. Erneuert haben Marc und Jörg auch das Bürosystem von Mama Heike. Alles sei digitalisiert worden. Doch so ganz ohne mütterliche Unterstützung funktioniert es nicht: „Mama ist und bleibt weiter unsere Gedankenstütze“, erklären die beiden Brüder. Die größte Veränderung steht der Familie jedoch noch bevor: „Mein Sohn Jörg wird in diesem Jahr Vater“, sagt Peter Schmidt stolz. Ein Mädchen soll es werden. „Falls sie das wollen würde, kann sie natürlich irgendwann auch gerne in unsere Fußstapfen treten“, so der werdende Papa.