Kamp-Lintfort. Dinslakener Paar hat ein seltenes Hobby: Wandern am Niederrhein. Auf dem Weg nach Kamp-Lintfort hatte Christina Goldenhaus aber ein wenig Pech.

Schon auf dem Hinweg ist es passiert: Der rechte kleine Zeh hatte eine Riesenblase. Kann schon mal passieren, wenn jemand 30 Kilometer zu Fuß unterwegs ist. So wie Christina Goldenhaus und ihr Mann Uwe Duschinski. Mit Rucksack und Wanderschuhen sind sie von Dinslaken nach Kamp-Lintfort gelaufen. Solche Touren unternehmen die beiden häufiger am Niederrhein. Normalerweise ohne die oben beschriebenen Folgen. Bei dieser Gelegenheit nun haben sie auch erfahren, dass der örtliche Sportspezialist der Hochschulstadt gut sortiert ist in Sachen Wanderschuhen. Mit den alten wollte Christina Goldenhaus den Rückweg am Sonntag nicht riskieren.

Am Freitagmorgen um Viertel vor Neun haben sie sich auf den Weg gemacht, um halb drei waren sie schon in Kamp-Lintfort. Und hatten erstmal einen „Kulturschock“: „Da ist man stundenlang mit sich allein und auf einmal schlängelt man sich quer durch den Trubel der Vatertagskirmes“, erzählt Christine

Fast am Ziel.
Fast am Ziel. © Goldenhaus

Goldenhaus. Zwei Wandersleut’ zwischen Auto-Scooter und Zuckerwatte-Stand sorgen schon für Aufsehen. Aber da hatte das Ehepaar ja das Ziel, den Klosterberg, schon knapp vor Augen.

Einfach raus aus der Haustür und los

Sechs bis achtmal im Jahr, sagt die Dinslakenerin, sind sie auf Schusters Rappen unterwegs, gerne und oft hier am Niederrhein. Einfach aus der Haustüre raus und los. Die erste Tour führte vor sieben Jahren ins Landhotel Voshövel in Schermbeck. Eine Strecke bis Repelen haben sie auch mal gemacht, aber bei schlechterem Wetter als an diesem Wochenende. Das Paar belohnt sich jeweils mit zwei Übernachtungen im ersten Haus am Platze. „Wie ein kleiner Urlaub“ sei das.

„Wir sind sonst Jogger gewesen. Aber eine Schluchtenwanderung in Griechenland brachte uns zum Wandern“, erklärt die 49-Jährige, die es „Luxus“ nennt, das Auto auch mal stehen zu lassen. „Das ist ein anderes Freiheitsgefühl.“ Und die Stunden vergehen wie im Flug, beteuert sie. „Wir erzählen viel. Wir können aber auch schweigen.“ Pausen gibt es mit selbst geschmierten Butterbroten, aber auch schon mal ein Stück Kuchen, wenn eine Bäckerei am Wegesrand liegt. „Als wir das Ortseingangsschild von Kamp-Lintfort gesehen haben, haben wir uns erstmal ein Eis gegönnt“, so Goldenhaus.

Päuschen auf der Fähre von Walsum nach Orsoy.
Päuschen auf der Fähre von Walsum nach Orsoy. © Goldenhaus

Ausgerechnet Kamp-Lintfort

Warum ausgerechnet nun nach Kamp-Lintfort? Die Frage ist schnell beantwortet: Christina Goldenhaus hat eine besondere Beziehung zur Stadt. Als Besitzerin einer Werbeagentur habe sie schon oft mit der Stadt, den Stadtwerken oder dem Panoramabad zusammen gearbeitet. Ihr jüngster Coup war der Entwurf des Logos für die 900-Jahr-Feier des Klosters Kamp. Außerdem schwärmt sie von der alten Klosteranlage und dem Terrassengarten: „Es ist einfach ein besonderer, magischer Ort.“ Die Ausstellung „Konvent der Bosse“ hat sich das Paar nicht entgehen lassen, das Weinfest und den Mittelaltermarkt am Wochenende befanden beide „stimmungsvoll“. „Die Idee für diese Tour kam allerdings von meinem Mann.“ Geleitet werden die beiden von der App „Komoot“. „Klassische Fahrradstrecken, also nicht immer durch Feld, Wald und Wiese.“ In Kohlenhuck haben sie schon ein bisschen gezuckt, als es mitten durchs Gewerbegebiet ging. Da fallen Wanderer nun wahrlich auf.

Was sollen die Leute bloß denken?

Zu Anfang sei es ein komisches Gefühl gewesen, mit einem riesigen Wanderrucksack mitten durch Dinslaken zu marschieren, beschreibt Goldenhaus: „Wir sind ja beide selbstständig. Da habe ich noch überlegt, was sollen die Leute denken?“ Das hat sich mittlerweile gelegt. Denn nach all den Jahren auf Tour hat sie vor allem am Niederrhein erfahren, wie freundlich und zugänglich die Menschen hier sind, wenn sie Wanderern begegnen. „Auch jetzt wieder: Wir haben uns wegen meines Fußes auf dem Rückweg ein kurzes Stück Straßenbahn von Walsum nach Dinslaken gegönnt. Und wir haben wahrscheinlich den nettesten Straßenbahnfahrer der Welt kennengelernt. Der wollte sogar ein Selfie mit uns machen.“ Kein Wunder, verortet man doch Backpacker eher im sonnigen Süden oder im Allgäu, aber doch nicht im Schatten des Kühlturms.

Manchmal geht Urlaub auch ohne Rucksack

Einmal im Jahr gönnen sich die Dinslakener auch Urlaub wie ihn andere Leute auch machen. Da geht die Reise – tatsächlich – häufig nach Mallorca. „Da wohnt ein Freund von uns.“