Rheinberg-Orsoy/Walsum. . Die SPD Orsoy in Rheinberg besuchte mit interessierten Bürgern das Kohlekraftwerk in Duisburg-Walsum.

Am Orsoyer Anleger warten 15 Gäste auf die Fähre. Es ist nicht ihre erste Fahrt über Vater Rhein mit dem Transportmittel, aber heute steht etwas Besonderes auf dem Programm. Die Blicke der Teilnehmer schweifen schon neugierig auf die andere Rheinseite – im Fokus liegt das Kohlekraftwerk der Steag in Walsum. Auch wenn Orsoyer, Orsoyberger und Menschen aus dem Umland den 181 Meter hohen Kühlturm schon Hunderte Male gesehen haben, verspricht dieser Tag etwa Neues. Mit der SPD Orsoy geht es zu einem Rundgang über das Kraftwerksgelände.

Marco Hofmann, Vorsitzender der SPD Orsoy, hatte mit seinen Parteikollegen die Tour auf der anderen Rheinseite eingefädelt. „Wir haben noch mehr Führungen auf dem Plan, schauen uns unter anderem die Biogasanlage in Eversael, den Orsoyer Niag-Hafen und Asdonkshof an“, verrät Marco Hofmann. Die Orsoyer SPD will Mitgliedern und Bürgern zeigen, was industriell vor der Haustür passiert. Nach der zehnminütigen Überfahrt fährt die Gruppe weiter mit Autos zum Steag-Gelände. Dort wartet schon Kraftwerksleiter Norbert Melcher. Schnell bekommt jeder einen Helm – Sicherheit geht vor.

Der Weg führt Richtung Kühlturm, den jeder sonst nur von der anderen Rheinseite sieht. Melcher nennt den Komplex „Block 10“ – und der wurde im vergangenen Jahr in Betrieb genommen. „Meine Güte, ist das Ding riesig“, murmelt Bernd Englisch aus Orsoy. Je näher die Gruppe dem Kühlturm kommt, desto gigantischer wirkt er. Die Blicke schweifen nun nach oben. „Der Turm ist von überall zu sehen. Von Moers, Rheinberg und sogar Xanten“,weiß Bernd Englisch.

Ausstoß unter den Grenzwerten

Norbert Melcher erklärt, dass der Kühlturm verdampftes Rheinwasser ausstößt. Der Dampf entstehe bei der Rückkühlung des Wassers. Das Rheinwasser diene zur Kühlung, wenn die Kohle, die zur Energieerzeugung genutzt werde, verbrannt werde. Gleichzeitig ist der Kühlturm auch ein Schornstein. „Er ist eine Rauchgasanlage“, so Melcher. Bei der Verbrennung von Kohle entstehen Abgase, unter anderem auch Schwefelanteile, wie Dr. Wolfgang Konrad, Abteilung Umweltschutz und Genehmigung bei der Steag, erklärt. „Durch den Turm werden die gereinigten Rauchgase abgeführt.“ Das Werk liege im Bundesvergleich hinsichtlich des Ausstoßes weit unter den vorgegebenen Grenzwerten, versichert Wolfgang Konrad.

Er begleitet die Besucher zu den Turbinen. Alle drängen sich in einen Aufzug, der die Gruppe 15 Meter in die Höhe befördert. Riesige Turbinen, die den Generator antreiben, machen mächtig Lärm. Fasziniert laufen die Gäste an den Turbinenteilen, die sich über rund 40 Meter ziehen, vorbei. Die erzeugen mit Hilfe eines Generators den Strom, der von RWE ins öffentliche Netz gespeist wird. Vielen fällt auf, dass auf dem Gelände keine Menschenseele zu sehen ist. „Alles ist automatisiert“, antwortet Konrad. 20 Mitarbeiter pro Schicht kümmern sich um das Kraftwerk.

Weiter geht es zur Warte – und da sind auch endlich Mitarbeiter zu sehen. Die sitzen vor den Monitoren und bedienen von hier Teile des Kraftwerks per Mausklick, beobachten, ob alles im grünen Bereich ist. Für die Besucher war es eine lohnenswerte Reise über Vater Rhein. Denn nicht jeden Tag steht man im Herzen eines Kraftwerks.