Moers. In der Grafschafter Passage in Moers hat ein Mieter verlängert, ein anderer gekündigt. Und möglicherweise ist ein Käufer fürs Center gefunden.

Der Sekt floss, das Gebäude war geschmückt, und die Redner sprachen von einer goldenen Zukunft. Vor 20 Jahren wurde die Grafschafter Passage mit großen Hoffnungen eröffnet. Doch aktuell steht fast die Hälfte der Shops leer. Und das Sterben der Läden geht werden. Als nächstes Geschäft schließt nach vielen Jahren die Friseur-Filiale von „Essanalle“. Zudem steht seit Monaten das gesamte Center zum Verkauf. Nun aber könnte ein Käufer gefunden sein.

Mitbesitzer und Geschäftsführer der Grafschafter Passage, die vor dem Neubau viele Jahrzehnte ein kleines Kino-Center beherbergte, ist Bernd von Manteuffel (74). Er ist europaweit Herr über eine Unzahl von Einkaufscentern, auch auf den Champ de Elysee in Paris. Über die Grafschafter Passage urteilt er trotz des unübersehbaren Leerstands: „Eine gute Immobilie.“ Gerade erst wurde der Vertrag mit der Post um fünf Jahre verlängert, auch die beiden anderen wichtigen Mieter, Saturn und der Drogeriemarkt Rossmann, sind mit der Entwicklung in Moers zufrieden.

Sorgen bereiten die vielen kleineren Ladenflächen, die zum Teil seit Jahren verwaist sind. Und nun gehen auch noch die Lichter bei „Essanelle“ aus. Trotz einer angebotenen Mietminderung kam es zu keiner Einigung. Bernd von Manteuffel hofft nun, dass sich für die 89 Quadratmeter großen Geschäftsräume als Nachmieter wieder ein Friseur findet, der die angestammte Kundschaft übernimmt.

Die Post hat ihren Mietvertrag um fünf Jahre verlängert.
Die Post hat ihren Mietvertrag um fünf Jahre verlängert. © FFS | Foto: Judith Michaelis / Funke Foto Services

Vermarktet wird das Objekt inzwischen von dem Berliner Immobilien-Spezialisten Jurag. Warum ist die Neuvermietung in der Grafschafter Passage so schwierig? Moers-Experte Danny Ruprecht: „Das fragen wir uns auch. Die Lage ist gut, das Center belebt.“ Problem sei, dass die meisten Filialisten ihre Expansionspläne stark zurückgefahren hätten. Immerhin gebe es schon „fortgeschrittene Gespräche“ mit Interessenten, etwa mit einem Shop für Handy-Reparaturen.

Doch es geht um mehr. Die derzeitigen Besitzverhältnisse der Grafschafter Passage sind für Außenstehende eher kompliziert. Laut Statuten muss das Center, als Teil eines geschlossenen Fonds, zum 30. Juni 2023 verkauft werden. Immerhin signalisiert ein Kölner Unternehmen inzwischen Interesse an dem Projekt. Sorgen bereiten die stark gestiegenen Zinsen, die die Finanzierung erschweren. Bernd van Manteuffel: „Falls dieser Kauf scheitert, haben wir einen Plan B.“

Auf keinen Fall droht der Passage die Schließung. Der international-vernetzte Immobilien-Experte, der Büros in Frankreich, der Schweiz und Luxemburg unterhält, ist von der Grafschafter Passage so überzeugt, dass er gerade im hauseigenen Parkhaus investierte. Installiert wurden intelligente Parkautomaten, die das Bedienen vereinfachen. Nun fehlen nur doch neue Kunden für das halbe Dutzend leerer Läden.

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Die Grafschafter Passage mit Ein- bzw. Ausgängen an der Homberger Straße und der Hopfensptrape hat eine Gesamtfläche von 10.450 Quadratmetern. Darin enthalten ist ein kleiner Wohnbereich mit 269 Quadratmetern und weitere Flächen in einer Gesamtgröße von 3043 Quadratmetern. Zum Center gehört eine Tiefgarage mit rund 200 Parkplätzen.

Eröffnet wurde die Grafschafter Passage 2003. Vorher befand sich an seiner Stelle ein Kino.

Als das Center 2018 den Eigentümer wechselte, soll der Verkaufspreis im „niedrigen zweistelligen Millionenbereich“ gelegen haben.