Moers. Nach über 100 Jahren erhält der Kindergarten der Kirchengemeinde St. Josef in Moers einen neuen Standort. Dazu bedurfte es wohl ein wenig Druck.
Seit mehreren Jahren führen die Kirchengemeinde St. Josef und die Stadt Moers Gespräche über die Zukunft des Kindergartens der Gemeinde am Kastell. Lange blieben die Verhandlungen ohne Ergebnis – bis die Kirche die Schließung der Einrichtung in Aussicht stellte. Nun scheint die Geschichte auf ein Happy-End zuzusteuern. Das wird sich freilich aller Voraussicht nach an einem anderen Standort vollziehen: an der Brunostraße, wie die Stadt auf Anfrage erklärt.
Die Kita St. Josef im ehemaligen Marienheim hat eine lange Geschichte. 2018 hat sie ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert, mehr als 10.000 Moerserinnen und Moerser haben dort ihre Kindergartenzeit erlebt, hat Annette Ellermann, die Vorsitzende des Pfarreirates, errechnet. Es gebe ältere Gemeindemitglieder, die als Kinder die Kita am Kastell besucht haben, Jahre später ihre Kinder und nun die Enkel. „Die Verbindung unserer Gemeinde zu diesem Standort ist sehr eng“, berichtet Pfarrer Herbert Werth.
Doch das Gebäude ist nun mal alt und müsste erneuert werden, erläutert Werth. Eigentlich würde die Kirchengemeinde zudem die derzeit zweigruppige Einrichtung gerne erweitern und Platz für eine dritte Gruppe schaffen, aber dafür sei das Grundstück nicht groß genug. Noch wichtiger sei: „Wir befinden uns auf historischem Grund“, sagt Werth. „Egal wo wir hier graben, wir stoßen garantiert auf ein Bodendenkmal.“ Was einen Bau kompliziert und teuer werden ließe. Diese Erfahrung hat auch die benachbarte Evangelische Kirchengemeinde gemacht. Sie hat wegen Bodendenkmälern ihre Pläne für den Neubau eines Gemeindehauses an der Stadtkirche begraben.
Bewegung kam in die Gespräche mit der Stadt über einen geeigneten Kita-Standort in der Innenstadt offenbar, als die Kirchengemeinde kurz vor Weihnachten in einem Brief an den Bürgermeister und den Technischen Beigeordneten erklärte, sie brauche nun dringend eine Perspektive für einen Neubau. Andernfalls müsse man den Josef-Kindergarten auf Dauer auslaufen lassen.
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Mittlerweile ist das Grundstück gefunden, nach Angaben von Rathaussprecher Thorsten Schröder an der Brunostraße nahe dem Friedrich-Ebert-Platz. Pfarrer Werth zeigte sich am Freitag „ganz sicher“, dass man sich über den Standort einigen werde. Die Kirchengemeinde muss ihrerseits klären, ob sie das Gelände kauft oder in Erbpacht übernimmt. Dann will sie auf dem etwa 2000 Quadratmeter großen Areal sogar eine viergruppige Kita für gut 80 Kinder realisieren: „In dieser Größe ist eine solche Einrichtung auch wirtschaftlich besser darstellbar“, so Werth. Anders als früher tritt das Bistum allerdings generell nicht mehr selber als Bauherrin auf. Stattdessen gilt es nun für die Kirchengemeinde, einen Investor zu finden, der die Kita errichtet: „Wir würden die Immobilie dann für 25 Jahre mieten“, erklärt Pfarrer Werth. Die Gemeinde bleibe der Träger und Betreiber der Kita.
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Jetzt einen verbindlichen Zeitplan zu nennen, ist nach den Worten von Herbert Werth nicht möglich. Vom Moment der Übertragung des neuen Grundstücks auf die Kirchengemeinde müsse man mit einem Jahr für die Planung und das Genehmigungsverfahren rechnen. Daran, so der Pfarrer, werde sich wohl ein Jahr Bauzeit anschließen. Bis zur Eröffnung des neuen Kindergartens werde man die Kita am Kastell weiterbetreiben, „da können die Eltern sicher sein.“