Moers. Der Moerser Gastronom Mehmet Sernikli kommt aus dem Erdbebengebiet in der Türkei. Er hat nun eine Spendenaktion ins Leben gerufen.
Es ist die Nacht auf den 6. Februar, halb drei am Morgen, als Mehmet Sernikli die Bilder der Zerstörung durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien sieht. Er war noch wach, hatte den Fernseher eingeschaltet. „Ich habe eine Eilmeldung im türkischen Fernsehen gesehen und war geschockt, sprachlos“, erklärt er drei Tage später gegenüber dieser Redaktion. Der Moerser kommt gebürtig aus der Türkei, einem kleinen Dorf namens Demirciler, mitten im Erdbebengebiet. Dort leben viele seiner Verwandte, auch seine eigene Mutter. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte“, erklärt er das Gefühl der Hilflosigkeit in dem Moment.
Zwar habe er wissen wollen, wie es seiner Mutter geht, wollte sie mit einem Anruf jedoch nicht in Panik versetzen, beschreibt er seinen Zwiespalt in dem Moment. Er habe zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst, ob sein Heimatdorf ebenfalls von dem Erdbeben betroffen war. Dann kam der Anruf eines Cousins. Das Elternhaus von Sernikli sei zerstört, doch: „Er sagte mir, dass sein Bruder, der auch noch in der Türkei wohnt, meine Mutter retten konnte.“
Moerser hat Verwandte in dem Erdbebengebiet in der Türkei wohnen
Am vergangenen Montag habe der Moerser, der das italienische Restaurant „Da Mimmo“ in Schwafheim betreibt, zuletzt mit seiner 73-jährigen Mutter Kontakt gehabt. „Nur für eine Minute“, sagt er. Die Handyakkus seien sonst zu schnell leer, die Menschen versuchten, sparsam zu sein. Möglichkeiten, das Smartphone aufzuladen, seien begrenzt. „Sie hat geweint und ich habe versucht sie zu beruhigen“, berichtet er von dem Telefonat. „Doch was soll man sagen? Es ist schlimm. Es ist alles zerstört.“
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Die einzig gute Nachricht der vergangenen Tage: Sein Onkel, der zunächst als vermisst galt, sei gefunden worden. Ihm ginge es soweit gut. Auch von seiner Mutter habe er ein Lebenszeichen erhalten: Sie sei im Hintergrund eines Videos zu sehen, das ihm Bekannte geschickt hätten. Momentan versuche er, sie „da rauszuholen“, doch es sei nicht leicht, ein Visum zu bekommen, zudem: Flughäfen in der Erdbebenregion sind wegen der Schneemassen außer Betrieb, oder selbst von der Naturkatastrophe betroffen.
Moerser sammelt Geld für Lebensmittel
Die Stimme des Gastronomen klingt belegt während er spricht, er wirkt durcheinander, redet schnell. „Nur zwei Kilometer von meinem Elternhaus ist die Straße komplett zerstört“, beschreibt er die Lage vor Ort. „Die ganzen Bilder sind nur schwer für mich anzusehen.“ Hilfe dringe kaum in das kleine Dorf vor. Deshalb habe er ein eigenes Spendenkonto eröffnet. Das Geld soll direkt an die Bewohner in seiner Heimat gehen, nicht den Umweg über eine Spendenorganisation nehmen. „Am wichtigsten sind jetzt Lebensmittel. Die Leute schreien um Hilfe. Sie sind dankbar, wenn sie nur einen warmen Tee bekommen“, sagt er.
In einigen Erdbebengebieten sanken die Temperaturen in den vergangenen Tagen unter den Gefrierpunkt, in manche Orten schneit es, was die Suche nach den zahlreichen Vermissten erschwert und die Hoffnung diese noch lebend zu finden, weiter mindert. Doch die vielen Helfer vor Ort geben nicht auf, genau wie Sernikli. Auch, wenn er die Menschen aus seinem Dorf nur aus der Ferne unterstützen kann.