Neukirchen-Vluyn. Der Verein „Klartext für Kinder“ bietet am Niederrhein eine mobile Kindertafel an. Ein Fahrer sagt: Die Not der Kinder wird immer größer.

Hilferuf: Personen mit einem Lkw-Führerschein, die einige Stunden ihrer Zeit jungen Menschen schenken wollen, werden dringend gesucht. Der Lohn der ehrenamtlichen Arbeit: Glückliche Kinder, die zumindest ein- bis zweimal in der Woche eine warme Mahlzeit bei der mobilen Kindertafel „Iss mit“ bekommen.

„Denn die Not ist in den vergangenen Jahren größer geworden“, weiß Hansi Doersch, der von Anfang an bei der niederrheinischen Hilfsorganisation „Klartext für Kinder“ dabei ist. Mit viel Geld, viel Kraft, viel Arbeit. Aber eben auch mit viel Spaß, „weil es einfach schön ist, mit Kindern zu arbeiten“, sagt er.

Der Kindertafel-Bus ist in Moers, Kamp-Lintfort und Rheinberg unterwegs. Demnächst soll noch Neukirchen-Vluyn dazukommen. Denn die Not der Kinder wird immer größer. Ein Busführerschein ist nicht erforderlich. Wer helfen kann und möchte und etwas Zeit übrig hat, kann sich an Hansi Doersch wenden, Telefon 0172/ 2 619 519. Weitere Infos gibt’s hier.

Liebevoll betreut werden nicht nur die Kids, die sich auf eine warme Mahlzeit, freuen. Genauso liebevoll begleitet werden auch Interessenten, die einen Lkw-Führerschein haben und ab und zu in der Woche oder im Monat den Bus zu den Anlaufstellen in Moers, Kamp-Lintfort und Rheinberg fahren möchten. Natürlich so, wie es in den individuellen Zeitplan passt.

Niag-Mitarbeiter Kevin Köther, im Bild links, kümmert sich um den Bus. Busfahrer Hansi Doersch ist ehrenamtlich tätig.
Niag-Mitarbeiter Kevin Köther, im Bild links, kümmert sich um den Bus. Busfahrer Hansi Doersch ist ehrenamtlich tätig. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Man muss keinen Busführerschein haben, es reicht der Lkw-Führerschein C, die frühere Klasse 2“, erklärt der Mann der ersten Stunde, der sich seit 13 Jahren engagiert. Er ist der Chef des Unternehmens Hansi-Reisen und wird die zukünftigen ehrenamtlichen Busfahrer und Busfahrerinnen solange einweisen und mit ihnen auf dem Bus fahren, bis sie selbst sagen: „Ok, jetzt fühl ich mich sicher, ich kann’s“, verspricht der 73-Jährige.

Acht bis zehn Busfahrer hat die Organisation „Klartext“, die abwechselnd vier Tage in der Woche circa drei bis dreieinhalb Stunden pro Tour aufwenden. Alle Kinder, die zu der Tafel kommen, sind willkommen. Weil alle Kinder einfach Hunger haben und – wie so viele - keine regelmäßigen warmen Mahlzeiten bekommen. „Bei jedem Einsatz versorgen wir bis zu 60 Kinder und Jugendliche“, sagt Hansi Doersch.

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Der Bus ist mittlerweile schon der zweite, der im Einsatz gegen die Armut ist. Er hat ihn selbst mit anderen handwerklich fitten Männern zu einem Kinderrestaurant umgebaut. Eine Heizung ist gestiftet worden, die Sitze wurden ausgebaut, Regale und ein Waschbecken eingebaut, Kabel gezogen, Wärmebehälter für Teller, Besteck und Geschirr angeschafft und Tische fest verankert. „Und eine Dame ist immer dabei, die die Kinder betreut.“

Aber bei der Kindertafel geht es längst nicht nur ums warme Essen. Die Erwachsenen haben auch immer ein offenes Ohr für die Probleme der Kinder und Jugendlichen. Willkommen ist jede und jeder zwischen drei und 18 Jahren. Denn die Zeit wird nicht nur genutzt, um die hungrigen Mägen zu füllen. Es gibt auch immer die Möglichkeit, die Sorgen loszuwerden, Ratschläge und praktische Hilfe zu bekommen. „Bei einem Mädchen stellten wir fest, dass es dringend eine Brille braucht. Die haben wir dann über Klartext besorgen können“, erzählt Hansi Doersch aus seinem Alltag.

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Für die vielen Spenden, die die Mahlzeiten ermöglichen, sagt Klartext „Danke“. Unterstützer sind unter anderem Gaststätten und die Christliche Jugend Deutschland (CJD). Seit September 2019 bietet die Organisation für Kinder zusätzlich zum warmen Mittagessen mit Obst und Gemüse auch in zwei Schulen in Kamp-Lintfort am frühen Morgen ein gesundes Frühstück für hungrige Kinder an. Rund 320 Mal pro Woche wird ein morgendliches Essen ausgegeben. „Denn viele Kinder kommen zur Schule, ohne etwas gegessen zu haben“, sagt Hansi Doersch. Wer bereit ist, die Not etwas zu lindern, ist herzlich willkommen bei „Klartext für Kinder“.