Kamp-Lintfort. Warum Trotz des Ablagerungs-Stopps an der Giftmülldeponie Eyller Berg in Kamp-Lintfort zu weiteren Demonstrationen kommen könnte.

Die Erleichterung in Kamp-Lintfort ist groß. Denn seit einem Vergleich am Freitag steht fest, dass die Giftmülldeponie Eyller Berg keine Abfälle mehr annehmen darf. Die für den 2. Januar geplante Demonstration der ehemaligen Bürgerinitiative „Endlager Mensch“ wurde daraufhin, wie berichtet, zwar abgesagt. Dennoch äußert deren Organisator Lutz Malonek eine Menge Kritik.

„Das heißt nicht, dass wir mit dem Vergleich zufrieden sind“, verrät Lutz Malonek auf Nachfrage der Redaktion. Zwar sei er einerseits froh, „dass die Müllannahme endlich vorbei ist“. Andererseits sei er von anderen Punkten der Vereinbarung sehr enttäuscht. So hat die Betreibergesellschaft Eyller Berg Abfallbeseitigungsgesellschaft (EBA) laut Beschluss noch bis zum 30. September 2024 Zeit, die vorhandenen Überhöhungen abzubauen.

Es werden weiter Lastwagen am Eyller Berg rollen

Das führt wiederum dazu, dass auch noch nach dem 1. Januar 2023 zahlreiche Lastwagen zur Deponie fahren werden, um an der Rekultivierung des Geländes zu arbeiten.

Dafür soll die EBA laut Mitteilung die im Canyon-Bereich gelegenen Deponieabschnitte vollständig einrichten. Nachdem die Überhöhungen in den eingerichteten Canyon eingebaut sind, soll ein staatlich bestellter Vermesser ermitteln, ob im Canyon-Bereich die im Jahr 2015 festgelegte Kubatur erreicht wurde. Falls nicht, verlängert sich die Frist um ein weiteres Jahr, um die Fehlmengen mit geeigneten Ersatzbaustoffen auszugleichen.

Für Lutz Malonek ein Fehler in der Planungsabfolge: „Man kann doch auch schon messen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, zeigt sich der 80-Jährige überzeugt, dass der Berg sofort vermessen werden sollte und nicht wie geplant erst im kommenden Jahr. „Erstmal müssen die Fakten auf den Tisch.“

Ebenfalls kritisiert Malonek das – aus seiner Sicht – Fehlen einer neutralen Kontrollinstanz. So macht er beispielsweise den Vorschlag, die Wasserwerte der Brunnen von einem außenstehenden Unternehmen untersuchen zu lassen. „Und wer kontrolliert überhaupt, dass sich die EBA an den Vergleich hält und ab jetzt kein Giftmüll mehr annimmt?“

Malonek schließt erneute Demonstrationen nicht aus

Um für mehr Transparenz zu sorgen, will Kämpfer Malonek in Kürze neue Forderungen verkünden. Für den Fall, dass die EBA dann nicht kompromissbereit sei, müsse sie mit weiteren Demonstrationen rechnen. „Wir sind aber voller Hoffnung, dass wir eine gemeinsame Lösung finden“, erklärt Malonek.

Mit einer Klage gegen die bereits beschlossene Vereinbarung hatte die EBA Anfang Oktober versucht, den Weiterbetrieb der Deponie Eyller Berg über den 31. Dezember 2022 hinaus zu erzwingen. Auch die Rekultivierungspflicht sollte dadurch um dreieinhalb Jahre verlängert werden. Um sich gegen diesen Plan einzusetzen, hatte die ehemalige Bürgerinitiative „Endlager Mensch“ für den 2. Januar eine große Demonstration angekündigt.

Unter dem Motto „Mobilmachung Eyller Berg“ sollten an diesem Montag die Demonstranten mit ihren Autos die ursprünglich erwartete Abfallanlieferung vor dem Eingang des Firmengeländes blockieren. Auch Bürgermeister Christoph Landscheidt wollte sich an der Aktion beteiligen. Als am Freitagabend dann der Vergleich der EBA und des Landes Nordrhein-Westfalen vor dem Oberverwaltungsgericht bekannt wurde, hatte Malonek die Demonstration kurzfristig wieder abgesagt.