Neukirchen-Vluyn. Für die Tafel in Neukirchen-Vluyn sind die Zeiten gerade schwierig. Es gibt weniger Lebensmittel von den Lebensmittelmärkten. Was das bedeutet.

Es ist fünf vor zwölf bei der Tafel in Neukirchen-Vluyn. „Wir sind am Limit“, sagt die Vorsitzende Manuela Lenz. Das Tafelteam musste einen Aufnahmestopp verhängen. „Es geht gar nicht mehr“, sagt Lenz. Die Probleme für die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler der Tafel sind vielfältig. Da sind zum einen die Kundinnen und Kunden. Rund 250 Haushalte werden wöchentlich durch die Tafel versorgt. Allein 60 ukrainische Haushalte sind in den vergangenen Wochen und Monaten hinzugekommen.

Auf der anderen Seite werde es zunehmend schwieriger, Lebensmittel zu bekommen, erklärt die Vorsitzende. „Die Kisten sind kaum noch voll gefüllt“, sagt Lenz. Noch hätte man Reserven und fülle die Lücken mit Konserven auf. Was aber derzeit besonders knapp ist, sind Obst, Gemüse und Salat. Die Ehrenamtlerin verweist hier auf die Vortags-Produkt-Tüten, die mittlerweile zum kleinen Preis beim Discounter angeboten werden. „Es gibt ja Menschen, die knapp über der Einkommensgrenze sind“, sagt Manuela Lenz. „Für die ist es gut.“ Für die Tafel weniger, da diese Äpfel, Birnen, Tomaten und der Blumenkohl eben nicht (mehr) zur Ausgabe abgegeben werden.

Von den Lebensmittelmärkten bekäme man also weniger. Das macht sich bemerkbar. Und wenn dann zunehmend mehr Kundinnen und Kunden kommen, wird es mächtig eng. Für Manuela Lenz ist der Höhepunkt hier noch nicht erreicht. Sie rechnet fest damit, dass der Zulauf im kommenden Jahr noch einmal ansteigen wird. Dabei ist die Tafel bereits jetzt an einem Punkt angekommen, an dem es schwierig wird.

Immerhin: Zu aggressiven Rangeleien sei es in der Ausgabestelle am Rathaus bisher nicht gekommen. Einmal habe es Ärger mit ein paar Ukrainerinnen gegeben, die sich in der Warteschlange vorgedrängelt hätten. Lenz: „Andere standen seit halb elf an.“ Das sei bisher aber der einzige Zwischenfall gewesen.

Unter anderen über die Tafel hatte kürzlich erst der Rat der Stadt gesprochen, als es über den „Runden Tisch NV-Hilfspaket“ zu beschließen galt. In diesem Zuge kam auch die Energiegeld des Bundes zur Sprache. In Moers hatte kürzlich der Initiativkreis all jene dazu aufgerufen, die 300 Euro an Klartext für Kinder zu spenden, die nicht auf das Geld angewiesen sein. Und auch andere soziale Träger schlagen Alarm.

Der Neukirchen-Vluyner Bürgermeister Ralf Köpke kündigt jetzt an, dass der gesamte Verwaltungsvorstand das Geld an die Tafel spenden wird. Mit Blick auf die akut fehlenden Lebensmittel sagt Köpke: „Zur Not gehe ich von dem Geld auch einkaufen.“ Auch er habe beobachtet, dass es immer mehr Menschen sind, die an den Ausgabetagen zum Rathaus kommen. „Eigentlich sollte die Tafel überflüssig sein“, sagt Köpke, „aber gerade ist sie notwendiger denn je.“

Blick nach Kamp-Lintfort: Wer macht mit bei den Spielplatz-Paten?

Einen kleinen Anlass zum Durchatmen haben die Neukirchen-Vluyner: Sie haben die Abschläge an die Stadt nicht erhöhen müssen. In Duisburg beispielsweise hat der Geschäftsführer der Tafel vorsorglich den Abschlag für das Kühllager von 250 auf 800 Euro aufgestockt. „Gott sei Dank haben wir davon hier noch nichts gehört“, seufzt Manuela Lenz.