Kamp-Lintfort. Die Stadt will die Raumtemperatur in Klassenräumen auf 19 Grad absenken. Jetzt bitten die Schulen, „zum Wohle der Kinder“ darauf zu verzichten.
Die Entscheidung über das Energiesparpaket der Stadt Kamp-Lintfort ist auf November vertagt. Grund ist eine gemeinsame Stellungnahme der Schulleiterkonferenz vom 15. September, in der sich die Schulleiterinnen und Schulleiter „verwundert“ und „irritiert“ ob der von der Verwaltung geplanten Einsparungen bei der Raumtemperatur in Schulen und Sporthallen zeigen.
Nach den Vorschlägen der Verwaltung soll die Heizung in Klassenräumen auf 19 Grad, in Sporthallen auf 17 Grad heruntergedreht werden. In ihrem Schreiben fordern die Schulen nun, „zum Wohle der Kinder“ auf die geplante Absenkung der Temperaturen zu verzichten. Die Politik sieht nun doch noch Gesprächsbedarf.
Kamp-Lintfort eher „eine Ausnahme“
In der aktuellen Bundesverordnung seien Schulen ausdrücklich von der Reduzierung der Raumtemperaturen ausgenommen, heißt es in der Stellungnahme. Bislang habe sich die Stadt an die Verordnung angelehnt. Nun frage man sich, warum die Stadt als Schulträger jetzt entgegen der Verordnung und ihren bisherigen Aussagen handeln wolle. Eigene Recherchen hätten ergeben, dass Kamp-Lintfort mit der Reduzierung der Raumtemperaturen in Schulen im Vergleich zu Nachbarkommunen „eher eine Ausnahme“ darstelle.
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Kritisiert wird außerdem, dass die Drucksache im Vorfeld überhaupt nicht mit den Schulen kommuniziert wurde. Dazu käme, dass das Land NRW den Schulen im anstehenden Winter auferlegt habe, durch regelmäßiges Lüften der Klassenräume Covid-19-Infektionen vorzubeugen. Das werde durch die von der Stadt angestrebte „19-Grad-Regelung“ dazu führen, dass die Grundtemperatur von 19 Grad in den Klassen gar nicht mehr erreicht werden könne. „Der Aufenthalt in ausgekühlten Räumen während des gesamten Schultages stellt für alle Beteiligten eine Belastung dar. Erkältungen und Krankmeldungen werden zunehmen“, heißt es in dem Schreiben an den Rat.
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Mit Sorge sehen die Schulleiterinnen und Schulleiter auch die Absicht, die Temperatur in den Sporthallen auf 17 Grad abzusenken. Dies könne nicht nur zu mehr Erkältungen, sondern auch vermehrt zu Muskelverletzungen führen.
Auch Sportvereine haben noch Diskussionsbedarf
Darüber hinaus stelle man in Frage, ob eine generelle Absenkung auf 19 Grad technisch überhaupt zu realisieren sei. Schon jetzt stelle man fest, dass „bei theoretisch gleicher Temperatureinstellung Unterschiede von mehreren Grad in den Klassen und Fachräumen“ aufträten. Selbst in unmittelbar benachbarten Räumen komme es zu signifikanten Unterschieden. In den Unterrichtsräumen gebe es keine Thermostate, die Temperatureinstellung könne also nur über Vorlauftemperatur erfolgen: „So ist es bei der Anzahl der nachgeschalteten Räume naturgemäß unmöglich, eine einheitliche Temperatur zu ermöglichen.“
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Dezernent Christoph Müllmann verteidigt indes die Vorschläge der Verwaltung: „Wir haben gute Argumente, warum wir das so machen sollten. Wir finden, es ist auch zumutbar, in Kitas und Schulen Heizung einzusparen – die machen den größten Teil unserer städtischen Gebäude aus. Ich würde mir wünschen, dass man das zumindest in einigen Schulen ausprobiert.“ Bis November will der Dezernent nun weitere Gespräche mit den Schulen führen. Diskussionsbedarf haben offenbar auch die Sportvereine: Es habe Gespräche mit einzelnen Vereinen gegeben, so Müllmann. Die Meinungslage sei „differenziert“. So sehe etwa der TuS Lintfort Probleme für seine in der Zweiten Liga spielenden Handballerinnen. Auch hier sei die Diskussion „noch nicht beendet“, stellt der Dezernent klar.