Neukirchen-Vluyn. Eine Ausstellung des Hospizvereins in einer Kirche in Neukirchen-Vluyn zeigt, was Menschen in den Koffer für ihre „letzte Reise“ packen.

Was nehme ich mit auf meine letzte Reise, wenn ich dereinst vor Gott trete? Eine sehenswerte Wanderausstellung mit über 80 „letzten Koffern“, gepackt von Menschen quer durch die Gesellschaft, stellt der Hospizverein in der Kirche St. Quirinus aus. Anlass ist das 21-jährige Bestehen des Hospizvereins Neukirchen-Vluyn. „Im vergangenen Jahr konnten wir coronabedingt nicht feiern“, erklärt Elisabeth Overeem, kommissarische Vorsitzende.

Elisabeth Overeem, Ulrike Hüsken, Berhard Uppenkamp, Suneel Pasupula, Barbara Hemping-Bovenkerk und Bärbel Bouws (von links) stellten am Dienstag die Ausstellung der Presse vor. ,
Elisabeth Overeem, Ulrike Hüsken, Berhard Uppenkamp, Suneel Pasupula, Barbara Hemping-Bovenkerk und Bärbel Bouws (von links) stellten am Dienstag die Ausstellung der Presse vor. , © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Der Rundgang ist beeindruckend: Kabarettist Jürgen Becker will Tabak und Pfeife mit ins Jenseits nehmen. Oder Susanne Fröhlich, Moderatorin und Autorin, die Nudeln, Zigaretten, Sudoku-Hefte und Lipgloss eingepackt hat. Da gibt es auch leere Koffer, weil niemand etwas mitnehme und weil man auch ohne Gepäck auf die Welt gekommen sei, wie zwei weitere Koffer-Packer meinen. Eine Frau nimmt Futter für den Hund mit, und Gunter von Hagens legt ein mumifiziertes Schweinchen in sein letztes Gepäckstück.

Sterben und Tod aus Tabuzone holen

„Wer reinguckt, wird still“, sagt Overeem. Denn jeder werde mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert. Und: Die Koffer fügten sich gut in die Kirche ein, wie auch Pastor Suneel Pasupula, meint.

Ziel des überkonfessionellen Hospizvereins war es bei der Gründung, Sterben und Tod aus der Tabuzone zu holen, wie Koordinatorin Bärbel Bouws weiß. „Und wir wollten nicht nur Menschen hier vor Ort begleiten, sondern auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe erfüllen.“ Beiratsmitglied Bernhard Uppenkamp ergänzt: „In Zeiten, in denen viele ältere Menschen alleine sind, ist der Hospizverein wichtig.“… So gibt es derzeit 35 Aktive, die sich um Sterbende kümmern. Ein Ausbildungskurs läuft aktuell. Leider, so Bouws, gebe es nur einen Mann unter der Sterbebegleitern. Versuche, mehr Männer für die Aufgabe zu finden, seien bisher gescheitert. Heute bezuschussten die Krankenkassen die Arbeit des Hospizvereins, daneben lebe man vor allem von Spenden, wie Uppenkamp berichtet. Unterstützer seien auch die 142 Mitglieder, zu denen die Kirchengemeinden der Stadt gehören.

Die Ausstellung wird von interessanten Veranstaltungen flankiert. So gibt es am 8. September eine Krimilesung mit Erwin Kohl, ein Orgelkonzert (15. September), einen Liederabend mit Linda Joan Berg (24. September) und zwei weitere Lesungen (20. und 29. September). „Wir hoffen, damit einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema Hospiz zu schaffen und wünschen uns viele Besucher“, unterstreicht Uppenkamp.

Die Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise“ wird am Mittwoch eröffnet und dauert bis zum 29. September. Zugänglich ist sie mittwochs und sonntags von 15 bis 18 Uhr, für Gruppen und Schulklassen auch auf Anfrage unter 02845/94 15 76 (Bärbel Bouws). Die Wanderausstellung gibt es seit 2006, sie war selbst in Mexiko zu sehen.