Neukirchen-Vluyn. Die Sterbebegleitung ist während Corona schwieriger geworden, sagt Koordinatorin Bärbel Bouws. Man werde die Arbeit aber nach wie vor fortsetzen.
Die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie verstärkten und verstärken die Einsamkeit vieler Menschen. Besonders ergreifend war und ist dieser Zustand aber in der Hospizarbeit. Einen sterbenskranken Menschen im letzten Abschnitt seines Lebens allein zu lassen, obwohl man gerade dies mit seiner ehrenamtlichen Arbeit ja verhindern möchte, nagt.
Der erste Lockdown im Frühjahr „war schwierig für die Betreuerinnen und Betreuer“, sagt die Koordinatorin des Hospizvereins in Neukirchen-Vluyn, Bärbel Bouws, im Gespräch mit der NRZ. Vor mehr als sechs Monaten sei die Hospizarbeit nahezu eingebrochen. Man habe nicht mehr in die Seniorenheime gehen können. Auch die häusliche Begleitung sei weniger geworden. Vor der Pandemie hat der ambulante Hospizdienst bis zu 15 Menschen parallel auf ihrem letzten Lebensweg begleitet. Im Jahr seien es bis zu 50 Sterbebegleitungen gewesen, so Bouws weiter. Nach dem globalen Corona-Ausbruch sank die Zahl auf nahezu Null.
Der Hospizverein in Neukirchen-Vluyn bietet Hilfe auch während des Lockdowns
Erst im August sind die Anfragen für eine Sterbebegleitung laut Koordinatorin wieder angestiegen. Neun Sterbebegleitungen und fünf Trauerbegleitungen führt der Hospizdienst in Neukirchen-Vluyn momentan durch. Und Bärbel Bouws hofft, dass der derzeit laufende zweite Lockdown nicht erneut zum Stillstand in der Hospizarbeit führt. Nicht nur um der Betroffenen, sondern auch um der Ehrenamtlichen Willen.
Für einige Ehrenamtliche sei die Arbeit für den Hospizdienst in der Sterbe- oder Trauerbegleitung ja auch ein Lebensinhalt, sagt Bouws. Wenn dieser wie im Frühjahr durch äußere Einflüsse abrupt wegbreche, sei das schwierig, vor allem, weil man die Menschen in zahlreichen Fällen vor der Corona-Krise bereits über mehrere Wochen oder Monate begleitet und eine persönliche Beziehung zueinander aufgebaut habe.
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Von einem Stillstand wie vor rund sechs Monaten geht Bärbel Bouws aber nicht aus. Schließlich habe man aus den vergangenen Monaten gelernt und wisse um die Abstands- und Hygieneregeln. Das zeige auch die Tatsache, dass die Seniorenheime nicht geschlossen seien. Allerdings gebe es selbstverständlich weitere Vorsichtsmaßnahmen. So habe ihr eine stationäre Einrichtung in dieser Woche bereits abgesagt, die Sprechstunde zu halten. „Und auf die Palliativstation werden wir im November auch nicht gehen.“
Dennoch: die Betreuung läuft weiter. Grundsätzlich appelliert Bärbel Bouws an alle, die Hilfe in der Sterbebegleitung oder auch bei der Trauerbewältigung suchen, in den Wochen des Lockdowns nicht zu verzagen, sondern einfach zunächst den Kontakt zum Hospizdienst in Neukirchen-Vluyn zu suchen. „Dann können wir gemeinsam eine Lösung finden.“
>>> Der Hospizverein
1998 entsteht in Neukirchen-Vluyn die Idee, einen ambulanten Hospizdienst aufzubauen. Die Hospizinitiative geht im Jahr 2000 an den Start. 2001 wird aus der Initiative ein eingetragener Verein. Mittlerweile hat der Hospizverein Neukirchen-Vluyn 39 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Alle ehrenamtlichen Kräfte haben eine zertifizierte Ausbildung durchlaufen. Für den Hospizdienst fallen keine Kosten an.
Wer den Hospizdienst um Hilfe bitten möchte, kann sich unter 02845/941576 melden. Weitere Informationen gibt es unter: www.hospizverein-nv.de