Neukirchen-Vluyn. Bunt, tolerant, friedlich, stolz und allen Hasskommentaren widerstehen – so erlebt Neukirchen-Vluyn seinen ersten Christopher Street Day.
„Pride“, zu Deutsch „Stolz“, prangte am Wochenende in bunten Regenbogenlettern auf Plakaten. Die Regenbogenfarben sind das Symbol der LGBTQ+-Community, was für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, queere Personen und weitere steht. Am Samstagmittag versammelten sie sich am Parkplatz des ehemaligen Klingerhufs, dem heutigen Viva, um ein besonderes Event zu feiern. Erstmals fand in Neukirchen-Vluyn der Christopher Street Day (CSD) statt.
„Der CSD steht für Gleichstellung, Liebe, Respekt und Vielfalt und positioniert sich gegen jedwede Diskriminierung“, erklärte Christian Pelikan von den Neukirchen-Vluyner Grünen, der den CSD mit Parteikollegin Kathrin Reimann und Rüdiger Eichholtz vom Verein Kulturprojekte Niederrhein geplant hatte. „Auf die Idee kamen wir, weil wir homosexuelle Mitglieder haben und auch im Austausch mit Bürgern merken, dass viele aufgrund ihrer Sexualität in unserer ländlichen Region stigmatisiert werden“, sagte Pelikan. Als das Planungsteam in sozialen Medien den CSD ankündigte, habe es zahlreiche Hasskommentare gegeben.
Die Positionierung für eine tolerante Welt findet sich in den CSD-Ursprüngen wieder. 1969 hatten sich Schwule, Lesben und Transvestiten in der New Yorker Christopher Street in ihrer Stonewall Bar einer Polizeirazzia widersetzt. Sie weigerten sich, sich aufgrund der pro-homosexuellen Ausrichtung der Bar einer Razzia zu unterziehen, Daraufhin fand 1970 in New York der erste CSD mit tausenden Demonstrierenden statt, die sich mit Betroffenen solidarisierten. Inzwischen feiern Millionen Menschen den CSD weltweit als Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag.
„Bin glücklich herzukommen, wie ich bin“
Nun ist er in Neukirchen-Vluyn angekommen. Mit Unterstützung der Sparkasse am Niederrhein und der Volksbank Niederrhein gelang dem Planungsteam bei sommerlichem Wetter ein eindrucksvoll bunter wie friedlicher CSD. Rund 120 Demonstrierende jeden Alters, jeder Herkunft und Sexualität liefen mit. Unter den Demonstrierenden waren Aktivisten von Fridays for Future sowie die Jusos. „Ich bin so glücklich, heute herzukommen, wie ich wirklich bin“, freute sich ein Demonstrant, der zum CSD seine langen Ohrringe erstmals draußen trug und sich zu den beiden geschmückten Demonstrationswagen begab.
Allen voran: Dragqueen und Kommunalpolitikerin für „Die Partei“, Fiona Fabulous, im Glitzerdress. Vom Wagen aus wurden Konfetti, Regenbogenbuttons und Kondome verteilt. Vom Viva führte die farbenfrohe CSD-Parade über die Niederrheinallee bis zum Vluyner Platz. Hier gab’s an Informationsständen wie dem des Vereins „Lebenslust“ Informationen zur gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und zur Änderung des Transsexuellengesetzes zur Vereinfachung der Personenstandsänderung.
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Auf der Showbühne begeisterte Singer-Songwriter Noah Warwel. Der SPD-Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim und der Neukirchen-Vlyuner Bürgermeister Ralf Köpke unterstrichen, wie wichtig Toleranz und Liebe für ein gesamtgesellschaftlich friedliches Zusammenleben sind.
Wiederholung des CSD in Neukirchen-Vluyn? Sehr erwünscht.