Kamp-Lintfort. In Kamp-Lintfort bereitet eine Band ihren Erstling vor. Warum das nach Rockmusik klingt, aber nicht immer Rock’n’Roll ist, erklären sie hier.
Gewisse Leute in Kamp-Lintfort stehen für Inklusion und Toleranz. Und sie sind gegen rechts. Gewisse Leute machen sich gerade auf den Weg, ihr erstes Album zu produzieren. Das erste Video, an dem über 80 Leute sowie viel grelles Licht und Nebel beteiligt waren, soll am 26. August veröffentlicht werden. Titel: Feuer und Flamme. Erkennungszeichen der sechsköpfigen Band ist die weiße Maske. „Sie ist neutral, da könnte jeder hinter sein“, formuliert Marcel Kronwald. „Jeder kann gewisse Leute sein.“ Mit dabei im Projekt ist auch Tobias Brambosch. Genau, beide waren lange mit El Postre unterwegs.
Der Zeitpunkt war günstig, das Malocher-Thema durch
„Wir machen alle schon seit vielen Jahren Musik und der Zeitpunkt war günstig, wir steckten alle zwischen Projekten“, erklärt Sänger Michael Handick. Die Chance hätten sie genutzt. Songschreiber und Sänger Brambosch und Arrangeur und Gitarrist Kronwald waren mit dem Malocher-Thema durch, das El Postre vertreten hat. Sie wechseln nun von der Attitüde zur Haltung, von der weltlichen zur politischen Aussage. „Es geht um die Ohnmacht, die man manchmal verspürt, weil man gegen Populismus, Rechtsruck und seltsame Aussagen so wenig tun kann, vor allem seit in Social Media jeder enthemmt seine Meinung sagen kann“, erklärt Brambosch. Geprägt von der Corona-Zwangspause wird es im Erstlingswerk der gewissen Leute aber im Titel „Allein“ auch um Depression und Isolation gehen, bei anderen Stücken aber ebenso um den großen Wunsch zu feiern. „Natürlich gibt es auch einen Song, in dem Bier eine Rolle spielt“, verrät Handick. Und womöglich wird sich in einem Text auch schon mal ein „dat“ oder „wat“ einschleichen, glaubt er.
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Der musikalisch härteren Gangart bleiben sie aber treu: „Sortierter Krach“, sagt Kronwald scherzhaft . Und dadurch, dass sie zu sechst am Start sind, gibt es natürlich viele weitere Einflüsse, etwa von Metal, Punk oder Rap. „Rebellisch, laut, ungemütlich, eine spannende Mischung“, nennt Michael Handick den gitarrenlastigen Sound. Stimmt, die Jungs gehen ganz schön nach vorn. Sie halten es durchaus für möglich, mal irgendwann eine Ballade zu schreiben, aber „das liegt erst noch mal ganz an der Seite“, erläutert Kronwald den Plan.
Zwei Jahre haben sie dran rumgefummelt, bis es fertig ist
Es ist ja auch noch längst nicht alles fertig. Gewisse Leute haben Alster Records an ihrer Seite. Bis das Album fertig ist, das wird wohl noch bis Mai nächsten Jahres dauern. „Dann haben wir zwei Jahre daran rumgefummelt“, so Brambosch. Vorher wollen gewisse Leute auch nicht in dieser Konstellation auf die Bühne.
Auch Rock-Musiker werden erwachsen
Dass sich die Rockmusiker so viel Zeit lassen, hat – ja, das kommt auch in diesen Kreisen vor – mit dem Alter zu tun. Auch Rockmusiker werden erwachsen, haben ihren Job, Familie und einen Kombi vor der Tür. Und sie werden immer perfektionistischer, selbst wenn manche Ohren den Feinschliff in all der Lautstärke nicht wahrnehmen wollen. „Wir wollen es einfach immer noch besser machen“, erklärt Michael Handick. „Früher hat man einfach drauf los gespielt, heute gehen wir strukturiert vor, da gibt es eine Projektplanung. Wir sind eben ziemlich eigen, fast schrullig.“ Was sich so gar nicht nach Rock’n’Roll anhört, aber der musikalischen Qualität keinesfalls schadet. „Gitarrenmusik und Sprechgesang“ ist dann doch eine etwas dürre Bezeichnung für den satten und feingliedrigen Sound der gewissen Leute.
Och ja, ‘ne Anfrage aus Wacken wär schon schön
Ein schönes Ziel wäre für die sechs Jungs aus Kamp-Lintfort: Ab nach Wacken! Das würde durchaus zu ihrer Haltung passen. Denn ein Metal-Festival, das mit Blasmusik eröffnet wird, steht auch für Toleranz.
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