Moers. Seit gut 40 Jahren unterrichtet Ana Maria Delgado in Moers den Tanz ihrer spanischen Heimat, den Flamenco. Dass es so kam, war eigentlich Zufall.
Ana Maria Delgado trägt ein langes, enges Kleid. Jetzt noch zwei Stoffblumen ins Haar. Und der Fächer, den schlägt sie mit einer eleganten Handbewegung auf. Fertig fürs Foto. Genauso muss eine Flamenco-Tänzerin aussehen. Die gebürtige Spanierin ist in der Region bekannt. Denn das Herz der 65-Jährigen schlägt für den traditionellen Tanz ihrer Heimat. Sie unterrichtet ihn sie seit mehr als vier Jahrzehnten an Schulen, Bildungseinrichtungen und Volkshochschulen der Umgebung – bis heute.
„Aber meine Heimat ist heute hier“, gesteht Ana Maria Delgado und lächelt, während sie zu Hause in Moers in ihrem Garten steht. „Ich war acht Jahre alt, als ich 1965 mit den Eltern von Cordoba nach Repelen kam. Sie wollten einfach ein besseres Leben.“ Der Vater, angeworben durch die RAG, arbeitete im Bergbau. Bis heute schlage ihr Herz für Spanien, für den Flamenco, die spanische Sprache und die spanische Küche – natürlich, auch darin gibt sie Kurse.
Alles fing mit dem Spanischunterricht an
Als gelernte Einzelhandelskauffrau hörte sie mit der Geburt des ersten Kindes auf zu arbeiten. Diese Rechnung machte sie allerdings ohne ihren Mann Andrés Rey und Bernhard Schmidt von der Volkshochschule. „Man suchte 1978 noch eine Spanisch-Lehrerin für VHS-Kurse. Herr Schmidt kannte meinen Mann und der fragte mich…“, berichtet Delgado. Noch heute sei sie dankbar für das Vertrauen, das man damals in sie gesetzt habe. Mit vielen Fort- und Ausbildungen weitergebildet, gibt sie bis heute Sprachkurse.
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Eins kam zum anderen: Hans-Gerd Claus von der VHS habe dann 1979 gefragt: „Kannst du dir vorstellen, Flamenco zu unterrichten?“ Ana Maria Delgado konnte es sich vorstellen. „Anfangs kannte ich nur einige wenige Tänze.“ Auch in diesem Bereich absolvierte sie zahlreiche Fortbildungen. Unter anderem in Essen lernte sie im Estudio Flamenco Maria del Mar, und auch bei Künstlern in Sevilla bildete sie sich weiter. Bekannt wurde Delgado im Laufe der Jahre in der Region durch die Aufführungen mit ihren Schülerinnen bei Stadtfesten und Events sowie bei den Duisburger Tanztagen, um nur einiges zu nennen.
Flamenco, das sei nicht nur ein Tanz. „Es sind getanzte Lieder“, berichtet Delgado. Ursprünglich seien da die Gesänge der einfachen Leute auf dem Land gewesen, die von Leid und Freude handelten. Dann sei die Gitarrenmusik dazu gekommen, schließlich der Tanz. So erzähle ein Flamenco immer auch eine kleine Geschichte. Schön sei es, dass viele ihrer Schüler Spanisch sprechen und die Liedinhalte verstehen.
Fitness und Selbstbewusstsein
Gerade das Temperament des Flamenco reize die deutschen Kursteilnehmer, weiß Delgado. Daher suche sie möglichst fröhliche Flamencos für den Unterricht aus. „Der Tanz macht auch deshalb Spaß, weil man Flamenco ohne Partner tanzen kann.“ Fitness, Körperbewusstsein und Selbstbewusstsein ihrer Schüler verbesserten sich im Laufe eines Kurses deutlich. „Anfangs denken sie, Flamenco sei ganz leicht. Später merken sie, dass der Tanz durchaus sportlich sein kann.“ Flamenco könne man zudem bis ins hohe Alter tanzen, eine ihrer Schülerinnen sei knapp 80.
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Ana Maria Delgado: „Ich finde es wunderschön, wenn die Kulturen sich begegnen.“ So gründete sie das Ensemble „Encuentro con Flamenco“, der Sohn spielt dabei die Gitarre, die Tochter tanzt, dies verstärkt durch verschiedene Künstler aus der Region. Ein großer Förderer sei vor allem immer ihr Mann gewesen: „Ohne ihn wäre das alles nicht möglich.“ Dazu scherzt Andreś Rey: „Wir müssen doch etwas tun, um die Deutschen zu integrieren.“
Ein Anfängerkurs Flamenco startet Mitte August bei der evangelischen Gemeinde Scherpenberg, es sind noch Plätze frei. Spanischkurse mit Ana Maria Delgado gibt es ab September