Moers. Fast 40 Grad in Moers: Warum es in manchen Firmen „hitzefrei für Erwachsene“ gibt und wie sich Polizei und Niag bei der Kleidung locker machen.

Die 40-Grad-Marke knackte Moers nicht, aber bis auf 37, stellenweise 38 Grad kletterte das Thermometer am Dienstag doch. In der Innenstadt war es mittags und nachmittags spürbar leerer als sonst. Offenbar verkrochen sich viele Moerserinnen und Moerser zu Hause, oder sie fanden im Bettenkamper Meer oder dem Freibad Solimare eine willkommene Abkühlung. Dabei war’s für diejenigen, die einem Beruf nachgehen, schon schwieriger, der Hitze zu entkommen, insbesondere wenn sich ihr Arbeitsplatz nicht im klimatisierten Büro befindet, sondern draußen. Was irgendwie cool ist: Für manchen gibt es eine Art „hitzefrei für Erwachsene“.

In dieser Version können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittags zwar früher Schluss machen als üblich, fangen dafür aber morgens eher an. Bei Dachdeckermeisterin Bettina Lücking war das am Montag und Dienstag so: Arbeitsbeginn um sechs statt um sieben, Feierabend zwischen zwölf und eins. „Diese Hitze ist zu gefährlich, und ich will nicht, dass einer von meinen Jungs vom Dach fällt, sagt Lücking über ihre neun Mitarbeiter. Zudem, so die Chefin, werden die Werkzeuge so heiß, „dass man sie kaum noch anfassen kann“.

Gefühlt herrschen 80 Grad vor der Maschine

Jennifer Kamuzelas Arbeitsplatz dürfte zu den heißesten in diesen Tagen gehören: Sie ist Inhaberin der Heißmangel Jordan in Kapellen, vor gut einem Jahr hat sie den Betrieb übernommen. In der Mangel, in der beispielsweise Tisch- und Bettwäsche geplättet werden, herrschen 140 Grad, erklärt sie. „Bei 40 Grad draußen kommt es einem dann so vor, als wären es 80 Grad vor der Maschine“, sagt Jennifer Kamuzela mit bemerkenswert guter Laune. Am Dienstag reichte es ihr am Nachmittag: Sie schloss die Ladentür um 15 Uhr ab, drei Stunden früher als sonst.

Auch die Moerser Stadtverwaltung wappnete sich für die Hitze. Die Mitarbeiter ohne Kundenkontakt dürfen früher kommen und entsprechend früher nach Hause gehen. Außerdem gibt es Extra-Rationen an Wasser und zusätzlich Ventilatoren, weil die Rathausbüros nicht über Klimaanlagen verfügen.

So viele Busse mit Klimaanlage wie möglich an den Start bringen

Ein früherer Feierabend wäre bei der Niag nicht zu realisieren. Fahrplan bleibt Fahrplan, auch bei Hitze. So hat das Verkehrsunternehmen die Kleidungsvorschriften für die Busfahrerinnen und -fahrer gelockert: „Die Vorgabe, lange Hosen zu tragen, ist ausgesetzt. Oberteile gibt es sowieso auch in kurzärmeliger Version“, berichtet Niag-Sprecher Michael Block. „Dazu versuchen wir so viele Busse wie möglich mit Klimaanlage an den Start zu bringen“, so Block.

Eine Bekleidungsverordnung gibt es auch bei der Polizei, allerdings gibt sie nicht vor, was die Ordnungshüter ab einer bestimmten Temperatur zu tragen haben, sondern sie regelt Kombinationen, wie Peter Reuters, Leiter der Polizei-Pressestelle erläutert: „Bei langärmeligen Hemden immer Schlips, bei kurzärmeligen ohne Schlips“, so Reuter. Mützen und Sicherheitswesten sollen immer getragen werden – eigentlich: „Aber bei diesen Temperaturen“, sagt Reuters, „sieht man’s den Kolleginnen und Kollegen nach, wenn sie’s mal nicht tun.“

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Bei der Enni Stadt & Service sind derzeit zwölf Mitarbeiter in der Stadt unterwegs, um insbesondere die jungen Bäume und Pflanzen an Straßen, in Parks und Bädern sowie auf Friedhöfen mit Wasser zu versorgen. Dazu kommen einige Unternehmen, die Pflanzungen im Auftrag der Enni vorgenommen haben und im Rahmen der Gewährleistung nun selber wässern müssen.