Kamp-Lintfort. Im Kamp-Lintforter St. Bernhard Hospital beobachtet man die steigenden Kosten vor allem bei der Energie mit Sorge. Was jetzt zu überlegen ist.

Die Krankenhausgesellschaft NRW hat wegen der steigenden Energiepreise Alarm geschlagen. Die explodierenden Kosten seien nicht zu stemmen, das Krankenhauswesen könnte womöglich nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen, hieß es. Auch im Kamp-Lintforter St. Bernhard Hospital beobachtet man die Lage mit Sorge, aber noch nicht mit hektischer Betriebsamkeit.

Gleichwohl: Bis zum Jahresende sei man noch durch bestehende Verträge sicher. „Wir rechnen durchaus mit Erhöhungen, ob es aber vier mal oder gar acht mal so teuer wird – das ist Stochern im Nebel“, sagt Sprecher Jörg Verfürth. Für das St. Bernhard handele zentral eine Firma die Verträge für alle Häuser der Franziskus-Stiftung aus. Zum aktuellen Stand könne er deshalb nichts sagen. Nur soviel: Es sei von Vorteil, ein so großer Kunde zu sein.

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Zwar habe das St. Bernhard bei der Bettenhaussanierung auch an die energetische Sanierung gedacht und die Fassade gedämmt und neue Fenster eingebaut: „Aber ich glaube nicht, dass das unsere Mehrkosten einfangen wird.“

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Und: Es gehe ja nicht nur um die Energiekosten. Es werde ja alles teurer, so Verfürth, die Lebensmittel für die Versorgung der Patienten, Medikamente, Verbandsstoffe, Hilfsmittel. Es ist laut Verfürth also die Frage: Entweder müssen mit den Krankenkassen neue Verträge ausgehandelt werden oder es wären „staatliche Zuschüsse wünschenswert“, um die Finanzen im Krankenhaussektor zu regeln. „Wir können ja die Mehrkosten nicht wie andere Wirtschaftsbetriebe weiterreichen.“ Was bleibt, ist eine gewisse Ratlosigkeit.

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Darüber nachgedacht, die Patientenzimmer ein Grad kälter zu machen, habe man nicht. „Es gibt hier so viele Stellschrauben, an denen wir nicht drehen können, etwa im OP- oder Intensivbereich, ich glaube nicht, dass das den gewünschten Effekt haben wird.“ Allein an Strom verbrauche das Haus über den Daumen gepeilt 2 Millionen Kilowattstunden.

Hier wird aus Müll Wärme gemacht: das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof. Trotzdem wird auch die Fernwärme vermutlich teurer.
Hier wird aus Müll Wärme gemacht: das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof. Trotzdem wird auch die Fernwärme vermutlich teurer. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Ob sein Haus Fernwärme von den Stadtwerken bezieht, vermochte Verfürth nicht mit Gewissheit zu sagen. Wenn es so wäre, könnte er zumindest bei der Aufregung um die Heizkosten einen Gang runterschalten.

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Von den Stadtwerken heißt es: „Entspannt ist derzeit niemand. Auch wenn im Moment niemand die Höhe der Preise voraussagen kann, steht ja fest, dass aktuell alle Preise weiter steigen, nicht nur in der Energiewirtschaft, sondern in fast allen Lebensbereichen. Das gilt auch für unsere Preise bei der Fernwärme. Allerdings wird es unsere Fernwärmekunden lange nicht so hart treffen wie die Gaskunden“, heißt es von dort. Die Stadtwerke beziehen die Fernwärme vom Asdonkshof, die Preisgestaltung obliegt den Stadtwerken.

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Grundsätzlich müsste die Fernwärme nicht viel teurer werden. Denn fossile Brennstoffe braucht die Müllverbrennungsanlage des Kreises Wesel nur einmal im Jahr zum Aufheizen des Kessels nach der Revision und vielleicht mal zwischendurch, um – je nach Zusammensetzung des Abfalls – nachzufeuern. Peter Bollig, Geschäftsführer der Müllverbrennungsanlage Asdonkshof erklärt, warum auch Fernwärme wahrscheinlich teurer wird, obwohl sein Unternehmen mit dem „Gaspreis nix zu tun“ hat. „Weil wir Wärme und Strom erzeugen, sind wir nicht unabhängig vom Strompreis.“ Und durch sogenannte Preisgleitklauseln ist auch die Fernwärme an Strom und Gas gekoppelt.