Moers/Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn. Bei der Moerser Tafel ist der Aufnahmestopp zwar aufgehoben worden, aber es fehlt Ware. Auch in Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn gibt’s Sorgen.
Schon eine halbe Stunde vor Ausgabeschluss sind die Regale bei der Moerser Tafel so gut wie leer. „Wir müssen dann sehen, ob wir den restlichen 30, 40 Leuten, die noch draußen warten, etwas geben können“, schildert Vorsitzender Raffaele Corda die missliche Lage, in der sich viele Tafelvereine in der Region derzeit befinden. Und die nahe Zukunft sehe nicht eben besser aus.
Mit 150, 160 Menschen, die sich an der Wittfeldstraße mit Lebensmitteln versorgen, erreiche man etwa 1200 Menschen in Moers, weiß Corda. „Wir mussten zwischendurch bereits einen Aufnahmestopp verhängen, weil es zu wenig Lebensmittel gab.“ Der Stopp sei inzwischen zwar wieder aufgehoben. „Und wir bekommen auch wieder etwas mehr Ware, wenn auch immer noch zu wenig für alle Kunden.“ Ohne die Spenden der Firmen seinen die Tafeln so gut wie tot.
Man schicke möglichst keine Leute nach Hause, so Corda weiter. Allein 50 neue Familien aus der Ukraine kämen zurzeit zur Moerser Tafel. „Aber es sind auch viele Deutsche dazugekommen, bei denen das Geld wegen der Preissteigerung nicht mehr reicht.“ Das Sozialamt schicke immer mehr Menschen. „Ich habe schon dort angerufen und gesagt, wie stellen Sie sich das vor? Wir sind doch auch nur eine Hilfe!“ Im Grunde müsse die Kommune doch für notleidende Menschen sorgen.
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Von Lebensmittelspenden auf Sparflamme spricht Wolfgang Krause, Koordinator bei der Tafel in Kamp-Lintfort. „Es sind längst nicht mehr die Mengen wie vor Corona.“ Auf Nachfrage bei den Märkten hat Krause festgestellt: „Von 50 bestellten Paletten einer Ware schickt der Disponent vielleicht noch zehn. Auch die Läden haben ihre Probleme.“ Früher sei man nach Feiertagen oft zweimal zum Ware Holen gefahren. „Heute, wenn wir Glück haben, fahren wir noch ein Mal.“ Trotzdem sei man dankbar, dass die Spendenbereitschaft immer noch da sei.
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Allein 206 feste Kunden verzeichnet die Lintforter Tafel derzeit. „Jeder versorgt zu Hause fünf, sechs Leute.“ Als kirchliche diakonische Organisation teile man alles auf, so gut es gehe, um keinen wegzuschicken. Zudem kämen jetzt extrem viele Flüchtlinge aus der Ukraine zur Ausgabe am Schwarzen Diamanten an der Friedrich-Heinrich-Allee. Besonders haltbare Lebensmittel, Konserven und Grundnahrungsmittel wie Reis oder Nudeln würden gebraucht. „Frisches Obst und Gemüse sind besonders knapp.“
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Seit dem 1. Juni können auch Ukrainer mit Bescheinigungen des Jobcenters zu den Tafeln gehen. Was man auch in Neukirchen-Vluyn mit einiger Sorge sieht. „Zuvor bekamen sie Geld. Nun rechnen wir mit gut 100 Kunden mehr pro Ausgabetag“, berichtet Leiterin Manuela Lenz. Jedoch seien noch nicht all diese Berechtigten bei der Tafel angekommen. „Irgendwann werden wir wohl einen Aufnahmestopp verhängen müssen.“ Rund 150 Kunden finden sich derzeit am ehemaligen Bauhof hinter dem Rathaus zur Ausgabe ein.
Manuela Lenz weiter: „Wir merken deutlich, dass die Läden zum Abverkauf mehr rabattieren. Und Discounter bieten teils abends Tüten mit Obst und Gemüse zu drei Euro an.“ Das sei für die Kunden schön, tue aber den Tafeln weh. Dankbar sei man daher für Aktionen wie jenen des Lions Clubs, bei denen Grundnahrungsmittel und Konserven für die Tafel gesammelt würden. Manuela Lenz fasst es so zusammen: „Die Not ist noch größer geworden.“
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